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Kromayer, Johannes [Hrsg.]; Veith, Georg [Hrsg.]
Schlachten-Atlas zur antiken Kriegsgeschichte: 120 Karten auf 34 Tafeln ; mit begleitendem Text (1. Lieferung, Römische Abteilung 1): Älteste Zeit und Punische Kriege bis Cannae — Leipzig, 1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.7153#0010
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Rom. Abt. Blatt L

In der Schlacht hielt sich das römische Zentrum mit
Mühe gegen die Elefanten, während die schweren
karthagischen Söldner von den gegenüberstehenden
Römern geschlagen und bis zu ihrem Lager hin verfolgt
wurden. Auf beiden Flügeln siegte die überlegene
karthagische Eeiterei glänzend (s. die Karte: Erster
Moment).

Nach Vertreibung der römischen Reiterei schwenkte die
karthagische beiderseits ein und griff das Fußvolk in
Flanke und Kücken an. Das entschied. Die Römer
wurden ganz eingewickelt und mit Ausnahme der
2000 Mann zusammengehauen oder gefangen.

Das Charakteristische an dieser Schlacht ist der
Gebrauch der überlegenen Kavallerie. Wir haben hier
schon die spezifisch afrikanische Taktik vor uns, die
später bei Cannae von Hannibal auf den Höhepunkt
der Entwicklung gebracht wurde.

3. Meinungsverschiedenheiten
über den taktischen Verlauf der Schlacht bestehen
nicht. Einen von Polybios abweichenden phantastischen
Schlachtbericht gibt Appian. Er verdient ebensowenig
Glauben, wie die abweichenden Zahlenangaben der
Nebenquellen, die die Römer auf 30 oder 32000 Mann
veranschlagen.

d) Lilybaeum und Drepatmm 250—241 v. Chr.

1. Quellen und Literatur.
Hauptquelle: Pol. I, 41—53.

Nebenquellen: Diod. 24,1, Zon.VIII, 15, Oos.IV, 10.

Literatur: Schubring,Motyeund Lilybaeum in Philo-
logus, Bd. 24 (1866), S. 49 ff. und die unter a) Agrigent
genannten Werke.

2. Hergang der Ereignisse.

Die letzte Phase des Krieges, von 250—241 v. Chr.,
ist ganz ausgefüllt von den Kämpfen um die beiden
Seefestungen Lilybaeum, das heutige Marsala, und Drepa-
num, das heutige Trapani, die auf der äußersten West-
spitze Siziliens liegen (s. dazu die Übersichtskarte zu
den Kämpfen am Heirkte und Eryx, röm. Abt. Blatt 2).

Wenn diese beiden Punkte auch etwa 25 km von-
einander entfernt sind und unsere Quellen die Angriffe
auf sie als Einzelaktionen berichten, so ist doch nicht
zu verkennen, daß wir in allen den Kämpfen dieser
neun Jahre eine einzige große kombinierte Handlung
vor uns haben.

Der erste Angriff der Römer erfolgte auf Lilybaeum,
das, auf einer rechtwinklig ins Meer vorspringenden
Halbinsel gelegen (s. die Karte: Belagerung von Lilybaeum)
und durch starke Mauern mit ungewöhnlich tiefen Gräben,
die z. T. noch sichtbar sind (s. Schubring, S. 66), von der
Landseite her geschützt war. Auch die Seeseite war für
den Gegner fast unnahbar, weil überall Klippen oder
Untiefen die Fahrt bedrohten, besonders auch beim
Eingange zu dem nördlich der Stadt gelegenen Hafen.

Die Römer sperrten nun die Landseite durch zwei
mit Wall und Graben verbundene Lager und blockierten
den Hafen durch ihre, ohne Zweifel bei Punta Palermo
anzusetzende Flotte.

Die Einzelheiten der denkwürdigen, bei Polybios
ausführlich beschriebenen Belagerung nachzuerzählen,
ist hier nicht der Ort. Der förmliche Angriff auf die
Stadt vom Lande aus wurde nach einem halben Jahre
aufgegeben, nachdem es den Karthagern gelungen war,
die sämtlichen Maschinen der Römer zu verbrennen. Von
da an wurde die Belagerung aber noch über acht Jahre
lang bis zum Frieden als einfache Blockade fortgesetzt.

Zur See war auch diese nicht einmal voll durchzu-
führen. Die Stadt wurde vielmehr von Drepanum aus
dauernd mit Proviant und Hilfstruppen versorgt. Von
hier aus operierte aber ferner auch das karthagische
Landheer, besonders die Reiterei, im Rücken der Römer
und «tehnitt ihnen die Zufuhr ab.

Um diesen Übelständen zu begegnen, machte der
römische Konsul im Jahre 249 mit 123 Schiffen (Pol.
51, 12) einen Überfall auf Drepanum zur See. Aber
die Karthager waren wachsam, zogen sich, während die
Römer von Süden her in den Hafen einfuhren, gedeckt
durch die Inselgruppe um die Insel Colombaia (s. die
Karte: Seeschlacht bei Drepanum) nördlich aus dem
Hafen heraus und griffen von der hohen See aus die
sich nun gleichfalls schleunigst wieder aus dem Hafen
lirrausziehenden Römer an.

Da diese, mit dem Rücken nach dem Lande zu
stehend, bei dem schlechten Fahrwasser hinter sich weder
eine Rokadelinie noch Platz zum Weichen hatten, auch
durch die unerwartete neue Lage in Verwirrung geraten
waren, erlitten sie eine völlige Niederlage, aus der sich
nur 30 Schiffe retteten.

Infolge dieses Sieges wurde auch der Rest des
Blockadegeschwaders vor Lilybaeum von den Karthagern
vernichtet und damit die Absperrung der Stadt von der
Seeseite her ganz hinfällig.

Trotzdem gaben die Römer die Belagerung von der
Landseite her nicht auf, setzten sich vielmehr mit einem
Teile ihrer Streitkräfte auf dem Berge Eryx, heute S. Giu-
liano, bei Drepanum fest, um von hier aus auch diese
Stadt zu beobachten und die Operationen im Rücken
ihrer Armee vor Lilybaeum nach Kräften zu hindern.

AVie Hamilkar Barkas in diese ganzen Verhältnisse
eingegriffen hat, wird beim nächsten Blatte zur Be-
sprechung kommen.

3. Meinungsverschiedenheiten
liegen über diese Operationen nicht vor. Die übertrieben
großen Zahlen der Nebenquellen sind auch hier nicht
glaubwürdig. Nach Polybios standen in Lilybaeum
10000 Söldner (42, 11), einmal nach Verstärkung durch
die Armee von Drepanum sogar für kurze Zeit 20000
(44, 2). Die Römer hatten über 20000 vor der Stadt
(45, 8). Kromayer.

Hamilkar Barkas.

(Rom. Abt. Blatt 2.)

I. Hamilkar in Sizilien. Heirkte und Eryx.

1. Quellen und Literatur.

Hauptquelle: Polybios I, 55—58, daneben Diodor
XXIV, 8 u. 9.

Literatur: Schlachtfelder III 1, S. 3—42. Hier ist auch
die ältere Literatur bis 1912, 30 Abhandlungen, aufge-
zählt. Dazu: 31:

Kartenmaterial: Italien. Generalstabskarte 1:50000.
— 7 —

Blatt Palermo und Trapani mit eigenen Einzeichnungen
von Veith.

2. Hergang der Ereignisse.

Seit dem Jahre 246 tritt Hamilkar Barkas an die Spitze
der karthagischen Kriegführung. Die Belagerung der
Doppelfestung Lilybaeum-Drepanum (s. Sp. 7) bildete
noch immer den Mittelpunkt der kriegerischen Tätigkeit
 
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