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Koepplin, Dieter
Cranachs Ehebildnis des Johannes Cuspinian von 1502: seine christlich-humanistische Bedeutung — 1973

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https://doi.org/10.11588/diglit.9938#0096
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9o

Gedanken und bildlichen Vorstellungen nach Möglichkeit einzu-
dringen, kurz: sich einzuweihen. Selbstverständlich sind die
Möglichkeiten hierzu beschränkt.

: Mit dem Gesagten haben wir vorausgesetzt, was freilich naheliegt,
dass die Symbolik der Landschaft und ihrer einzelnen Figuren von
Cuspinian bestimmt worden ist und nur von seiner Person her er-

; klärt werden kann. Eine solche Annahme kann durch historische
Parallelen gestützt werden. Konrad Celtis war weit entfernt von
jener eigentlich fortschrittlichen Haltung, die dem Maler eine
möglichst grosse Freiheit in der Erfindung der Thematik zugeste-
hen würde (227). Für ihn blieb die Kunst eine dienende Illu-
stratorin und ein Mittel, die humanistischen Ideen und den neu-
en mythologischen Bildungsstoff zu veranschaulichen und mit
Hilfe der Druckgraphik zu verbreiten (228). Celtis hat Dürer
und Burgkmair ikonoqraphische Programme bis in die Einzelheiten
vorgeschrieben. Die Unterschrift des "Musenbrunnens", eines

(227) A. Dresdner, Die Entstehung der Kunstkritik im Zusammen-
hang der Geschichte des europäischen Kunstlebens, München
1915, 77 ff; R.W. Lee, Ut pictura poesis, The Humanistic
Theory of Painting, in: The Art Bulletin XXII, 194o, 197-
269; E.H. Gombrich, Renaissance Artistic Theory and the
Development of Landscape Painting, in: Gazette des Beaux-
Arts XLV, 1953 I, 336-36o; Chastel 1954, 174; A. Hauser,
Sozialgeschichte der Kunst und Literatur, Bd. I, 1958,
34o ff.; W. Braunfels, in: Das Münster IX, 1956, 12 mit
Anm. 37. - Vgl. Anm. 796.

(228) Bezold 1883, 18, 22 ff., 34; Giehlow 19o4, 6 ff; Leit-
schuh 1912, 131-184. Nicht benutzt haben wir: Eva Maria
Marxer, Text und Illustration bei Sebastian Brant und
Konrad Celtis, Phil. Diss. Wien 1961. Man denke auch da-
ran, dass später in Wittenberg der humanistische Theologe
Melanchthon sich nicht gescheut hat, Cranach biblische
Bilder zur Vorlage und Anregung zu zeichnen - analog

wie er einem Poeten literarische Entwürfe geliefert hat
(Brief an Joh. Stigel 1544, Corpus Reformatorum V, 1938;
deutsche Uebersetzung: Lüdecke 1953, 77).
 
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