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Kromayer, Johannes [Hrsg.]; Veith, Georg [Hrsg.]
Schlachten-Atlas zur antiken Kriegsgeschichte: 120 Karten auf 34 Tafeln ; mit begleitendem Text (1. Lieferung, Römische Abteilung 1): Älteste Zeit und Punische Kriege bis Cannae — Leipzig, 1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.7153#0012
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Rom. Abt. Blatt 2.

Besetzung des Eingangdefiles im Rücken den Eückzug
und schloß es endlich durch Befestigung der halbwegs
passierbaren Stellen im Umkreis vollständig ein (s. Kärt-
chen ,,Schlacht am Prion"). Die Insurgenten verschanz-
ten sich ihrerseits und hofften auf Entsatz von Tunes;
als dieser ausblieb und die Not aufs höchste stieg —
sie waren beim Genüsse von Menschenfleisch angelangt
— erschienen ihre Führer, zehn an der Zahl, bei
Hamilkar, um zu unterhandeln. Hamilkar bewilligte
freien Abzug ohne Waffen und Train gegen Auslieferung
von zehn von ihm zu bezeichnenden Rebellen; als die
Söldner darauf eingingen, nahm er gleich die Unter-
händler fest. Nun griffen die Insurgenten, in Unkenntnis
des Paktes, verzweiflungsvoll zu den Waffen. Hamilkar
antwortete durch konzentrischen Angriff; in der Ebene
am Oued Damouss wurde der Feind zusammengedrängt
und vernichtet. Die zehn verhafteten Unterhändler waren
die einzigen, die den Tag überlebten.

Nun holte Hamilkar zum Todesstoß aus und rückte
vor Tunes, wo die Hauptkraft der Söldner sowohl die
Stadt wie ein festes Lager auf dem heutigen ,,Belveddre"-
Hügel besetzt hielt. Das Terrain zwang ihn zur Teilung
in zwei Gruppen, die nur auf dem 25 km weiten Wege
um die Sebkra es Sedjoumie miteinander in Verbindung
standen (s. Kärtchen „Belagerung von Tunes"). Ei-
sernst stand südlich, sein Unterfeldherr Hannibal nörd-
lich der Stadt. Als dieser die am rcpiuv gefangenen
Insurgentenführer angesichts des feindlichen Lagers ans
Kreuz schlagen ließ, machte Mathos einen Ausfall und
durchbrach die Stellung Hannibals, der selbst gefangen
wurde und mit 30 anderen vornehmen Karthagern am
Kreuze starb. — Hamilkar, außerstande rechtzeitig Hilfe
zu bringen, mußte die Belagerung aufheben und mar-
schierte sofort an die Bagradasmündung, um von dort

aus wenigstens eine neue Absperrung der Hauptstadt
zu verhindern.

Die nächste Folge war, daß ihm neuerdings das Mit-
kommando Hannos aufgezwungen wurde; allein eine
geschickte Vermittlung ermöglichte eine Aussöhnung der
beiden Feldherren und führte diesmal zu besseren Er-
gebnissen.

Zum drittenmal wurde der Bewegungskrieg aufge-
nommen, und damit machte sich Hamilkars taktische Über-
legenheit wieder fühlbar. Die Kraft der Insurgenten ging
zu Ende. Nach mehreren Schlappen, u. a. bei Leptis
minor, entschloß sich Mathos, alles auf eine Karte zu
setzen, räumte alle festen Plätze und vereinigte die
ganze Armee zur Entscheidungsschlacht. Ihre Festlegung
ist mangels jedweder Quellenangabe weder dem Orte
noch dem Verlaufe nach möglich; wir wissen nur, daß
sie mit dem vollen Siege Hamilkars geendet hat. Mathos
wurde gefangen und hingerichtet. ' Der Krieg war ent-
schieden. In Kürze wurden die abgefallenen Städte,
von denen sich bezeichnenderweise Utika und Hippakra
am längsten wehrten, unterworfen. Damit war nach
einer Kriegsdauer von drei Jahren und vier Monaten die
afrikanische Herrschaft Karthagos wiederhergestellt.

3. Meinungsverschiedenheiten.

Diese beziehen sich fast ausschließlich auf die Schlacht
am Ttpiuv, die von Tissot in einen Kessel am oberen
Oued Nebaana, von einer in der „Collection des guides
Joanne, Algerie et Tunisie" vertretenen Tradition in den
Kessel an der Khanguetstraße (bei Nepheris) verlegt wird.
Unsere Ansicht wurde zuerst in STPOMATEIS, Grazer
Festgabe zur 50. Versammlung deutscher Philologen und
Schulmänner, 1909, begründet; im Zusammenhang
Schlachtfelder III, 2, S. 546ff. Seither sind keine neuen
Arbeiten bekannt geworden. Veith.

Hannibals Marsch nach Italien und Schlacht an der Trebia.

(Eöm. Abt. Blatt 3.)

L Anmarsch Hannibals.

A. Sagunt.

1. Quellen und Literatur.

Hauptquellen: Polyb. III, 17; Liv. XXI, 7—15.

Nebenquellen: Plin. nat. hist. III, 4, 20. Appian Iber.
10—12. Silius Italicus I, 273ff. Zonaras VIII, 21.
Diodor XV, 25. Flor. I, 22, 6.

Literatur: Hauptabhandlung:

R. Oehler, Sagunt und seine Belagerung durch
Hannibal. Jahrb. f. klass. Phil. u. Pädag. 143 (1891),
S. 421—428.

Die ältere Literatur:

Laborde, voyage pittoresque et historique de l'Es-

pagne, 2 Bde. Paris 1806—1820.
Hennebert, Hist.dAnnibal, 3Bde. Paris 1870—1890,

ist von Oehler eingehend besprochen.
A. Chabret, Sagunto, su historia y sus monumentos,

2 Bde. Barcelona 1888.
An neuerer Literatur ist noch zu nennen:
Meltzer-Kahrstedt, Gesch. d. Karthager, II (1896),

434ff., 601, 59. 609f.; 111(1913), 146f., 155ff.
Adolf Schultens Artikel Saguntum in Pauly-
Wissowas Realenzyklopädie der klass. Altertums-
wissenschaft. (In Vorbereitung.)
Unser Plan beruht auf den Forschungen von Oehler,
der die in den genannten älteren Werken vorhandenen
Pläne und außerdem die relativ besten Pläne in den
Memoires du maröchal Suchet (Paris 1828, 2 Bde. mit
Atlas) und in J. Beimas journaux des sieges faits ou
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soutenus par les Frauyais dans la P6ninsule de 1807 a
1814 (Paris 1836, 4 Bde. mit Atlas), verarbeitet hat.

2. Hergang der Ereignisse.

Die Lage der Stadt ist nicht strittig. Wie Reste der
Stadtmauer beweisen, lag die iberische Stadt südlich des
heutigen Sagunto, auf dem Plateau — die spätere
römische reicht in die Ebene hinab — dessen konvexe
Si>ito nach Süden liegt und dessen Enden in zwei Er-
hebungen auslaufen, die durch eine ausgedehnte Senkung
in der Richtung von Osten nach Westen miteinander
verbunden sind (das blauumrandete Stück auf dem Plan
von Sagunt). Seine Länge beträgt etwa 1 km, seine Breite
115—200 m. „Der sehr hohe und fast rund umher
senkrecht abfallende Felsen zeigt nur auf der Westseite
eine einigermaßen zugängliche Böschung" (Marschall
Suchet). Der Angriff Hannibals kann daher, wie der
der Franzosen zur Zeit Napoleons, nur von Westen her
erfolgt sein (bei den Punkten a und b). — Außerdem
aber hat Hannibal bei seiner großen Überlegenheit ohne
Zweifel die Stadt mit einer Zernierungslinie umgeben,
die wir uns beiderseits bis an die eigentliche Angriffs-
stelle fortgesetzt denken müssen. Diese Zernierungs-
linie wird bei Appian und Silius Italicus ausdrücklich
erwähnt, und auch die Andeutungen des Livius (XXI,
8,1; 11,12; 7,5) werden auf sie zu beziehen sein.
Die Stadt fiel denn auch nicht durch den formellen
Angriff, sondern erst nach achtmonatlicher Belagerung
(Pol. III, 17, 9; Zonar. VIII, 21 u. a.) durch einen Sturm
auf die ausgehungerte und entkräftete Besatzung.

Kromayer und Oehler.
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