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DRITTER TEIL

CHARAKTERISTIK DES DONAUSTILS
1. ALLGEMEINE KOMPO- Man hat sich an die Bezeich-

nung „Donaustil" gewöhnt. Ist
sich aber jeder bewußt, was er
mit diesem Kollekti vb egr iff aus-

SITIONELLE UND MALE-
RISCHE PRINZIPIEN ESES

drückt? Auch Nürnberg, Köln, die oberrheinischen Lande haben
in den ersten Dezennien des 16. Jahrhunderts ihren eigenen Stil
gehabt, wie übrigens noch so manche anderen deutschen Land-
schaften, allein keiner von ihnen hat man bisher einen analogen
Namen beigelegt. Offenbar also erblickt man im Donaustil eine
besonders eigenartige Erscheinung, die mit anderen künstlerischen
Strömungen der Zeit nicht zu vergleichen sei.
Ganz mit Recht. Denn wenn auch Künstler wie Baidung,
Schäuffelein u. a. ihrem Lehrer Dürer gegenüber ihre Persönlich-
keit und zugleich die lokale Eigenart ihres Wirkungsbereiches eben-
falls vertreten, so bleibt es doch ein Unding, ihrer Kunst gegen-
über in gleicher Weise von Oberrheinstil usw. sprechen zu wollen.
Es fehlt ihnen, und ihren Schülern eben der eigene „Stil", d. h.
ein scharfausgeprägtes künstlerisches Prinzip, das sie von Düreri-
scher Kunstanschauung ebenso greifbar trennte wie die Altdorfer-
sche Kunst. Und es fehlt ihnen auch in ihrer eigenen Heimat
diejenige volle Resonanz, die Altdorfer an den Ländern längs der
Donau in Künstlern wie Huber, Ostendorfer, Feselen, M. Z. u. a.
so reichlich beschieden gewesen ist.
Wenn wir im folgenden versuchen wollen, eine auf bauende
Charakteristik des Donaustiles zu geben, so könnten wir in die Ge-
fahr geraten, nicht einen Stil, sondern eine einzelne Persönlichkeit,
nämlich Altdorfer, zu zeichnen. Das aber liegt nicht in unserer
Aufgabe. Denn wenn auch alle Symptome des Donaustiles sich
am reinsten eben in ihm konstatieren lassen, wenn auch die
ganze Entwickelung des Stiles auf seinen Schultern ruht — so
daß wir in erster Linie ihn zu berücksichtigen haben werden —:
das, was seine innerste, individuellste Eigenart ist, bleibt mit Rück-
sicht auf die anderen Künstler des Stiles von uns unterdrückt.
 
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