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Knauff, Franz
Das neue academische Krankenhaus in Heidelberg: Mit einem Atlas von XXVIII Tafeln und einer Photographie (Text) — München, 1879

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https://doi.org/10.11588/diglit.25041#0048
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Heizung und Ventilation.

Zur Zeit, als sich die Commission über das einzuführende Heiz- und Ventilationssystem
schlüssig machen musste (1868—69), gaben die Techniker und Aerzte den Centralanlagen den
unbedingten Vorzug. Mittlerweile hat sich die Stimmung für die zerstreuten Heiz- und Venti-
lationssysteme wieder etwas mehr gehoben, wenn auch die Centralsysteme wohl noch von der
Mehrzahl der ärztlichen und technischen Hygieniker als im Princip vorzüglicher erklärt wer-
den unter Hinweis auf den einfachen, wenig störenden und reinlichen Betrieb und die Sicher-
stellung der Leistungen vor willkürlichen Eingriffen der Kranken und des Wartpersonals. Dem
Einwurfe, dass bei der mehr und mehr anerkannten Nothwendigkeit, ein grösseres Kranken-
haus in eine gewisse Anzahl isolirter Gebäude zu parcelliren, die Schwierigkeiten einer guten
und namentlich gleichmässigen Beheizung von einem oder einzelnen Centralpunkten aus in
einem bedenklichen Grade wachsen müssen und sich im Voraus kaum genau bemessen lassen,
wird die Erfahrung an einzelnen auf grosse Flächen ausgebreiteten Krankenhausanlagen, so
namentlich Moabit, entgegengehalten, deren Dampfheizungen allen Anforderungen vollständig
genüge.

Wenn die Erfahrungen des letzten Jahrzehnts zur Zeit der Beschlussfassung der hiesigen
Commission hätten verwerthet werden können, so würde doch kaum die Entscheidung zu Gun-
sten einer Centralanlage gefallen sein. Es hätte sicherlich von jedem andern Wärmevehikel
als dem Dampfe abgesehen werden müssen und trotz aller Fortschritte, welcher sich die Fach-
technik rühmen darf, scheint denn doch die Gefahr von Köhrenbrüchen und Explosionen keines-
wegs ausser dem Bereiche der Möglichkeit zu liegen. Dieses Moment muss von ärztlicher Seite
in Vordergrund gestellt werden; die technischen Bedenken zu würdigen liegt ausserhalb der
Aufgabe dieser Schrift und, da nur eigene und selbstständige Erfahrung sowie auch ausreichende
technische Bildung zu einem sichern Urtheile befähigen, auch ausserhalb der Competenz des
Verfassers. Die Thatsache, dass die Fachmänner über die Zulässigkeit einer Dampfheizung
in einem Krankenhaus sehr verschiedener Ansicht sind, und dass in mehreren der neusten
Krankenhäuser, deren Installirung hervorragenden Technikern anvertraut war (Friedrichshain
in Berlin, St. Thomas in London u. A.), von der Dampfheizung abgesehen wurde, spricht in
verständlichster Weise dafür, dass gegen die Benutzung des Dampfes als Wärmeträger trotz
seiner auch dem Laien einleuchtenden Vortheile ernstliche technische Bedenken vorliegen müssen.
Ein anderer Grund gegen jede reine Centralanlage liegt in der Erwägung, dass wenn auch
eine genügende Durchschnittsleistung von Heizung und Ventilation verbürgt wäre, doch der
Grad von Accommodationsfähigkeit an zeitlich und örtlich begränzte, innerhalb sehr weit aus-
einander liegender Extreme sich bewegende Bedürfnisse, Avie ihn eben ein allgemeines Kranken-
haus erheischt, nicht zugesichert werden kann. Der construirende Techniker kann diese Auf-
 
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