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vor, wie man an den von uns abgebildeten Gläsern von
Örtel oder Paul Thomas=Steinschönau ersehen kann.

Besondere Aufmerksamkeit verdient die Sonder»
schau „Farbe" der Interessengemeinschaft der deut»
schenTeerfarbenfabriken, auf die ein ganz einzigartiger,
im südlichen Stil gehaltener Arkadenhof wirksam vor-
bereitet. Der Zwedt der Ausstellung, dem Erzeuger
und dem Verbraucher die Schönheit der „echten", das
heißt gegen Licht und sonstige Einwirkungen unemp»
findlichen Farben zu erläutern, ist in geradezu genialer
Weise, oft durch Gegenüberstellung mit unechtenFar»
ben erreicht worden. Dem Leiter dieser Sonderschau,
Professor Kreis»Düsseldorf, und seinen Mitarbeitern
gebührt besonderes Lob.

Einen lieferen und wohl auch erfreulicheren
Einblick in das Wesen derFrau, alsdie„Mode",
bietet die Abteilung für weibliche Handarbeiten,
die überrascht durch den Reichtum an Formen und
Mustern, an zierlichen Stidcereien und Spitzen,
denen man kaum mehr die Mühe der Arbeit an-
sieht, so fein und duftig sind sie hier ausgebreitet.
Aber nicht minder ist der vornehme Geschmadi
und die künstlerische Reife zu bestaunen, die
einzelne Arbeiten auszeichnet. Münchener und
bayerische Kunstgewerblerinnen haben sich auch
hier längst ihren Platz erobert neben den Vogt»
länderinnen und Schwarzwälderinnen, bei denen
diese Kunst freilich seit vielen Jahren zuhause ist.
Vor allem sind es Mitglieder des Bayer. Kunst»
gewerbevereins, die mit ihren besten Stücken
Eindruck machen. Auch die bayerischen Staat»
liehen Fachschulen Enchenreuth, Schönsee, Stach
lern, Tiefenbach, Nordhalben, Abensberg und
die Webfadischule Münchberg geben erfreuliche
Einblicke in ihre segensreiche Wirksamkeit. Die
Sonderausstellung „Wiener Wäsche" läßt von
neuem erkennen, daß der Ruhm, den sie erwor»
ben hat, wohl begründet ist.

Die größte Aufmerksamkeit findet auch auf
der Gewerbeschau die Abteilung „Wohnen",
Möbel, Stoffe, Teppiche, kurz alles, was mit der
Einrichtung eines Hauses zusammenhängt. Ist
doch das Wohnen zu einer der brennendsten kul»
turpolitischen Fragen überhaupt geworden. Frei-
lieh, für viele Besucher bleibt das hier Gebotene
ein schöner Traum, denn hätten sie selbst die
Mittel, sich einzurichten, so fehlt heute allzu oft
selbst die kleinste Hütte für ein glücklich liebend
Paar. Und doch geht ein solcher Reichtum von
Anregungen und neuen Möglichkeiten von den
hier zur Schau gestellten Musterräumen aus,
daß man sie wirklich als eineTat bezeichnen muß.

Schon die Abteilung für einzelne Möbel bietet ganz
prächtige Leistungen vorzüglich Münchener und süd-
deutscher Künstler und Firmen. Leder» und Korbmö»
bei sind in guter Auswahl vertreten, neben demKünstle»
tischen ist das Praktische besonders bei den Einrieb»
tungen fürBüros sowie bei den Patentmöbeln zu finden.
Die Sammelausstellung von Mitgliedern des Reichs»
Verbandes der Leder» und Polstermöbelfabrikanten
Deutschlands wirkt auf jeden Beschauer durch ihre ge-
schmachvolle Gediegenheit.

Immer mehr und gerade bei den Möbeln am glück»
liebsten wird die Überlieferung durchdrungen und ver»
drängt von einem neuen Stilgefühl. Der Grundcharakter
des modernen Möbels ist das Bequeme, Einfache. Nach

RELIQUIAR, Limousiner Arbeit 1200-1250 aus der
Schloßkapelle zu Tüssling bei Mühldoif Bayerisches Nationalmuseum

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