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Zentral-Dombauverein <Köln> [Hrsg.]
Kölner Domblatt: amtliche Mittheilungen des Central-Dombau-Vereins — 1843 (Nr. 28-80)

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https://doi.org/10.11588/diglit.1490#0011
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dig zu klein qewordenen Locals selbst daS zuletzt gewählke großere kaum
im Skande ist, die bereikS jedes Mal üdcr 300 angestiegene Zahl det
Wersammelken zu fassen.

Jn einer der «rsten in dem Zeikraume, über den sich dee gegenwär-
kig« Bericht erstreckt, gehaltenen Versammlungen ward der Beschluß
gefaßk: da Lfker Nichkmitglieder des Vereins, namenklich Auswärtige,
zugegen seien, ein Buch zuc Einzeichnung als Mitglied des Dombau-
Vereins aufzulegen, auf das der jedesmalige Sprecher im Verlaufe
der Sitzung aufmerksam zu machen gehalten sei. Jn Folge dieses
Beschlusses ist besonders iu den letzten Monalen deinahe keine Zusam-
menkunst vorübergegangen, ohne daß dadurch ein oder mehre Mitglie-
der, selbst mit höheren als in den Stakuten vorgeschriebenen Beikra-
gen, dem Vereine gewonnen worden wären.

Ein dcm Ausschuffe des Dsmdau-Vereins übergebener Vorschlagi
die Abhaltung einer Festlichkeit an dem Pelerstage, an «elchem die
Kirchweihe im Dome gefeicrl wird, betreffend, gab auch der GeseU-
schaft Veranlassung, ihre Meinungen und Anstchten über die Feier
eines solchen FesteS auszusprechen, wobe! vor AUem der Grundsatz fest-
gehalten wurde, daß die Feier eine würdige und möglichst volkSthüm-
liche sein müßte, eine Feier, welche berechnet wäre, die Begeisterung, wo
sie schon vorbanden, zu vermekren, und wo noch keine, zu wrcken. Di«
von der GtscUschafr angenommenen Vorschläge gingen darauf hin,
nach einem fcicrlichen Hochamt im Dome unler freiem Himmel eine
große Versammlung zu halken, in welchec nach mehren, dem Zwecke
enksprechendcn, Reden eine Preisvertheilung unlcr die besten Dombau-
Werkleute, wozu ein edlcs Mitglied der Gesellschaft die nöthigen
Geldmiltel dcm Hrn. Dombaumeister dereils angewiesen hatte, Statt
finden sollte. Die Ausführung des Plancs scheilerte an Hindernissen,
welche nichr in dcr Gesellschaft selbst ihrcn Grund hatten.

Die Bespcechungen mehrer Ausammenkunste erstrcckren stch über den
höchst wichtigen Gegenstand, auf welche Weise die durch den Dom-
bau-Vcrein beschafften Mitkel vcrwendet werden könnten. Es wurden
dabei besonders drei Vorschläge gemacht und auf das lebhafteste vcr-
theidigt: der Ausbau des Schiffes, der Fortbau dcS südlichcn Thur-
meS und der gleichzeitige Bngriff des Schiffes und deS nördlichen Thur-
mes bis zur Höhc des letztern. Es gelte vor Allcm den Bau ber
Kirche, sagten die Vertheidiger des ersten Vorschlages; mit der Voll-
endung des Jnnern würde das Werk seinen eigentlichen Zweck, den
der gotteSdienstlichen Bestimmung, erreichen; entständen dann auch
wieder Störungen des BaueS, so sei doch ein Haupttheil ferlig, und
müsse dann der Bau der Thürme einer spätern, nen erwachenden Be-
geisterung überlassen werden; wir, die jetzige Generalion, hälten dabei
noch die Hoffnung, «inen Haupttheil vollendet zu sehen, wogegen bei
Zerspütterurig der Kräske und Verwendung dcr Mirtel auf solch»
Theile, welche mehr das Monumentale und Aeußere deS Domes de-
träfen, ein etwa eintretender Slillstand Alles als Ruine lassen würde
und uns der hohe Genuß eines vollendeten Theiles, namentlich der
«ajestätische Eindruck deS vollendeten Jnnern dcr Kirche, nicht mehr
'»ergönnt sei. Dagegen erwiderten die Vertheidiger des südlichen Thurm-
baues: der gegenwärtig vollendcte Chor genüge der gottesdienstlichen
Bestimmung vor der Hand; nichts sei aber belebender für die Nach-
haltigkeit der Beirräge, als wenn man zusehends die Thürme in die
Höhe steigen sthe, wenn auch aus der Ferne schon der Beschauer in
der freudigen Zusersicht die Thätigkeit der Steinmetzen «rbiicke, bald
das Blumenkrcuz auf der Spitze des Thurmes strahlcn zu sehen. Für
die dritte Anstcht ward endlich vvrgebracht: wir müßten in der festen
Ueberzeugung beginney, daß der ganze hohe Bau vollendet würde; so
seien die Alten auch an das Werk gegangen, hätten Schiff und Thürme
zugleich in Anqriff genommen; ohne die Hinaufsührung deS nördli-
chen Thurmes bis zur HLHe des Schiffes bleibe der Ausdau des letz-
tern nur Stückwerk, ja, sei vielleicht technisch unmöglich; es dürse
keine Ruine den Eindruck deS großen GotteshauseS stören, und erst
dann könn« man einen Hauptthcil für vollendet ansehen, wenn das
Schiff und das Hauptportal, zu deffen Bufführung der Bau deS
nördlichen Thurmes bis zu dcr desagtcn Höhe nothwendig sei, vollen-
det wäre; dann erst könne man den Ausbau der Thürme ruhig der
Nachwelt überlaffen. Tie Mehrhrit dcr Milglicder der Grsellschafl
sprach sich für den letzkern Vorschlag aus und beschloß, einen größern
denselben motivirenden Vortrag drr Redaction des „Domblattes" zur
Ausnahme in dasselbe zu übergeben. Gleichzeitig ward auch die An-
ficht aufgestellt, daß di« Trennung der durch die jährlichen Gnadengt-
schrnke Sr. Majestät zu dauenden Theile von denen, welche die Ver-
einscaffe übernehme, so unbedeutend als möglich sein möchte; ein ge-
meinschaftlicher Bau sci jedenfalls das Beste.

Das bevorstehende Fest der Grundsteinlegung gab natürlich zu man-
nigfachen Besprechungen Anlaß, und verschiedene Vorschläge zur Feier
desselben wurden theils von Einzelnen, theils von «inem eigen« zu
dem Zwecke von der Gesellschaft gewählten AuSschusse qemacht. Sie
bezwtckten thells die Art und Weise, wie das Fcst selbst würdig und
volksthümlich gefeiert werden könne, theilS, wie man den hohen Pro-
tector des Dombau-Vereins, unsern Allergnädigsten König, in der ge>
bührenden Wei's« empfangen müffe. Für daS Letztere ward namentlich
cin Fackelzug vorgeschlagen, dem «ine feierliche Sitzung der Gesellschafk
vorausgehe. Da jedoch der Zweck der Gesellschaft ein mehr anregender
als ausführender ist, so schien es passend, die Ausführung solcher Vor-
schläge und unter ihnen auch des erwähnten Fackelzuges der kölmr

Bürgerschast, welche doch insgesammt bei einer solchen Feier betheiligt
sein müsse, zu überlassen.

Diese Besprechungen über die Friec dcs bevorstchcnden Grundstein-
legungsfcstes wurden an einzelnen Versammlungstagen durch größere
andcrweitige Vorträge untrrbrochen. So hielt namentlich ein Redner
einen ausführlichen Vorlrag über den ersten Dombaumeister, worin er
stch für die Meinung erklärle, daß Albcrt der Große als solcher be-
lrachtet werden miiffe; ein anderer sprach über die Entwickelung des
christlichcn Kirchenbauwcsens, dessen Vollendung er in der so genannten
gothischen Architektur und in dem grvßartigen Mustec derselben, un-
serm Dome, nachwies.

So rückle vcr vierte September mit seinec unvergeßlichen Feier
heran, und die solgende Sitzung war natürlich der großen Bedeutung
dersklben gewidmet, wobei ein Redner auch auf die anwesendcn be-
merkenSwerthen Personen und namentlich auf di« Verdienste unseres
LandemanncS Sulpiz Woifferöe um unsern Dom hinwies. Die Ein-
zelhcilen der Ausführung des Festes gaben leider Veranlassung z«
manchem Tadcl und manchen guken Wünschen für die Aukunst. Nach
längerer Discussion schien es stch herauszustellen, daß die Ursachen der
Statt gesundenm Unordnungen zum Theil wedcr dem vom Vorstande
gewählken Festcomite noch den Festsrdnern zur Last gelegt werden
oürflcn, daß ader vor Allem die ohne Wissen und Willen des Fest-
comites erfolgte Absperrung der Seitenschiffe des Chores währcnd dcs
Hochamles und die Austheilung vvn Karten, durch welche man zum
Autritte zu diesen Seitenschiffen berechtigk wurde, das theilweise Miß-
lingen des Festes verschuldeten, weil dadurch di« große Mehrzahl der
Vereins-Mitglieder sich gekränkt und zurückgestoßen erachten mußtr.
Auch der übermäßigen Uebervortheilung dcr Frewden von Seiten «in-
zelner Bewohner der Sradl bei dieser Gelegenheik ward von Mehren
tadelnd erwähnk und die von allen Seiten gerühmte Behandlung der
Fremden während der Versammlung der Naturforscher in Malnz sol-
chen Thatsachen gegenübergestellt.

Eine zu verschiedenen Zeiten wiederholt aufgeworfene Di'scussi'on:
ob cs nicht zweckmäßig sei, daß der Vorstand des Dombau-Vereins
im Einverständnisse mit den belrcffenden Behörden diejenigen Gelder,
welche durch die Besichtigung deS Domes von den Fremden erhoben
würden oder erhoden wecden könnten, ganz oder theilweise für die
VereinS-Baucasse gewinnen möge, wurde durch die Bemerkung eineS
anwesenden Vorstands-Milgliedes erledigt, daß dcr Vorstand bereitS
einen Beschluß deßwegen gefaßt habe und daß zwel seiner Mitglieder be-
auftragt worden seien, stch in Lezug auf diesc Angelegenheit mit den
betreffenden Behörden zu benehmm und dem Vorstande über die Re-
sulkate ihres Commissoriums zu berichten. Wenn auch von manchen
Seiten die auf diese Weise ;u gewinnende Summe übertrieben ange-
geben worden sein mag, so war doch die ganze Versammlung darüber
einstimmig, daß ste jedenfallS eine sehr beträchtliche sein müßle, da der
Fremdenbesuch des Domcs in den letztm Jahren stch unglaublich ver.
mehrt habe.

Durch eineu Beschluß der Gesellschaft ward es dem jedesmaligen
Sprccher zur Psticht gemacht, auf alles im letzten „Domblatt" Enk-
haltene, waS für die Gesellschast in irgmd einer Weise von Jntereffe
sein könne, aufmerksam zu machen. Bei Gelegmheit «ineS solchm
ReferateS fanden sich mehre Anwesende veranlaßt, darauf hinzuweisen,
daß einzelne Stellm des „Dvmblaltes" nicht geeignet seien, daS allge-
meine Jnteresse füc die große Sache zu beföcdern. So befinde stch
nammtlich ein Aussatz in demselben, welcher cinen verletzendm Vor-
wurf gegen Sachfen und besonders dieSladt Leipzig enthalte, dcr
in der That nicht geei'gnet scin könne, die Thcilnahme für ein Werk
zu deleben, das ein Werk der Liebe und Eintracht sein solle. Eben so
unpassmd sei e«, im „Domblatk" bestimmte politische Richtungen und
Anstchlm zu verfolgm; es dürfe in keinem Fallc erlaubt sei'n, ganze
Nalionm dadurcd zu beleidigen, daß man die denkwürdigsten Perioden
ihrer Grschichte herabwürdige, wi« dieS in einem Aufsatze geschehen
sei, wo der Geist der vorletzten französischen Revolukion im Allgemei-
nen ein Geist der Lüge und Aerstörung genannt worden. Das „Dom-
blatl" sei kei'neSfalks geeignet, ein Tummclplatz politischer Streitig-
keiten zu werden, was doch nolhwendig erfolgen müßte, wenn solLe
Bufsätze politischm Znhalts, abgesehen von der zu Grunde liegenden
polilischm Meinung, Lfters wiederholt würden. Man gebe dadurch
nur dm Feinden der Dombau-Sache neue Waffm in di'e Hände.
Nach beendigter längerer Discusst'on über diesen Gegenstand wurde
ein Schreiben an die Redaclions-Commissi'on beschlossen und sngefer-
tigt, worin die Bitte ausgesprochen wurde, aus dm schon erwähntm
Gründen im Jnteresse der Sache die Aufstrllung von Ansichken und
Meinungm der Art im „Domblatt" zu verhindern. Das Antwort-
schcciken der Redactions-Commisston, worin dieselbe die Verantwort-
lichkeit für den speciellen Jnhalt dec bisher gelieferten außeramtli-
chen Artikel vsn stch ablehnen zu dürstn glaubke, weil, dem Prospe-
ctus gemäß, der subjectiven Anstcht der Einsender von Beiträgen freieS
Spiel gelaffm werden soüe, so fern diese Anstchten nur nicht dem
Zwecke beS VereinS offeubar widerstritten, übrigens ihrm Dank für
die unumwundene Aundgebung der Gestnnung der Unterzeichner aus-
sprach, gab Veranlaffung zu einer Discusston übcr bie Stellung der
Redaclions'Commisfion, wobei bemerkt wurde, daß bloß die nichtamt-
lichm Artikel in das Gebiet der Redactions-Commisflon gehörtm, weil
die amtlichen ihr vom Vorstande, respective deffen Mandataren, zuge-
 
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