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land, London und einigen anderen verteilt; es sind zumeist land-
schaftliche Skizzen von unsäglich feinem Zuge der Linie, von
keuscher Verliebtheit in* alles knospenhaft Zarte und jungfräulich
Schüchterne. Wenn man seine figürlichen Darstellungen und Stu-
dienköpfe kennen lernt, ist man zuerst erstaunt zu sehen, daß in
dem sinnigen Betrachter der Natur eine Seele steckt, die ihn zur
bedingungslosen Wiedergabe des Charakteristischen und Häßlichen
treibt, begreift aber bald, daß ein Geist, der in der Natur die
Schönheit so ganz im Individuellen, landschaftlich Sonderhaften
sucht, auch in der Auffassung des Menschen nur das Individuelle
und sichtbar von der Hand der Natur Geprägte gelten lassen kann.
Von der Entwickelung dieses Künstlers waren durch W. Schmidt in-
sofern falsche Begriffe gegeben worden, als er ihm Zeichnungen
aus den ersten Jahren des 16. Jahrh. zuteilen zu können glaubte,
während in Wirklichkeit das früheste Blatt, das in Nürnberg auf-
bewahrt wird, erst vom Jahre 1510 herrührt. Eine von Meder
(Albert.-Publ. 384) publizierte Federskizze „Golgatha" scheint aller-
dings, nach der Reproduktion beurteilt, das Datum 1502 zu tragen,
vergleicht man aber das in Budapest aufbewahrte Original, so
liest man deutlich an Stelle der o eine 1 und erkennt in dem ihr
Vorgesetzten Halbkreis einen Strich in den Wolken, der zufällig
an diese Stelle geriet. Andere Zeichnungen aus den folgenden
Jahren und Dezennien schließen sich dem Nürnberger Blatt an,
die späteste unter ihnen, die ein Datum trägt, ist ein Frauenkopf
der Albertina von 1544 (Albert.-Publ. 371). Die Tätigkeit des
Künstlers läßt sich also, wenn runde Zahlen genannt sein sollen,
zwischen 1510 und 1545 eingrenzen.
Es ist nun ein entschiedenes Verdienst Schmidt's, daß er den
bekannten Griffelarbeiten Hubers ein mit W. H. monogrammiertes
und 1521 datiertes Gemälde, eine Beweinung Christi zufügte, das
sich zusammen mit der zugehörigen Predella in Feldkirch im Voral-
berg befindet, dem Geburtsorte des Künstlers. Diese Zuschreibung
bedarf keines Beweises mehr, da sie stilistisch sofort einleuchtet
und zudem durch das Monogramm und ein 1833 noch erhaltenes
Aktenstück gestützt wird.2
s Man lese wegen dieses Aktenstückes nach bei W. Schmidt, Rep. 16, S. 148.
 
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