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Zentral-Dombauverein <Köln> [Hrsg.]
Kölner Domblatt: amtliche Mittheilungen des Central-Dombau-Vereins — 1845 (Nr. 1-12)

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https://doi.org/10.11588/diglit.1496#0088
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pand "). Mki d«m Jahrr 1522 hörten d!e Bauten und Reparaturen dir
Kirche zu Luntm erst ganj auf, war die Kirche ,'n allen Theilen so, wie
»ir sie jetzt sehen "). Rührend Ist eS zu hören, wie man daS schöne Cru-
«Isix mit seinen Dvnatoren auf dem Dorplatze der Kirche und di« Statio-
«m um dieselbe zu schützen und ju retten suchte, als die Bilderstürmer drr
franzöfischen Revolution anfingen, auch in unsern Provinzen ihr Unwesen
zu treiben. Man ummauerte daö Kreuz, rin Meisterweik der Bildhauer-
kunst aus dem Anfange des sechszehnten JahrhunderlS, so wie die Skatio-
nen, und sie wurdm gerettet — eine währe Perle der Bildnerei aus drr
angeführtrn Prriode drr deutschen Kunstgeschichte.

Einfach in ihrem Aeußern, um so zierücher und r-ich an Kunstarbeiten
in Ihrem Znnern, hat die Kirche d.m zerstörenden Wechsel der Jahrhun-
derte getrotzk; als WerS von Menschenhand mußte der schöne Bau aber
auch der Zeit den Tribul zollen, welchen d!e Unerbittliche von allen Din-
gm heischt, di« sie entstehen sieht. Hier sehen wir ein vollrndekes Werk
des Spitzbogenstyls noch In seinen Grundformen und in selnem baulichen
Schmucke vollständig erhalten, und wenn auch Manches schadhaft gewor-
den, wrnn auch daS Ganze der Reffauration bedarf, so dürfen wir uns
Glück wünschen, daß die Grgenwart, hat sie sich auch in ihren architeklo-
nlschen Schöpfungen noch keinm «igenen Charakter gebildet, ist die Bau-
kunst auch noch an flache Nachahmung geknechtet, dennoch das Herrliche
der Baukunst des germanischen Mitwlalters erkannt hat und zu schätzen
weiß alS aus hem i'nnersten Wesen germanischer Volksthümlichkeit Ent-
sprvffmes. Unscr kunstsinniger König hat drn historischen Werth unserer we-
nigm aus den blinden Stürmen der Zeit geretteten mitkelalterlichen Kunst-
denkmale nicht nur anerkannt, sondem längst in unsern, wie in den übri-
gen Provinzen unsereS StaateS durch wahrhafl königlick-e That bewiesen,
daß eS ihm ein heiliger Ernst, zu schützen, zu erhalten und zu rrtten, was
nur immer zu schützen, zu erhalten, zu retten ist. Auch der Kirche zum
h. Bictor, diesem Juwel des Spitzbogenstyls, so überreich an den zierlich-
stm und vollendelsten DetailS, hal der königliche Mä'cen seinr Aufmerk-
samkeit zugewandt, und wir dürfen zuversichtlich hoffen, dies schöne Bau-
denkmal in seiner niedlichen Prackt wieder hergestellk zu sehen. Unser
wackerer Dombaumeister, der königl. Regiernngs- und Baurath Zwirner,
hat schvn dm «uftrag erhakten, über den nöthigen Restaurationsbau der
Kirche zu Lanten die Kostenanschläge zu machen, und Jeder ist mit mir
der festestm Ueberzeuqung, wicd ihm die Wiederherstellung der hrrrlichen
Kirche übertragen, dies Denkmal wieder in seiner ganzen Schöne nru ver-
jüngt erstehen zu sehen. Die königliche Munificenz wird zwejfelsohne der
Rheinprovinz diese in ihrer Art kunstvollendete Kirche erhalten; sie stehk
auf altclassischem Boden, und daS deutsche Heldenlied der Nibelungen
fingt nicht umsonst „zu Lanten an dem Rheine."

Wer sich einrn Begriff machen will von dem Reichthume, der künstleri-
schm Bollendung der DetailS der Bildnerei, welche hier zum Schmucke,
zur Hebung und Belebung drr reinsten Grundformen des Spitzbogen-
styls angewandt wurden, findet dieselben in der so reichhaltigen Sammlung
von Ornamentcn der mittelalterlichen Baukunst meines FreundeS F. Len-
hart, am altm Ufer Nr. 51, welche Sammlung jetzt schon das Gedie-
genst« aufzuweisen hat, wa« die mittelalterlich« Baukunst am Niederrhein
Schönes in ihrer Ornamentik bietet. Die Ornamente, Laubverzierungen,
Kronen und Tragsteine u. s. w. der Kicche zu ökantcn ksnnen dem Voll-
mdetsten, waS wir an unserm Dome bewundern, dreist zur Seile gesteltt
werden. Danken wir Gott, daß uns diesis im Ganzen w!e in dm
Einzelhriten so herrliche Denkmak erhalten wird!

Köln, im Nov. 1845. Ernst Weyden.

Lsrrefpondens-Nachrichten.

Köln, im Noveniber. Es ist bekannt, daß die so genannten Dombe-
cher, di« aus der Fabrik der Herren Villeroy u. Boch zu Mettlach
hervorgegangm sind, welche überhaupt mancheS schöne Thvnwerk in älterer
Form liefert, sich einrs bcdeutenden Absatzes erfreuen, und daß die Fabri-
canten 4 Sgr. von dem Derkaufspreise eincs jeden Bechers, den fle ein
für alle Mal und überall auf 15 Sgr. festgesetzt haben, um eine grö-
ßere Abnahme hervorzurufen, dem Dombaue zuwenden. Wie erheblich
dieser Antheil ist, geht daraus hervor, daß di« genannten Herrrn jrtzt schon
im Stande waren, der Vereins-Casse 133 Thlr. 10 Sgr. zu üdermachm,
»in Ertrag, welcher sich bei der angenehmm Form und sinnigen bildlichen
AuSstattung dieser sv preiSwürdigen Becher gewiß noch vermehren wird.
Seinr Majestät unser König hat «inen solchen Dombecher, den die Fa-
dricanten Allerhöcksten Ortes einzureichen sich erlaubten, anzunehmen ge-
ruht und «inen Dank dafür aussprechen lasse», auch Allerhöchst gestattet,
daß dieser Annahme im Domblatt« Erwähnung geschehe. Dies Zeichen
königlicher Würdigung der Arbeil und ihres damit verbundmen ZweckeS
wird hoffentlich die Abnahme noch allgemeiner machen und jeden Dvm-
baufreund anspornen, fich den Befitz eines solchen BecherS zu verschaffen
und dadurch «iederum dem Dombaue nützlich zu werdm.

Der Caplan zum heil. LambertuS i'n Düffeldorf, Herr B. G. Bayerl«,
hat eine an drm letzten Jahrgedächtniss« der Metropolitan-Kirchweihr ge-
haltene Predigt herauSgegeben und den Ertrag zum Bestm des Dom-

^ Man sehe Doisseröe'L Geschichte und Beschreibung des Dome
von Köln. Aweite LuSgabe. München, 1842. S. 23.

^>) Bgl. Alterthümliche Merkwürdigkeiten. Lheil U. S. 42. Wir ver-
nehme» hier auch, daß z« dem Baue Drachenfelsersteiue, Gandel-
steine, Münstersteine («loLastorieooi,), Drtsteine und Seemsteine (?)
werwandt «urden.

baue» b-stimmt. Der Znhalt dieser Predigt, die dm kölner Dom in sei.
ner Bedeutung für die Eezdiözese, für das christliche Deutschland und für
die ganz« christliche Welt zum Gegenstande hat, muß das Gemüth eines
jed-n, der die «hrwürdige Kathedrale kennt und gerechte Hoffnungen an
den Fortbau und di, Vollendung knüpft, ansprechen und erheben. DaS
Werkchm, welches nur 3V» Sgr. kostet und in allen Buchhandlungen vor-
räthig ist, wird sich daher mit Recht deS Absatzes an viele Dombaufreunde
zu rrfcciien haben.

Aachcn, 9. Nov. Am verflossmen Donnerstage, den 6. diesis Mo-
nats hielt der hiesigr Verein für den Forlbau des kölner Domes siine
Jahres-Versammlung, zu der alle Mitgliedrr vom Vvrstande wiederholt
eingeladen worden waren. Die Wahlseier wurde diesmal auf eine
besonders würdrg« Weise durch einen religiösen Act !m hiestqen Mün-
ster vorbereitet. D-r hochwürdigste Herr Weihbischof v. Claessen,
früher selbst Ehrenpräsis des hresigcn Vereins-Vorstandes, hattr die Ge-
wogenhtit, ein Pontiftcal-Amt im hiefigen Münster zu halten, dem rine
salbungsvolle Rede unsereS hochwürdigen Herrn Canonicus o. Smets
folgte. Wohl keiner dec anwesenden Vereinsgenoffen hat dir heilige Stä'tte
verlaffm, ohne durch die gehaltvollm, mit Jnnigkeit und Begeisterung ge-
sprochcnen Worte deS Festr-dners über die Bedeutung des grvßartigen Un-
kernehmrns bclchrt und m!t neuer Liebe zuc Mitwirkung an der Lösung
der großen Aufgabe erfüllt worden zu siin. Wir frcuen uns daher, die
Mittheilung machen zu können, daß der würdige Herr Verfaffec dem
Wunsche drs Vorstandes nachgegeben hat, dcmselben die gehaltene Rede
zur Herausgabe zum Besten des kölner Dombaues zu überlaffm. Die
Festrede, welche cS in hohem Grade verdient, in weitercn Kreisin gekannt
zu sein, wird dem Golteskause allenthalbm, wo sie gelesen werdcn wird,
neue Freunde gewinnen. Nach der reügiösen Feier beqabm sich die anwe-
senden Vereinsgmossm zum Saale des Rathhausis, um daselbst den Be-
richt des VorstandeS über seine Wirksamkeit im «ntwichenen Vereinsjahre
anzuhöcen und zur Wahl von 10 neuen Vorstands-Mitgliedern zu schrei-
lm. Der Vorfitzmde, Hr. Justizrath Jungbluth, erfreute dieVecsamm-
lung mit einrm detaillrrten Berichte über die erlangten Resultate und mit
Bezeichnung der Miltel, welch« künslig zur Förderung der Vcreinssache in
Anwendung zu bringen sem dürfkcn- Die Totalsumme aller Beilräge der
Vereinsmitglieder, unserer Liedertafel, der Gesellschaft Concordia und der
Sonntaqs-Handwerkerschule hierselbst !m verfloffenen Vereinsjahre 1844—
45 belief sich auf 1037 Thlr. 26 Sgr. 5 Pfg. Die Wahl zur Ergänzung
des Vorstandes, aus w-lchem staiutengemäß 10 Mitgliedcr ausschieden, fiel
auf die nachbenannten Herrcn: Landrath von Coels, Oberbürgermeister
Emundts, Director Kribben, Stadtcath v. Monheim, Oberlehrer
v. Mü l ler, Bürgermeister Nellessen-Kelleter, Canonicus V.Smets,
Landgerichtsrath de Syo, Regicrungs-Präsident v. Wedell und Dom-
vicar Weid enhau pt j»o. Unter diesen 10 Vorstands-Mitgliedern be-
finden sich 7, welche bereits im Vorstaide warm, und 3 neue, von wel-
chm Herr Regierungs-Präsident v. Wedell einstimmig, die beiden an-
dern: Herr Canonicus v. Smcts und HerrDomvicar Wcidenhaupt,
mit großer Majorität gewählt wurdrn.

Literarilche Änzeigen.

Bei B. Boisseree in Aachen ist erschienen undin aken Buchhandlun-
gen zu 2V2 Sgr. z« haben:

Wir dauen mit am kölner Dome.

Erne Rede,

vvr der am 6. Rovember 1845 Statt gefundenen

VorstandSwahl des aachener Filial-Dombau-Verekns

in der Münsterkirche gehalten
vou

v Wilhelm GmetS,

Canonicus am Collegiatstifte.

(Der Ertrag ist für den Dombau bestimmt.)

I» der F. Lintz'schen Buchhandlung zu Trier ist erschienen und durch
alle gute» Buchhandlungen zu haben:

Die christlich-geruranische Baukunst

und ihr

Verhältnift -ur Eegenwart.

Bon

A. Retchensperger.

Nebst einem Brrichte Schinkel's au« dem Zahre 1816, den kölner
Dombau betreffmd, als Anhang.

Trier, 1845.

Verantwortlicher Herausgeber: Jos. DuMont.

Druck und Commissions-Verlag des Verlegers der Kölnischen Zeitung,
M. DuMont-Schauberg.
 
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