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Kugler, Franz
Handbuch der Kunstgeschichte (Band 2) — Stuttgart, 1858

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https://doi.org/10.11588/diglit.30032#0518

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498

B. Die Kunst des gothischen Styles.

aus deni 14. Jahrhumlert stammenden Mosaiken minder frei da-
von sind, als die um mindestens hundert Jalire älteru iu der
Vorhalle: docli lösen sich diese Einflüsse in den, der späteren
Zeit des Jahrliunderts angehörigen Malereien zu einer schlichten
Anmuth. Als namhafte Ivünstler dieser Periode (von denen sich
besonders in der Sammlung der dortigen Akademie bezeichnende
Bilder befinden) sind anzuführen: Kicolo Semitecolo, Lo-
renzo Veneziano (Bild v. J. 1357), Micchele Mattei, Ni-
cola diPietro (Bild v. J. 1394 bisher in der Gallerie Manfrin
zu Venedig). — Bedeutender entwickelt sich der gothische Styl
der venetianischen Malerei in der ersten liälfte des 15. Jahrhun-
derts; eine eigenthümliche, hinschmelzende Weichheit, der es
jedoch niclit an Ernst und Würde fehlt, tritt in den Bilderiv
dieser Zeit liervor, und namentlich sind sie ausgezeichnet in Be-
treff des warmen, gesättigten Colorits, besonders der Carnation.
Zu den Künstlern dieser Kichtung gehören zunächst: Micliiel
Giambono (vorzüglich schöne Mosaiken vom Jahr 1430 in S.
Marco, Capella de’ Mascoli) und Jacobello de Flore (von
diesem eine Madonna v. J. 1434 bisher in der Gallerie Manfrm).
Vorziiglich bedeutend jedoch erscheinen in solcher APeise zwei
gemeinschaftlicli arbeitende Künstler, Gio vanni Alaman o (oder
de Alemania, somit wohl ein Deutscher) und Antonio Vi-
varini von Murano; zwei vortreff'liche Bilder ihrer Hand, vom
J. 1440 und 1446 sieht man in der Akademie von Venedig, 1
andre in einer Kapelle bei S. Zaccaria, ebendaselbst.

Wiederum eigenthümliche Erscheinungen zeigen sich in den
Gegenden der ankonitanis chen Mark. Iiier sind zunäclist
zwei Künstlef der Stadt Fabriano namhaft zu macllen: Alle-
gretto (oder Gritto di Nuzio, ein Künstler, der, oline zwar
zu einer ausgezeichnet hölieren Entwickelung zu gelangen, doch
eine sanfte Milde des Ausdruckes und die Ausbildung einer
weichen Färbung mit Glück erstrebt (ein Altarbild vom J. 3 368
in der Sakristei des Domes von Macerata, ein kleines Doppel-
'bild im Berliner Museum); — undGentile da Fabriano, in
der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts bliiliend (gest. um 1450),
einer der bedeutendsten Meister dieser Zeit. 2 In Gentile’s Bil-
dern entfaltet sich die liebenswürdigste Anmuth und Heiterkeit;
es ist darin eine Zartheit der Form und des Vortrages, die an
Fiesole erinnert, die aber, obschon um ein Geringes alterthüm-
licher, doclx nicht die religiöse Beschränkung zeigt, welche in
den Werken des letzteren ersichtlich wird. Von den zahlreichen
Arbeiten des Gentile ist das Meiste untero-eo;ano;en ; als die be-
deutendsten der erhaltenen sind zu nennen: eine Anbetung der
Ivönige vom J. 1423, in der Akademie von Florenz; — ein,
niclit mehr vollständig erhaltenes Altarbild vom Jahr 1425 zu

1 Denkmäler der Kunst, T. 69 (/.) — 2 Ebenda, T. 70 (4.)
 
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