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Knauff, Franz
Das neue academische Krankenhaus in Heidelberg: Mit einem Atlas von XXVIII Tafeln und einer Photographie (Text) — München, 1879

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https://doi.org/10.11588/diglit.25041#0014
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VIII

Die vorliegende Schrift bietet mit der Beschreibung des neuen academisclien Kranken-
hauses eine Uebersicht über die Anschauungen dar, welche die als solche ernannte Bau-Com-
mission in Form von Beschlüssen und Anträgen der entscheidenden Behörde unterbreitete, und
welche auch fast ausnahmslos bei der Ausführung maassgebend geblieben sind. Die Commission
bestand zunächst aus den Herren Geh. Rath Bluntschli, Geh. Rath Friedreich, Hofrath
Simon, Bauinspector Waag, Oberingenieur Esser und dem Verfasser. Nach dem Tode des
Herrn Hofrath Simon und dem Wegzuge des Herrn Bauinspector Waag traten die Herren
Prof. Lossen und Bauinspector Schäfer in deren Functionen ein. Die Augenklinik und das
pathologische Institut wurden, insoweit es das Interesse der Gesammtanlage erheischte, also
in ihrer örtlichen Disposition und ihrer äussern Gestaltung und Ausdehnung von der Commis-
sion unter Mitwirkung der betreffenden Herren Vorstände, Hofrath Becker und Professor
J. Arnold, festgestellt. Die innere Disposition und Einrichtung blieb ausschliesslich den ge-
nannten Herren überlassen.

Zur Zeit der Fertigstellung der Anstalt beehrte die Krankenhaus-Commission den Unter-
zeichneten mit dem Aufträge, eine Beschreibung des neuen Krankenhauses zu veröffentlichen.
Eine von einem Arzte gegebene Beschreibung muss nothwendigerweise mit dem Mangel be-
haftet sein, dass die bau- und maschinentechnischen Einzelheiten eine dilettantenhafte Behand-
lung finden. Der Fachmann dürfte aber durch die zahlreichen und eingehenden Pläne leicht in
Stand gesetzt sein, diese Lücke auszufüllen. Es schien ferner zweckmässig, dass die Beschrei-
bung der Augenklinik wegen der hiebei zu berücksichtigenden zahlreichen specialistischen Ge-
sichtspunkte dem Herrn Vorstande derselben Vorbehalten bleibe. Auch mussten die einzelnen
Abschnitte dieser Schrift sehr verschieden behandelt werden, wenn sie ihrer Aufgabe, für en-
gere Kreise einen Rechenschaftsbericht, für weitere einen Beitrag zur Förderung des Sanitäts-
bauwesens zu liefern, gerecht werden wollte. Nur die allgemeinen und noch controversen
Fragen sind eingehender erörtert. Manche an sich sehr wichtige Einrichtungen haben dagegen
eine erschöpfende Beschreibung nicht gefunden, weil sie, wie die Böhm’sclie Ventilation und
das Siivern-Hug-Röber’sche Latrinensystem anderen Anstalten entlehnt und von anderer Seite
schon bekannt gegeben worden sind. Dagegen ist ausführlich und getreulich darüber berichtet,
ob und in wie weit sie sich in ihrer hiesigen Gestaltung bewährt haben.

Der Umschwung, welcher sich zur Zeit der Vorarbeiten für das Bauprogramm in den An-
schauungen und Anforderungen der ärztlichen und technischen Welt bezüglich des Sanitäts-
und insbesondere Hospitalbauwesens vollzog, tritt in sehr bezeichnender Weise eben an jenen
Vorarbeiten zu Tage. In Deutschland hielt man noch an dem Corridorsystem fest, der Weber-
sclie Entwurf vom Jahr 1865, und die zwei Jahre später vom Grossli. Ministerium ausgeschrie-
benen, nach dem Weberschen Programm gefertigten Concurrenzentwürfe desgleichen. Das Pro-
gramm vom September 1868 verliess den Boden der vorausgegangenen Arbeiten vollständig,
und brachte als Generalidee die Herstellung einer Anzahl getrennter Gebäude mit je nach
ihrer Bestimmung verschiedener Construction und Ausstattung in Vorschlag; die verschiedenen
Gebäude sollten sich theils an das Corridor-, theils das Pavillon-, theils das Barackensystem
anlehnen. Es war damit jene Combination gegeben, welche mit dem Namen des gemischten
 
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