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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 72.1922

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Deutsche Gewerbeschau München 1922
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Aus dem Leben des Vereins / Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.8623#0024
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Dösdien aus Bein (Bayerisches Nationalmuseuni)

lieh hochwertiger Inhalt zu dem besten gehören wird, was auf
der Gewerbeschau an hochkultivierter Formgebung vertreten sein
wird. Modezeile und Möbelräume, wie die übrigen Hallen gehen
erst ihrer Vollendung entgegen,- hier läßt sich auch über die
Raumaustattung nichts Bestimmtes sagen, wie wir über das Aus»

stellungsgut, das die oben besprochenen Hallen füllt, ebenfalls
erst später werden endgültig urteilen können, zumal entgegen
der strengen Münchner Jury von auswärts noch manches bei
der Eröffnung zu sehen war, das nicht in den Rahmen paßt und
noch hinaus juriert werden muß.

Der Bayerische Kunstgewerbeverein wird bei den Goldschmie«
den wie beim Unedelmetall, dann auch bei der Keramik und
Glas,- wie bei den Möbeln und Textilien mit größeren Kollek»
tivausstellungen vertreten sein, deren sich einzelne Mitglieder«
ausstellungen in anderen Materialgruppen anschließen.

Will man über das bei der Eröffnung Gesehene ein knappes
Urteil fällen, so kann man sagen, daß eine Unsumme kraftvoller
Arbeit geleistet, daß Riesenenergien zur Erreichung eines einer
knappen Anzahl von künstlerischen Einzelpersönlichkeiten vor»
schwebenden Zieles aufgewendet wurden und daß zu hoffen Ut,
daß dieser Künstlerwille dem Zeitausdruck der Zeit entspricht
und das Ziel, das gesucht wird, für einen Zeitstil eine Grund«
linie zu geben, auch erreicht werden möge. Sc.

AUS DEM LEBEN DES VEREINS

Der Bayerische Kunstgewerbeverein auf der Franks
furter Messe. Nach den ideellen und materiellen Erfolgen, die
der Bayerische Kunstgewerbeverein auf den Leipziger Messen
in den letzten Jahren errungen, hat er es heuer auch unternommen
mit einer gediegenen und reichhaltigen Kollektion, zu der auch
Stücke von Nichtmitgliedern zugelassen waren, die Frankfurter
Kunstmesse im Sommer zu besuchen. Mitten unter dem Eindruck
der historischen Frankfurter Kunstschau ist es doppelt erfreulich,
daß die moderne, aber die Münchner Note tragende Schau des
Vereins voll und ganz einschlug und auch als reine Ausstellung
ihre Wirkung tat. Daneben ist aber auch die Nachfrage von in«
und ausländischen Käufern groß gewesen, so daß für viele Mit«
glieder und Gäste eine reiche Zahl Aufträge zustande kamen,
die den Münchner und Bayerischen Werkstätten auf Monate
Arbeit und ihren Mitarbeitern Verdienst sichern. Alle Be«
rufs« und Materialgruppen waren vertreten. Bekannte Namen
aus dem Gebiete der Gold» und Silberschmiede waren mit
ihren Arbeiten zur Stelle und neben Edelmetall auch der
Edel« und HalbedeUStein, wie das Email reich vertreten.
Figürliche Plastik in Bronze und Holz, wie Keramik waren
neben Schmuckstücken der Gebrauchskeramik zu sehen. Reich
war das Messing in aller möglicher Verwendungsart auf der
Schau,-die Gruppe Textilien, die Gruppe Glas fehlten nicht
und fanden allgemeines Interesse. So ist dieser erste Versuch
nicht nur ideell, sondern auch wirtschaftlich sich auf der
Frankfurter Messe einzufinden, als vollgeglückt und für
die Zukunft als sehr aussichtsreich anzusehen. Den Herren
Leipfinger und Olofs gebührt vor allem das Verdienst für die
gute Unterkunft, Anordnung und glatte Abwicklung der Ges
schärte in Frankfurt treulichst Sorge getragen zu haben, wobei
die Herren Karl und Hans Rothmüller sie gelegentlich noch
wacker unterstützten.

Vorträge. Am 21. Februar sprach Dr. E. Ch
über das Thema „Färberei und F a r b e n e ch t h e i t",
das alle angeht und für das bayerische Kunstgewerbe eine
ganz besondere Wichtigkeit hat. Redner gab eine kurze ge«
schichtliche Übersicht der Färberei, die so alt wie die Mensch«
nett ist, sprach dann von den Anforderungen, die wir an ge«
färbte Dinge stellen unter Hervorhebung der Licht- und
Waschechtheit als der wichtigsten Echtheitsarten, und ging
dann auf die Teerfarben über, die seit der Mitte des vori-

gen Jahrhunderts umstürzend gewirkt und die Pflanzenfarben
fast vollständig verdrängt haben. Deutsche Wissenschaft und
Technik haben auf diesem Gebiet so Großes geleistet, so
hob der Redner mit Nachdruck hervor, daß die deutsche
Farbstoff«Industrie auf dem Weltmarkte unerreicht und be»
herrschend dasteht. Alizarin (Krapp) und Indigo, die ältesten
Farbstoffe der Menschheit, werden von der deutschen Industrie
nach deutschen Erfindungen seit Jahrzehnten im allergrößten
Maßstabe hergestellt. Ganz ungerechtfertigt ist das Vorurteil,
daß künstliche, d. h. Teerfarben unecht, Pflanzenfarben dagegen
echt seien — im Gegenteil, wir haben mehr echte Farben für alle
Zwecke als je zuvor,- es ist Sache des Färbers, sie richtig und
zwedeentsprechend anzuwenden. Das Streben der Industrie geht
in erster Linie nadi echten Farben. Unter diesen nehmen die

Korbdöschen aus Bein

(Bayerisches Nationalmuseum)

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