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Körte, Gustav
Göttinger Bronzen — Berlin, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.15658#0058
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GÖTTINGER BRONZEN.

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85. (M 114. H 285). Stlengis. L (bis zur Krümmung) 0,22. Von Wie- Tat. xvi.
seier in Athen erworben. S. Göü. gel. Nachr. 1873, 534f. Vorzügliches, wohl
erhaltenes Stück. Höchst saubere Arbeit; bemerkenswert namentlich die Art
wie der Schaber in den ebenen Griff eingebettet ist: beide Teile sind zusammen
in außerordentlich feinem Guß hergestellt. Der umgebogene, eine Öse bildende
Teil des Griffes (noch federnd) war durch einen eisernen Niet an dem Schaber
befestigt. Auf der Oberseite, nahe der Biegung, ein ovaler Stempel mit dem in
flachem Relief sehr fein ausgeführten Bilde eines Pan. Bocksbeinig, ithyphallisch,
gehörnt (nur ein Horn angegeben), mit großem Bart, anscheinend tierischen Ohren
und kurzem Schwanz, ist der Gott in die Knie gesunken und streckt in höchstem
Schreck beide Arme nach oben: eine wundervoll lebendige Wiedergabe des „pani-
schen Schreckens" (nävsiov, navixöv) an dem Gotte selbst. Das bisher, so
viel ich sehe, unbeachtet gebliebene Werk verdient einen Ehrenplatz unter den
Darstellungen des Pan. Es gehört wohl noch dem V. Jahrhundert an.

Von unverzierten Geräten erwähnen wir noch eine Stlengis (M 115), deren
unteres Ende fehlt, einen Stilus (M 116), einen größeren (M 120) 0,06 1. und
zwei kleinere Angelhaken (M 121. 122) 0,03 1. aus dem Nachlaß Rhusopulos
bezw. dem athenischen Kunsthandel. Sie sind mit Widerhaken versehen, oben
platt gehämmert um der Schnur einen Halt zu geben. Die beiden von Hubo
(Nr. 39. 40) als solche angeführten Gegenstände, Geschenke von Brugsch, aus
dem ägyptischen Theben, sind vielmehr Henkel eines kleinen Gefäßes bezw. einer
Pfanne, anscheinend hellenistischer Zeit. Ferner das Gehenk einer Schnell-
wage (M 142, 1. 0,38), Geschenk von Geh. Regiernngsrat Prof. Dr. E. Ehlers
aus dem Nachlaß seines Bruders, der es in Cartagena (Carthago nova) von Fischern
erworben hatte. Es besteht aus einem gebogenen Teil zum Anhängen an die
Wage, darin befestigt ein, ebenfalls gegossener Teil, von dem zwei starke Ketten
mit spitzen Haken herabhängen. — Vielleicht dazu gehörig M 143: ein starker
Bronzedraht, oben in einen Knopf endigend, unten zugespitzt, 0,48 lang, dessen
Verwendung unklar.

Die von Hubo S. 25—27 unter „Asiatische Werke" verzeichneten Bronze-
sachen, von einer österreichischen Expedition nach Asien stammend, zum größten
Teil in Teheran gekauft, angeblich aus Persepolis (vgl. Wieseler, D. Sammlungen
des arch.-numism. Inst, der G.A.-Vniv. (1859) S. 16 und 31 Anm. 47) verdienen
keine nähere Erwähnung. — Es sind kleine, unbedeutende Anhänger, Gerätfüße
u. dgl. meist später Zeit, z. T. modern, ohne jeden wissenschaftlichen Wert.

Dagegen besitzt die Sammlung eine Anzahl von Amuletten1), namentlich
solche aus dem Nachlaß von Ath. Rhusopulos erworbene aus Griechenland, welche,
als Dokumente antiken Aberglaubens, der Beachtung wert und deshalb hier kurz
zu erwähnen sind2).

1) Die von Hubo Nr. 807. 808 gebrauchte Bezeichnung „Enkolpion" ist nicht zu empfehlen,
da sie erst im spätesten Griechisch vorkommt.

2) Vgl. 0. Jahn, Über den Aberglauben des bösen Blickes, her. d. säehs. Ges. d. W. 1855.
 
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