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Künstle, Karl [Hrsg.]
Vita sanctae Genovefae virginis Parisiorum patronae: prolegomena — Lipsiae: Teubner, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.48089#0022
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XIV

III. KRUSCH UND DUCHESNE.

Zeit des Übergangs des römischen Galliens in die Hände der
fränkischen Eroberer, daß ihre Entstehung im 6. Jahrhundert
durchaus glaubwürdig erscheint.
Gegen Kohler erhob sich Narbey.1) Es sind aber nicht
wissenschaftliche Absichten, die ihm die Feder in die Hand
drücken, sondern Zorn und Ärger darüber, daß man es ge-
wagt hat, einige Kapitel in der Legende der Genovefa zu be-
anstanden und so den Ruhm der Patronin von Paris zu be-
einträchtigen. Auch darin setzt sich Narbey in Gegensatz zu
Kohler, daß er die Rezension 3, die dieser für die älteste der
vorhandenen Fassungen hält, der karolingischen oder einer
noch späteren Zeit zuweist. Für den authentischen Text hält
Narbey die Rezension A. Er tut dies aber nur deswegen,
weil hierin das Leben der Heiligen mit lebhafteren Farben
und etwas ausführlicher geschildert wird als in den übrigen
Rezensionen.
III. KRUSCH UND DUCHESNE.
Von den zeitgenössischen Gelehrten hat sich wohl nie-
mand eingehender mit den frühmittelalterlichen Heiligenleben
beschäftigt als Bruno Krusch, und man darf von ihm, der
von allen wichtigen Hss. persönlich Einsicht genommen hat,
darum auch über die Vita Genovefae ein kompetentes Urteil
erwarten. Er hat offenbar gerade diesem Text eine besondere
Bedeutung beigelegt und ihm darum drei Jahre vor dem Er-
scheinen seiner neuen Ausgabe in den Monumenta Germaniae
historica einen längeren Aufsatz gewidmet mit dem bezeich-
nenden Titel „Die Fälschung der Vita Genovefae“.2) Nach-
dem er die Arbeiten von Kohler und Narbey besprochen und
den Inhalt der Legende angegeben hat, faßt er sein Gutachten
dahin zusammen: „Der Gesamteindruck dieser Vita ist der
denkbar ungünstigste. Unter den ihr eigentümlichen Nach-
1) Bulletin du Comite d’histoire et d’archeologie du dio-
cese de Paris, avril 1884.
2) Neues Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Ge-
schichtskunde XVIII (1893) S. 11—50.
 
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