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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 73.1923

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Strecker, Hans: Elfenbeindrechslerei
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https://doi.org/10.11588/diglit.8624#0038
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DIE ELFENBEINDRECHSLEREI.

Von HANS STRECKER, Drechslermeister, München.

Mehr nodi als der Elfenbeinschnitzer verarbeitete
der Drecfisler in der Zeit des 16. —18. Jahrhunderts
dieses kostbare, mit den höchsten Eigenschaften aus-
gestattete Material, das sich für die Kunstdreharbeiten
am besten eignete. Diese längst verschwundene, heute

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Passig gedrehter Elfen»
beinpokal

fast ganz unbekannte Technik kurz zu beleuchten, da-
zu soll diese Beschreibung dienen.

Daß der Drechsler runde Gegenstände herstellt, ist
fast jedermann bekannt, weniger jedoch, daß man oval
drehen kann, wozu schon Leonhardo da Vinci eine
besondere Drehvorrichtung konstruierte und die auf
der Art des Ovalzirkels beruhte. In einem Werk von
Jaques Besson <1565> findet man bereits Darstellungen
von Drehbänken zum Unrund» und Ovaldrehen.

Wenn man die alten, so kunstvollen Drehereien be»
trachtet, so muß man sich allerdings vergegenwärtigen,
daß die Bedingungen, die an ihre Ausführung geknüpft
waren, heute längst nicht mehr gegeben sind und auch
kaum wieder gegeben werden. Damals waren vor

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Passig gedrehter Elfenbein»
poka! j

allem Interessenten und Liebhaber vorhanden, die den
Gebrauch der Drehbank so hoch einschätzten, daß einer
den anderen an Kunstfertigkeit zu übertreffen suchte.
Und bei diesemWettbewerb entstanden jene Arbeiten,
deren Ausführung selbst heute, in dem Zeitalter hoch-
entwickelter Technik auf allen Gebieten, vielen fast
unbegreiflich erscheint. Die damals auflebende große
Vorliebe für Elfenbein wirkte hierbei wesentlich mit.
Das kostbare Material sowie die mit vieler Vorbe-

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Passig gedrehter Elfenbein»
pokal

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