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Kranzbühler, Eugen; Heyl, Cornelius [Bearb.]; Illert, Friedrich M. [Bearb.]
Worms und die Heldensage: mit Beiträgen zur Siegel- und Wappenkunde, Münz- und Baugeschichte der Stadt — Worms: Stadtbibliothek, 1930

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https://doi.org/10.11588/diglit.53263#0301
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wurm das gemeinsame Zeichen eines Personenkreises der Münzer gewesen ist und
von daher einerseits auf die Produkte gemeinsamer Tätigkeit, die Münzen, über-
nommen worden ist, andererseits, wie in die Privatwappen, so auch in das anscheinend
erst später entstandene Genossenschaftswappen getreten ist. Historisches Vergleichs-
material zu finden, ist schwer. Vor allem ist mir nichts ähnliches aus den übrigen
deutschen Münzerhausgenossenschaften bekannt geworden 265. Vielleicht blieb mit
der Entstehung der Wappen im eigentlichen Sinn im Kreis der Wormser Münzer
der Gebrauch des Drachen als Wappentier auf die alten Münzerfamilien beschränkt,
die ihn, wie die Ruppel noch bis um 1400 verfolgbar, nunmehr heraldisch geschützt
geführt haben. Ist, was wir bei den dürftigen Quellen nicht widerlegen können, das
Wappen der Münzergenossenschaft tatsächlich erst wesentlich später entstanden,
so stand bei der geschichtlichen Entwicklung der Herübernahme des Drachen nichts
im Wege. Dann würden sich zwei Erscheinungen einfach erklären: die zahlenmäßige
Abnahme der Drachenwappen in Worms vom 14. Jahrhundert an durch das Aus-
sterben der alten Familien und die Tatsache, daß nicht alle Familien, die zu den
Münzern gehörten oder gehört haben könnten, den Drachen geführt haben, dadurch,
daß sie erst in jüngerer Zeit in den Verband der Hausgenossen eingetreten sind. So
verschwindet allmählich auch der Namenszusatz „de Moneta“ u. dergl., wie auch
die Bezeichnung „monetarius“ mit der in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts ein-
gestellten Münztätigkeit, obwohl sich die Hausgenossen, die Bankiers und Handels-
herren geworden waren, immer noch von Kaisern und Königen ihr altes Barbarossa-
privileg, zuletzt noch 1442 von Kaiser Friedrich III bestätigen ließen.
Nach all dem gesagten kann man festhalten, daß der Drache oder Lindwurm
auf den Prägungen der Hohenstaufenzeit kein bischöfliches Zeichen sein kann, denn
er kommt auch auf den Wormser Kaisermünzen vor. Er ist kein städtisches Zeichen
für Worms266, sonst könnte er sich nicht auf Prägungen für Weinheim -
ist auch nicht das Zeichen eines einzelnen Münzmeisters oder Münzaufsich
denn er läßt sich rund hundert Jahre lang auf den Münzen verfolgen. Es
nur die Möglichkeit, daß er das Zeichen der Münzerhausgenossenschaft
Gruppe von ihr zugehörigen Familien, der „Münzerdrache“ gewesen ist. S
selnde Gestalt, der doch bei den Prägungen eine bestimmte Absicht zugru
haben wird, wäre dann so zu deuten, daß damit verschiedene Emissionen (
selnde Münzmeister bezeichnet werden sollten. Die späteren bischöflicl
Prägungen (1492 und 1572 — 1596) sind außerhalb von Worms geprägt; sie tra
der bekannten Wormser Münzmale, insbesondere kommt der Drache oder:
in keiner Form darauf vor. Dieser tritt erst wieder — nachdem die Stadl
würmer als Schildhalter ihres Wappens angenommen hatte — auf den vo
geprägten Münzen auf, aber nicht sofort mit der Verleihung des Münzrech
sondern erst auf den Talern von 1570 und der goldenen Klippe von 1571
(also ziemlich gleichzeitig) als einfacher und doppelter Schildhalter, nich
Münzmai, niemals auch innerhalb des Wappenschildes, wie man vielleich
könnte, wenn er vorher städtisches Zeichen gewesen wäre.
Es läßt sich gewiß häufiger nachweisen, daß der gleiche Ministerial
bestimmend für die Wahl desselben Wappenbildes gewesen ist. Aber wor;
ankäme, daß der Lehnsherr, der Wormser Bischof, den Drachen geführ
eben für Worms nicht erwiesen. Etwas vergleichbares findet sich vielleich
 
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