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ZWEITER TEIL
DER URSPRUNG DES DONAUSTILS
1. DIE ÄLTERE OBERDEUTSCHE KUNST oa Den
Donaustil in seinem Ursprung zu ergründen ist eine vielseitige
Aufgabe. Es ist klar, daß eine so ausgeprägte und singuläre
Erscheinung außergewöhnlich komplizierter Verhältnisse zu ihrer
Entstehung bedurfte. Sollte man diese in eine Formel zusammen-
fassen, so wären es einmal eine bedeutsame lokale Tradition als
eigentliches Fundament, sodann neue künstlerische Ideen als An-
regung von außen her und endlich ein selbständiger, aber beweg-
licher Künstler, der den Gesamtinhalt, die „Idee" des Stiles in
unbewußtem Drange aus dem eigenen Inneren gebar. Bekanntlich
ist Albrecht Altdorfer dieser schöpferische Geist gewesen; zu be-
stimmen bleibt uns also, welche unmittelbaren Anregungen er für
seine Kunst empfangen hat, und vorher noch, welcher Art die vor-
angehende, ihn naturgemäß bedingende Kunstübung seiner Hei-
mat — im engeren und weiteren Sinne — gewesen ist. Eine völlige
Klarheit hierüber ist bisher noch nicht erlangt worden.
Der Schauplatz dieser vorangehenden Kunst ist das oberdeutsche
Gebiet im engeren Sinne,*6 also die Gegend südlich der Donau: Ober-
rhein, Oberschwaben, Bayern, Österreich und Tirol. Naturgemäß
aber spielen bei der relativ nördlichen Lage Regensburgs fränkische
Einflüsse ebenfalls eine Rolle; auch diese Schule also wird von uns
zu berücksichtigen sein.
Die erste wichtige Frage unserer Untersuchung ist die nach
der gemeinsamen Tradition, dem gemeinsamen Charakterzuge der
einzelnen oberdeutschen Schulen, der sie alle trotz, ihrer Verschie-
denheiten als Einheit erscheinen läßt.
Ohne Zweifel sind solche Gemeinsamkeiten vorhanden. Hält
man Werke wie die Flügelbilder im Sterzinger Rathause etwa gegen
bayerische Tafeln der gleichen Zeit, so ergeben sich zwar bemer-
is Diese Einschränkung versteht sich für das Weitere von selbst, wo immer von
oberdeutschem Gebiet und oberdeutscher Kunst im Folgenden die Rede sein wird. Im
Allgemeinen rechnet man ja auch Franken und Nordschwaben zu Oberdeutschland, doch
müssen wir die Grenzen für unseren Zweck enger ziehen.
 
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