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Kromayer, Johannes [Hrsg.]; Veith, Georg [Hrsg.]
Schlachten-Atlas zur antiken Kriegsgeschichte: 120 Karten auf 34 Tafeln ; mit begleitendem Text (1. Lieferung, Römische Abteilung 1): Älteste Zeit und Punische Kriege bis Cannae — Leipzig, 1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.7153#0007
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Rom. Abt. Blatt 1.

Ältestes Rom und erster Piinischer Krieg

(Rom. Abt. Blatt 1.)

L Allia 390 v. Chr. (vulg.)

1. Quellen und Literatur.

Die beiden Hauptberichte finden sich bei Livius
(V, 33—42) und üiodor (XIV, 113—115); die übrigen
Quellen (Polyb. II, 18. Plut. Kamill. 18. Festus M. 119)
bringen nur Einzelheiten. Aus der umfangreichen Lite-
ratur sei hier nur angeführt:

Th. Mommsen, Die Gallische Katastrophe, Römische
Forschungen II, 297—381, bes. S. 310 ff.

Huelsen u. Lindner, Die Alliaschlacht, Rom 1890.

Ed. Meyer, Die Alliaschlacht (in Apophoreton),
Berlin 1903.

0. Richter, Beiträge zur röm. Topographie, L Allia-
schlacht und Serviusmauer, 1903. III. Alliaschlacht,
1907. (13. und 17. Bericht des Prinz-Heinrich-
Gymnasiums in Berlin.)
E. Kornemann, Die Alliaschlacht und die ältesten

Pontifikalannalen. Klio XI (1911), 335ff.
J. Kromayer. 3 Schlachten aus d. griech.-röm. Alter-
tum (Abh. der sächs. Akademie Bd.XXXIV 5, S. 28)
1921, wo auch der quellenmäßige Beleg für die folgende
Darstellung gegeben ist. Laqueur, Berl. phil.W. 1921, 861.

Von unseren Karten beruht die Spezialkarte 1:50000
auf der italienischen Generalstabskarte in 1:25000, die
Übersichtskarte 1:1000000 auf der von 1:500000.

2. Hergang der Ereignisse.

Die Gallier marschierten von Clusium (jetzt Chiusi)
aus auf Rom, indem sie ohne Zweifel etwa in der Gegend
von Corbara oder von Tuder (jetzt Todi) den Tiber über-
schritten, um durch das sabinische Bergland auf einem
der drei hier möglichen Wege (s. Übersichtskarte) über
Ameria direkt oder Tuder direkt oder Tuder—Ameria
nach Interamna (jetzt Terni), und von da auf die Salz-
straße (via salaria) zu kommen, auf der sie dann ge-
raden Weges nach Rom vorrücken konnten. Etwa
15 Kilometer von der Stadt stellte sich ihnen hier am
Flüßchen Allia das römische Aufgebot entgegen, in-
dem es rittlings der Straße die Ebene bis zum Tiber
und die angrenzenden Höhen von Rione Campo Grande
mit etwas zurückgebogener Defensivflanke besetzte (s.
die Spezialkarte). Die Zahlen, welche uns über die Größe
der beiderseitigen Heere angegeben werden, sind ohne
irgend welche Gewähr. Man kann schätzungsweise für
die Römer an etwa 25000, für die Gallier an etwas mehr
denken.

Der Angriff der Gallier erfolgte umfassend auf den
rechten römischen Flügel und warf die ganze Armee
mit dem Rücken an den Tiber, so daß eine Flucht nach
Rom auf diesem Ufer unmöglich war. Die meisten, des
Schwimmens unkundig, ertranken in den Fluten. Nur
geringe Reste retteten sich in das benachbarte Veii. Den
Weg nach Rom einzuschlagen, konnte den Flüchtigen
nicht in den Sinn kommen, da Rom damals seine große
sog. Serviusmauer noch nicht besaß und daher nach
einer so vernichtenden Niederlage nicht mehr verteidi-
gungsfähig war, zumal die Gallier bei der kurzen Ent-
fernung des Schlachtfeldes' von Rom noch an demselben
Tage vor Rom stehen konnten. Die Hügel, auf denen
wir die Flügel der Armeen in der Schlacht angesetzt
haben, haben wir selber begangen. Sie eignen sich in
jeder Beziehung für die nach den Schlachtberichten
anzunehmenden Stellungen.

3. Meinungsverschiedenheiten

bestehen zunächst über den Anmarsch der Gallier.
Von Chiusi aus konnte man entweder durch das süd-

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etruskische Hügelland etwa in der Richtung der späteren
via Cassia marschieren oder durch das sabinische in der
Richtung auf die via salaria (s. die Übersichtskarte). Ein
Marsch im Tibertale, wie Ed. Meyer ihn angenommen hat,
ist ausgeschlossen, weil hier nie eine zusammenhängende
Straße gegangen ist und auch heute bei viel entwickel-
teren Verkehrsverhältnissen noch keine führt. Die Natur
verbietet es. Im hohen Altertume muß das Tibertal eine
ungangbare Sumpfniederung gewesen sein. Die römischen
Straßen gehen hier überall über die trockenen Höhen.
Ein Anmarsch der Gallier in Richtung der via Cassia
ist aber auch ausgeschlossen, weil dieser Weg überhaupt
nicht in der Nähe der Allia vorbeiführt. Ebensowenig
ist ein Anmarsch in der Richtung der späteren via Fla-
minia anzunehmen. Da hätten die Gallier, um nach Rom
zu kommen, dreimal den Tiber überschreiten müssen.
So bleibt nur der Marsch durchs Sabinerland. Mit dem
Anmarsch hängt aufs engste die Ansetzung des Schlacht-
feldes selbst zusammen.

Mommsen, Meyer, Lindner und Huelsen setzen es
auf das rechte Ufer des Tiber, so wie es die rot und
blau gestrichelten Bezeichnungen unserer Spezialkarte
zeigen.

Dagegen spricht außer dem Gesagten, daß

1. eine solche Schlacht keine Schlacht an der Allia
wäre, denn dies Flüßchen kommt von der anderen
Seite in den Tiber hinein;

2. eine Flucht der Römer nach Veii unverständlich
bliebe, wenn die Römer von dieser Seite her mit dem
Rücken an den Tiber gedrückt wären.

Die künstlichen Erklärungen, mit denen die Vertreter
dieser Theorie die Schwierigkeiten zu heben suchen,
sind in meiner oben genannten Abb. eingehend widerlegt.
Der Grund für diese unnatürliche Ansetzung liegt ledig-
lich in einer irrtümlichen Notiz Diodors, der die Römer
beim Ausmarsch aus Rom den Tiber überschreiten läßt.

H Caudium 321 v. Chr.

1. Quellen und Literatur.

Hauptquelle ist Livius (IX, 1—12); die anderen
(App. Samn. 4, Zon. VII, 26) geben nichts Wesentliches.
An Literatur seien hier nur erwähnt:
H. Nissen, Der Kaudinische Friede; rhein. Museum

n. F. 25,1 (1870).
H. Stürenburg, Zu den Schlachtfeldern am Tra-
simen. See und in den Kaudinischen Pässen. Progr.
Leipzig, Thomasschule 1889.
Cocchia le forche Caudine Napoli 1888.
Weiteres: J. Kromayer, 3 Schlachten, a. a. 0.
S. 60: 3. Caudium, wo aucli die quellenmäßige Begrün-
dung der folgenden Darstellung gegeben ist.

2. Hergang der Ereignisse.

Während des sog. zweiten Samniterkrieges versuchten
die Römer nach Livius, um ihrer Kolonie Luceria in
Apulien zu Hilfe zu kommen, quer durch Samnium
hindurchzumarschieren. Sie wurden aber dabei in einem
Tale von dem samnitischen Landsturm eingeschlossen,
der die Römer ruhig in das vorher auf allen Seiten
verdeckt besetzte Gelände einmarschieren ließ, bis sie
an den verrammelten und gleichfalls stark besetzten
Ausgang des Tales kamen, den sie nicht nehmen konnten.
Als sie umkehren und den Eingang wieder gewinnen
wollten, war auch dieser inzwischen besetzt. Nach

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