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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 73.1923

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Kunstgewerbe und Messen
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Thiele, Walther: Alte Techniken, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.8624#0016
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keit besitzen wie bisher und so muß der Weltmarkt
betreten werden, um das deutsche Kunstgewerbe vor

allzu großen Erschütterungen zu bewahren.

* *
*

Der Bayerische Kunstgewerbeverein, Sitz München,
hat diesen zeitgemäßen Forderungen schon längst
Rechnung getragen und seine Schaustellungen im
Grassi = Museum in Leipzig, sowie in der Kunst-
messe im Römer in Frankfurt erfreuen sich stets eines
großen Besuches. Die hierbei erzielten hohen Umsätze
durch die Verkaufsvermittlung der Arbeiten seiner

Mitglieder verschafft er diesen nicht nur gute Absatz-
möglichkeiten, er wird dadurch zugleich zum Pionier für
vornehmes Kunstgewerbe auch im Auslande. So er*
sehen wir in dieser Tätigkeit die praktische Lösung
künstlerischer und wirtschaftlicher Förderung und da-
mit zugleich eine wertvolle volkswirtschaftliche Tätig-
keit, die um so mehr einzuschätzen ist, da gerade die
Kreise des künstlerischen Schaffens oft sehr weltfremd
sind und durch eine solche gemeinnützige Vertretung
über die vielen Schwierigkeiten des täglichen Lebens
hinweggeholfen wird, iL

ALTE TECHNIKEN.

Mitgeteilt von WALTER THIELE in Aue. (Schluß des Artikels von Nr. 4, 1921.>

N o t a. Wann man Erbessen Färben will / daß sie den Corallen
gleich sehen / so muß man Firne Erbessen nehmen / unnd zuvor
eine Nacht einweichen / unnd wann die Färb ein wenig über»
schlagen / muß mans darüber in ein Geschirrlein giessen / unnd
eine gute weil darinnen stehen lassen / so werden sie trefflich
schön. Probatum est.

Wie man rothen Zwirn Färben soll. Nimb Erlen»
rinden / Rinden von einem Pflaumenbaum / unnd Rinden vom
Schlehendorn / stoß wohl untereinander / unnd sied den Zwirn
drinnen / unnd wann er gesotten / so leg ihn in frisch Haberstroh.

Schwartz Leinen Tuch Färben. Nimb Feihelspän
von Eysen abgefeilt / fege sie schön / thue darzu Erlenrinden /
unnd sieds wohl miteinander / unnd stoß das Tuch darein.

Schwartzen Zendel Färben. Nimb Erlenrinden /
Schlieff unnd Hammerschlag / sieds wohl / es wird gar schön,
wann mans darein stößt.

Wie man Fell oder Leder vergülden soll. Nimb
4 Pfund Leinöhl / koche es in einem verglasten Geschirr / so
lang, biß eine Feder darein gedunckt verbrennet / mische 16 Loth
Tannenhartz darunter / sechzehn Loth Vernix / acht Loth Aloes /
alles rein gestossen / rühre es ohn unterlaß / unnd koche es / biß
es gleich einem Syrup worden. Unnd wann diese Farbe zu hell
oder liedhte were / so mische drey oder vier Loth mehr Aloes
darunter / unnd minder Vernix / so wird die Färb ein wenig
dundteler / unnd dem Gold gleicher. Unnd wann es gnug ge»
kocht / so nimb es vom Fewer / daß keine Flamme darein schlage /
sonst würde es alles verbrennen / seyhe es also heiß durch ein
Sack / behalts / dann je älter je besser es wird. Wann du nun
Leder vergülden wilt / so streich es mit einem Pensei an / so
wirdts schön dem Gold gleich.

Ein anders/Fell zu v er g ü I d e n / Um h ä n g e o d er
Tapeten darauß zu machen. Nimb drey Pfundt Leinöhl /
Colophonien / Firnes / ana / 1 Loth / gestossen Saffran / mische
es durcheinander / unnd koche es so lange / biß eine Hühner»
feder darein gedunckt / unnd wieder herauß gezogen / verbrennet
ist / darnach nimb es von stund an vom Fewer hinweg / unnd
misch allgemach darunter ein Pfundt gestossen Aloes / unnd misch
es mit einem Stecken sittiglich / damit es nicht überlauffe / unnd
wann es will überlauffen / so nimb es von stund an vom Fewer
hinweg / biß es sich wieder gesetzt / darnach setze es wieder

übers Fewer / unnd koche es so lang / biß alles wohl durcheinan»
der vermischt ist / nimbs darnach vom Fewer hinweg / unnd
wann es sich ein wenig gesetzt / seyhe es durch ein Tuch / unnd
behalts in einem Geschirr.

Wann du nun die Fell oder Leder vergülden willt / überzeuch
oder vergülde sie erstlich mit Silbern oder Zinnen Blättlein / mit
Eyerklar oder Gummiwasser. Streich sie darnach an mit dieser
Salbe / so werden sie zu hand Goldfarbe / laß sie an der Sonnen
trucken werden / drud<e oder male darauff was Form du willt /
so werden sie fast schön. Du magst auch wohl für den Saffran
die gelben Blümlein aus den weissen Lilien darzunehmen.

Wie man Läder Färben soll.

Roth Läder zu färben. Nimb Presilien 1 Pfund / unnd
sieds mit 10 quart Wasser / welches über Nacht an Kalck ge»
standen / sieds ein auff drey quart Wassers / unnd färb das Läder
an der Sonnen.

Blaw Läder färben. Nimb den SafFt von den blawen
Kornblumen / netze dann das Läder mit Alaun / unnd mit Harn /
unnd färbe das Läder mit dem Safft.

Ein anderes, Nimb ein theil Milch / ein theil Saltz / ein
theil Presilienholtz / unnd sieds in Harn / schäums wohl / unnd
färbe das Läder damit.

Läder färben. Nimb Alaun / stoß ihn klein / leg ihn in
ein Wasser / laß ihn zergehen / unnd netze das Läder damit /
laß trucken werden / reibs gemehlich / unnd streich eine Farbe
daran / welche du wilt.

Schwartz Läder färben. Nimb Lindenkohlen / tem»
periers mit Gummi.

Oder nimb der grünen Nußschalen / unnd presse den Safft
darauß durch ein Tuch / unnd wenn das Läder praepariert ist /
so streich es drauff / es wird schön schwartz.

Oder nimb jetzt gemelt Nußwasser / unnd gestossene Linden»
kohlen / temperiers mit Leinöhl / dunck ein Tüchlein darein /
unnd Streichs woran du wilt.

Ein gute Schwartz zu machen, Nimb Kienruß unnd
siede ihn mit Milch / unnd wenn du ihn brauchen willt / so thu
edarunter Eyerweiß so viel du bedarffst / magsts auch wohl mit
Leinöhl / Schweinenschmaitz oder Schmeer vermengen.

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