Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Körte, Gustav
Göttinger Bronzen — Berlin, 1917

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.15658#0037
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
34

GUSTAV KÜRTE,

donyx in Florenz x) tragen diese einen kurzen Mantel aus dickem, mit Stickerei
verziertem Stoff, der vorn offenbar durch eine Spange zusammengehalten wird,
die trabea (den alten Kriegsmantel)2). Die rituelle Kopfbedeckung ist durch Ver-
hüllung des Kopfes ersetzt. Die Ähnlichkeit dieses Gewandstücks mit dem an
unseren etruskischen Priesterbronzen beschriebenem ist unverkennbar. Heibig
(Hermes XXXIX. 1904. 175) bemerkt zu der Statuette im Museo Gregoriano (s.
oben S. 10) ein Römer würde deren Mantel als eine parva trabea bezeichnet haben.

Fassen wir das Ergebnis der vorstehenden Untersuchung der etruskischen
und römischen Priestertracht zusammen, so ist die Abhängigkeit dieser von jener
ohne weiteres einleuchtend. Die längst erkannte weitgehende Beeinflussung der
altrömischen Kultur durch die etruskische, besonders in allem was mit dem Kultus
zusammenhängt, wird so in einem wichtigen Punkte ergänzt.

Aus den in Etrurien nachgewiesenen fünf (Typus a—e) Varietäten priester-
licher Abzeichen hat sich bei den Körnern eine, im wesentlichen konstante Form
herausgebildet. Das älteste Zeugnis für diese bietet der Karneol mit dem apex
der Salier (s. oben S. 33 A. 2), welchen Furtwängler in das III./II. Jahrhundert
setzt, Heibig bis ans Ende des IV. hinaufsetzen möchte. Die einzelnen charak-
teristischen Bestandteile sind sämtlich auf den etruskischen Monumenten nach-
zuweisen : Zunächst die aufgesetzte Spitze, virga, die in allen etruskischen Typen
außer e wiederkehrt: besonders stark ausgebildet in d (die Form der Kappe am
nächsten verwandt an der Bronzestatuette von Isola di Fano), die Anbringung
von Wolle an dem apex höchst wahrscheinlich in der Umwickelung mit Woll-
fäden, welche die Urnenreliefs desselben Typus zeigen, die ebenfalls an das Opfer-
tier erinnernde Scheibe am apex in dem etruskischen Typus a; endlich die Be-
festigung der ganzen Kopfbedeckung durch das Kinnband. Nur aus Etrurien
kennen wir, durch Monumente (Typus h), die ganz aus (behaartem) Fell beste-
hende Kopfbedeckung; für Rom nur aus literarischen Zeugnissen, für beide deren
Ersatz durch die erwähnte Scheibe am apex, einen Ausschnitt aus dem Fell des
Opfertiers, das samentum der Herniker.

Ohne Zweifel ist die diesen einzelnen Bestandteilen zugrunde liegende sym-
bolische Bedeutung (s. oben S. 17. 25) mit übernommen, so auch die virga aus

1) Heibig a.a.O. S. 20G Fig. 1; danach bei Daremberg-Saglio Art. Salii p. 1020 Fig. 6045;
Furtwängler Gemmen I, XXII, 64. Den Stein, mit der etruskischen Inschrift Ätüüs alce, setzt
Furtwängler a. a. 0. III, 222 in das III /II. Jahrh. v. Chr.; Heibig möchte ihn noch etwas hoher
hinauf datieren. Das Wort alce ist mit H. gewiß als. Verbalform zu fassen und etwa mit signavit
oder ähnlich zu übersetzen. Die Vermutung F.s a.a.O. II p. 111, der steife Umhang der beiden
Männer sei als das aereum pectoris tegumentum des Livius I, 20 zu erklären, scheint mir ganz
unannehmbar.

2) Vgl. Wissowa a. a. 0. S. 428, der die Angabe des Servius ad Aen. VII, 190, wonach der
Augur ancile und trabea mit dem (Flamen) Dialis vel Martialis gemein haben solle, mit Recht
ablehnt. Diese mehrfach widersprechenden Angaben der späten Grammatiker sind eben für uns
nicht ohne weiteres maßgebend, da sie nicht auf Anschauung, sondern auf z. T. irriger Verwertung
älterer Nachrichten beruhen.
 
Annotationen