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Grimm, Herman [Oth.]
Über Künstler und Kunstwerke — 2.1867

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https://doi.org/10.11588/diglit.47239#0050
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Blätter sür die Plastik aus eigner Anschauung kennen zu lernen:
zugleich sich eine Ueberzeugung von dem hohen Werth des Schles-
wiger Schreines zu verschaffen.
Fr. Eggers.


Kunstlehre und sein Verhältniss zur Antike. Leipzig 1866. p. 103 Anm.)
soll Thomas Venatorius in der Vorrede zu seiner (mir unbekannten)
Basler Ausg. von Alberti’s „De Pictura“ erzählen, wie er Dürer sich

darüber habe aussprechen hören, dass man oft im Geiste Grösseres
erfasse als man nachher darzustellen im Stande sei; ja, dass er

Dürer den Holzschneidern Linien habe vorzeichnen sehn,

deren Ausführung mit dem Pinsel ihm dann schwer fiel.
Die Worte „sculptoribus praescribere lineamenta quaedam quae ipse
deinde penicillo adjutus disficulter assequebatur“ sagt Hr. v. Zahn,
schienen ihm anders keinen Sinn zu geben.
Mir will diese Uebertragung nicht einleuchten. Praescribere
inülste doch, um hier den richtigen Gegensatz abzugeben, geistig
genommen werden. Ich erlaube mir eine andere Deutung. Dürer,
nehme ich an, lässt Bildschnitzereien ausführen. Die Arbeiter kom-
men seinen Intentionen nicht nach. Er demonstrirt wie er einen an-

deren Schwung der Linien, grössere Zartheit, seinere Nüancen wünsche,
und versucht schliesslich mit Licht und Schatten darzustellen wie er

die Modellirung verlange. Aber es wird ihm jetzt selbst schwer den
Essekt herauszubringen.
Sollte der Basler Christus so zur Entstehung gekommen sein?
Es linden sich einige kleine Stellen an ihm, das Ohr z. B., die, ab-
weichend von der allgemeinen höchsten Vortrefflichkeit die ihn aus-
zeichnet, nun darin ihre Erklärung fänden, dass einer von den we-
niger geschickten Arbeitern sich hier versuchte. Wohl zu bemerken
scheint mir, dass nicht ,, sculptori cuidam “ sondern „sculptoribus“
dasteht, woraus sich herauslesen liesse, dass von nach Gesellenart
beschäftigten Arbeitern die Rede sei.
 
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