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LEUCHTER aus Bamberg (13. Jahrhundert)

die germanischen Völker, die zäh an ihrem alten Glau-
ben festhielten, fast nur dadurch dem Christentum ge-
wonnen wurden, daß Christus für sie mit ihrem Kult
des Sonnenlichts zusammenfiel. Das kommt nebenbei
bemerkt audi darin zum Ausdruck, daß die christliche
Feier der Geburt Christi, des Lichts der Welt, mit dem
altgermanischen Julfest zusammengelegt wurde. Julfest,
Wintersonnen wende, Weihnacht wurden identische Be-
griffe und noch heute liegen sie zeitlich ganz nahe bei-
einander, während in der altrömischen Kirche das Fest
von Christi Geburt erst im Januar gefeiert worden war.

Im lichtarmen Norden war seitdem das künstliche
Licht besonders hochgeschätzt, und die Dichter des Mit-
telalters singen wiederholt von dem magischen Glanz,
den flammender Kerzenschein aufglänzende Fußböden
oder bunt bemalte Fenster zaubert. Ein letzter Rest
dieser Poesie ist im Profangebäude bekanntlich noch im
Lichterschmuck des Christbaums erhalten, der stets das
besondere Entzücken der Kinder und auch der Großen
bleiben wird. Gerade der eigentümliche Charakter des

Bayerisches Nationalmuseum

Kerzenlichts ais stimmungschaffenden Elements sicherte
dem Beleuchtungsträger eine besondere Stelle imHer-
zen und Sinn des mittelalterlichen Kunsthandwerkers.
Anschließend an die Stehampeln der christlichen Antike
entwid^elte sich im frühen Mittelalter der Standleuchter,
der auf dem Altar seine liturgische Stelle hatte. Er
machte alle Fortschritte in Technik und Geschmack mit,
teilte alle Aufmerksamkeit und Schönheit, die den vor-
nehmsten liturgischen Gegenständen gewidmet waren:
vor allem den Reliquiarien und Kelchen. Kupferver-
goldete und silberne Leuchter, Meisterwerke des Stils
und der Technik, sind uns aus dem Mittelalter, nament-
lieh in Kathedralen, noch erhalten. Allen voran stehen
die emaillierten Arbeiten. Wir haben umstehend einige
Beispiele dafür aus dem Bayerischen Nationalmuseum
zur Abbildung gebracht. Aber auch dem großen Leuch-
ter, der den ganzen Kaum verklären und beleuchten
sollte, wurde die entsprechende Beachtung nicht ver-
sagt. Es sei beispielsweise an den unvergleichlich schö-
nen Kronleuchter in Komburg bei Schwäbisch^Hall in

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