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Grimm, Herman [Oth.]
Über Künstler und Kunstwerke — 2.1867

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https://doi.org/10.11588/diglit.47239#0093
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EINE MEDAILLE DER LUCREZIA BORGIA, DEM FILIPPINO
LIPPI ZUGESCHRIEBEN.
Herr Dr. Julius Friedländer hat sich durch die Publicirung des
Medaillons der Lucrezia Borgia, das in einem aulserordentlich schö-
nen Exemplare der Sammlung seines seligen Vaters angehört, alle
Kunstfreunde zu Dank verpflichtet. Zweierlei macht diese Schau-
münze bemerkenswerth: die Vortresflichkeit der Arbeit, und der
Umstand dass über den Meister der sie geschaffen haben könnte
gar nichts bekannt ist.
Diesen festzustellen nun, ist die Aufgabe welche sich Dr. Fried-
länder gestellt hat.*) Eine Anzahl an in’s Auge fallender Stelle auf der
Rückseite der Medaille angebrachter Buchstaben scheinen den Namen
zu enthalten. Wir sehen einen mit rückwärtsgewandten Armen an
den Stamm eines Lorbeerbäumchens gefesselten Amor. Seine Augen
sind verbunden, die nach beiden Seiten ausstehenden, bis in’s
Detail mit grosser Sorgfalt gearbeiteten Flügel zerzaust. Von den
Aesten des Bäumchens hängen, im geschmackvollsten Arrangement
durch weitschleifige Bänder verknüpft, dort ein zerbrochener Köcher
mit ausfallenden Pfeilen, hier eine Geige mit zersprungenen Saiten,
ein aufgeschlagenes Notenheft darunter, und als Unterstes ein Bogen
mit zerrissener Sehne; über diesem Allen aber eine Tablette mit
den Buchstaben
qFphffEJ ♦
Herr Dr. Friedländer kommt zu dem Resultate dass mit denselben
Filippino Lippi gemeint, und Filippinus PHilippi Florentinus Fecit
EN (für IN) BOnonia zu lesen sei.
Da Dr. Friedländers Aufsatz denen die sich für die Sache in-
teressiren leicht erreichbar ist, so genügt es, die Grundzüge seiner
Beweisführung hier in kurzem Auszuge zu wiederholen.
Die Darstellung des gefesselten Amors sei durchaus im Style
*) Der betreffende Aufsatz ist im 8. Heft der Berliner Blätter für Münz-,
Siegel-und Wappenkunde abgedruckt, unter dem Titel: Eine Schaumünze der
Lucrezia Borgia von Filippino Lippi. Beigegeben eine die beiden Seiten
der Medaille in Originalgrösse darstellende geschmackvoll ausgeführte Radirung
von H. Bürkner in Dresden. Abgüsse bei G. Eichler, U. d. Linden 27.
Ueber Künstler und Kunstwerke. II. 8
 
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