654 III. K. Die ital. bild. K. in d. ersten Hälfte d. 16. Jahrh. A. Sculptur.
sind zwei der Bronzereliefs im Chore von S. Antonio zu Padua
(zwischen den roheren Arbeiten des Vellano, — sie stellen den
David vor der Bundeslade und Judith mit Holofernes dar), so-
wie die des (S. 578 erwähnten) grossen reichgeschmückten Kaude-
labers, ebendaselbst, gefertigt 1507; ausserdem eine Reihe von
Bronzereliefs, welche, dem Grabmonumente der Torriani zu V e-
rona entnommen, sich gegenwärtig im Museum von Paris be-
finden, und vier bronzene Hochreliefs vom J. 1513, die Findung
des wahren Kreuzes darstellend, in der Akademie zu Venedig.
Alles dies sind Arbeiten, die, mehr oder weniger, eine geistvoll
lebendige, selbst zarte Aufnahme und Aneignung antiker Elemente
erkennen lassen, zugleich jedoch durchgängig an malerischer
Ueberfüllung, theilweise auch an flauer Behandlung leideu.
Sodann ist hier abermals die Familie der Lombardi zu er-
wähnen, deren spätere Arbeiten entschieden das Gepräge eines
freiern und grossartigern Styles tragen. Das anmuthvollste Werk
ist der grosse Bronze-Altar in der Kapelle Zeno von S. Marco
(1505 —1515); hier ist die Nachahmung der i^ntike minder ein-
seitig; namentlicli die Statue der thronenden Madonna, welche
zwischen denen des h. Petrus und des Täufers Johannes diesen
Altar schmückt, ist von einer stillen Anmuth, einer ernsten Lieb-
lichkeit, die an die Werke des Andrea Sansovino erinnert. In
der Gewandung hat das überzierliche, feine Faltenwerk der frühern
Sculpturen hier einem ernsten, selbst grandiosen Wurf den Platz
geräumt. x41s die Urheber dieses Werkes werden Pietro und
Antonio Lombardi, und neben ihnen Alessandro Leojiardo
genannt; dem letzteren, dessen friihere Werke wir bereits (S. 578)
erwähnten, dürfte die Erfindung des Architektonischen an jenem
Monumente zuzuschreiben sein. 1 Sodann gehüren hieher dieje-
nigen Marmorreliefs, welche Antonio und Tullio Lombardo
(bis 1525) für die Ivapelie del Santo in S. Antonio zu Padua
arbeiteten; bei grosser, «elbst idealer Schönheit einzelner Theile
und dramatisch lebendiger Composition beider Künstler hat An-
tonio hier den Vorzug einer naivern Aneignung der antiken Dar-
stellungsweise. (Ein späteres Mitglied der Familie, Tommaso
Lombardo, erscheint in seiner Gruppe der hl. Familie in S.
Sebastiano zu Venedig, und in seiner Statue des h. Hierony-
mus, in S. Salvatore, als ein niclit sehr bedeutender Nachfolger
J. Sansovino’s). — Ein anderer, etwas jüngerer Kiinstler von
ähnlicher Richtung wird gewohnlich mit dem Namen Allonso
Lombardi, und als ein Ferrarese bezeichnet; vermuthlich er-
hielt er seine Ausbildung bei einem der Familie der Lombardi,
die sich in Ferrara aufhielten; sein eigentlicher Name war Alfonso
1 Der Ueberarbeiter glaubt die Vermuthung aussprecjien zu miissen, dass
dem Leopardo am ehesten die vorzügliehe Madonneristatue auf dem Altar und
die Statuetten der Tugenden am Sarkophag angehören möchten. •— B.
sind zwei der Bronzereliefs im Chore von S. Antonio zu Padua
(zwischen den roheren Arbeiten des Vellano, — sie stellen den
David vor der Bundeslade und Judith mit Holofernes dar), so-
wie die des (S. 578 erwähnten) grossen reichgeschmückten Kaude-
labers, ebendaselbst, gefertigt 1507; ausserdem eine Reihe von
Bronzereliefs, welche, dem Grabmonumente der Torriani zu V e-
rona entnommen, sich gegenwärtig im Museum von Paris be-
finden, und vier bronzene Hochreliefs vom J. 1513, die Findung
des wahren Kreuzes darstellend, in der Akademie zu Venedig.
Alles dies sind Arbeiten, die, mehr oder weniger, eine geistvoll
lebendige, selbst zarte Aufnahme und Aneignung antiker Elemente
erkennen lassen, zugleich jedoch durchgängig an malerischer
Ueberfüllung, theilweise auch an flauer Behandlung leideu.
Sodann ist hier abermals die Familie der Lombardi zu er-
wähnen, deren spätere Arbeiten entschieden das Gepräge eines
freiern und grossartigern Styles tragen. Das anmuthvollste Werk
ist der grosse Bronze-Altar in der Kapelle Zeno von S. Marco
(1505 —1515); hier ist die Nachahmung der i^ntike minder ein-
seitig; namentlicli die Statue der thronenden Madonna, welche
zwischen denen des h. Petrus und des Täufers Johannes diesen
Altar schmückt, ist von einer stillen Anmuth, einer ernsten Lieb-
lichkeit, die an die Werke des Andrea Sansovino erinnert. In
der Gewandung hat das überzierliche, feine Faltenwerk der frühern
Sculpturen hier einem ernsten, selbst grandiosen Wurf den Platz
geräumt. x41s die Urheber dieses Werkes werden Pietro und
Antonio Lombardi, und neben ihnen Alessandro Leojiardo
genannt; dem letzteren, dessen friihere Werke wir bereits (S. 578)
erwähnten, dürfte die Erfindung des Architektonischen an jenem
Monumente zuzuschreiben sein. 1 Sodann gehüren hieher dieje-
nigen Marmorreliefs, welche Antonio und Tullio Lombardo
(bis 1525) für die Ivapelie del Santo in S. Antonio zu Padua
arbeiteten; bei grosser, «elbst idealer Schönheit einzelner Theile
und dramatisch lebendiger Composition beider Künstler hat An-
tonio hier den Vorzug einer naivern Aneignung der antiken Dar-
stellungsweise. (Ein späteres Mitglied der Familie, Tommaso
Lombardo, erscheint in seiner Gruppe der hl. Familie in S.
Sebastiano zu Venedig, und in seiner Statue des h. Hierony-
mus, in S. Salvatore, als ein niclit sehr bedeutender Nachfolger
J. Sansovino’s). — Ein anderer, etwas jüngerer Kiinstler von
ähnlicher Richtung wird gewohnlich mit dem Namen Allonso
Lombardi, und als ein Ferrarese bezeichnet; vermuthlich er-
hielt er seine Ausbildung bei einem der Familie der Lombardi,
die sich in Ferrara aufhielten; sein eigentlicher Name war Alfonso
1 Der Ueberarbeiter glaubt die Vermuthung aussprecjien zu miissen, dass
dem Leopardo am ehesten die vorzügliehe Madonneristatue auf dem Altar und
die Statuetten der Tugenden am Sarkophag angehören möchten. •— B.