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Grimm, Herman [Bearb.]
Über Künstler und Kunstwerke — 2.1867

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https://doi.org/10.11588/diglit.47239#0134
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HOLBEIN’S REISE NACH FRANKREICH UND ERSTE REISE
NACH ENGLAND. - DIE BRIEFE DES ERASMUS. — ERASMUS,
PIRCKHEIMER UND DÜRER.
Es war längst bekannt, dass die Briefe des Erasmus, wie sie in
den beiden Ausgaben, der prachtvollen Basler und der genau chrono-
logisch geordneten, mit den Ergebnissen späterer Publikationen be-
reicherten und so zum Gebrauche tauglicheren Leidener, vorliegen,
unzuverlässig sind was die Daten anlangt. Eine kurze Lektüre mul's
jeden der sich mit diesen Briefen zu beschäftigen Veranlassung
findet, auch ohne vorherige Andeutung darauf führen.
Eine Anzahl dieser Schriftstücke sind von Wichtigkeit für das
Leben des jüngeren Holbein. Gerade bei den hier einschlägigen
nun drängt sich die Vermuthung falscher Daten sofort auf. Da ist
ein Schreiben des Thomas Morus vom December 1525, worin Hol-
bein (der gebrauchte Ausdruck ‘sperarat’ lässt gar keine andere
Deutung zu) als bereits anwesend in England genannt wird,
während ein Empfehlungsbrief für die Reise dahin erst aus dem
Herbste 1526 datirt ist. Dieser Umstand genügte, misstrauisch zu
machen gegen die vorhandenen Zahlen. Eine Prüfung des Gesammt-
inhaltes der Briefe hätte die entstandene Verwirrung längst auf-
decken sollen; die Remedur ergiebt sich ohne Schwierigkeit.
Doch ich beginne mit dem ersten der Briefe des Erasmus,
in welchem Holbein überhaupt erwähnt wird.
Erasmus schreibt an Pirckheimer den 3. Juni 1524: — ‘Et rur-
sus nuper misi in Angliam Erasmum bis pictum ab artefice satis
eleganti. Is me detulit pictum in Galliam. Rex denuo me vocat.'
— ‘Und kürzlich erst wieder habe ich zwei Portraits von mir nach
England gesandt, gemalt von einem nicht ungeschickten Künstler.
Dieser hat ein Portrait von mir mit nach Frankreich genommen.
Der König beruft mich von neuem dahin.’
‘Rursus’ bezieht sich auf frühere Portraits, von denen später
die Rede sein wird. ‘Nuper’ ist ziemlicher Ausdehnung fähig.
Waagen citirt ein in England befindliches Portrait des Erasmus von
Holbein mit der Jahreszahl 1523. Sagen wir also: Holbein hat den
Winter 1523 auf 24 zur Anfertigung dieser drei Stücke benutzt und
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