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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 73.1923

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Aus dem Leben des Vereins / Kleine Mitteilungen / Neue Bücher
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https://doi.org/10.11588/diglit.8624#0026
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Dank einer vollendeten Technik war es ihm möglich, die schwie»
rigsten Porträts und Situationen auf Medaillen festzuhalten. Die
Stimmung, das, im fast Unterbewußten Ruhende eines Charakters
verstand Borsch, der ein ausgezeichneter Beobachter war, aufs
sicherste zu erfühlen und auf das Metall zu übertragen. Die zahl»
reichen Köpfe von Angehörigen des Wittelsbachischen Hauses
sind geradezu vorzüglich in ihrer scharfen Modellierung, in ihrer
offenen Darstellung des Wesentlichen und Wahren, Besonders
prächtige Köpfe sind auf den Medaillen und Plaketten von Ed»
mund Harburger, Finanzminister von Riedel, Ernst v. Destouches,
Max Huttier, Adolf Knoll, Nikolaus Gysis <abgebildet im Jahr»
gang 1915, Heft 11 dieser Zeitschrift). Ein bezeichnendes Beispiel
der feinen Witterung Borschs für alles Intime, Beschauliche ist
die Plakette auf Hans Riggauer, dem ehemaligen verdienten und
kenntnisreichen Direktor des Münzkabinetts, der dargestellt ist,
wie er eben die Echtheit einer Münze kritisch prüft . . . Der große
Freund der Natur und der Menschen, der stille und sonnige
Charakter, der mustergiltige Gatte und Vater hatte sich in allen
Münchner Kreisen einer besonderin Beliebtheit erfreut und auch
der Kunstgewerbeverein, dem er viele Jahre als Mitglied ange»
hört, wird diesen vornehmen edlen Menschen, wie hervorragen»
den Vertreter des Münchner Kunstgewerbes nie vergessen.

Wirtschaftliches. Der bayer. Kunstgewerbeverein war auf
der Frühjahrsmesse in Leipzig im Grassimuseum, auf der Franko
furter Kunstmesse im Römer mit einer Auswahl von kunstge»
werblichen Werken vertreten. Trotz der an sich ungünstigen
Geschäftslage zur Zeit der beiden Messen konnte ein recht zu»
friedenstellendes Ergebnis erzielt werden. Während der im Frank»
furter Römer zur Verfügung gestellte Raum schon jetzt als erst»
klassig bezeichnet werden konnte, wird im Grassimuseum für die
kommende Herbstmesse noch eine weitere Verbesserung eintreten.
Die Ausstellungsgelegenheiten, die dann dem Verein geboten
sind, bedingen, daß die Anforderungen bei Auswahl der Meß»
muster auf das Höchste gespannt werden müssen. Denn nur das
Beste kann sich dort als Kunstgewerbe behaupten.

Die Hauptversammlung findet am 29. Mai, abends 8 Uhr
statt. Die Tagesordnung wird durch die Tageszeitungen ver-
öffentlicht. Rege Teilnahme erwünscht. Jedes Mitglied, das es

einigermassen ermöglichen kann, sollte die Hauptversammlung
besuchen, zumal gerade in jetziger Zeit viele Fragen entstehen,
deren Entscheidung einer Minderheit zu überlassen, nachträglich
mancher bereuen würde.

Auch über den zuweilen mangelhaften Besuch der Vereins»
abende wird geklagt. Es erscheint dringend erforderlich, daß durch
den Besuch dieser Abende sich die Mitglieder untereinander näher»
treten, auch schwebende Fragen künstlerischer oder Wirtschaft»
licher Art mit der Vorstandschaft erörtert werden.

Glaspalast=Ausstellung. Der Verkauf von Gegenständen
der kunstgewerblichen Abteilung findet, da solche vor Schluß
der Ausstellung nicht aus dieser entfernt werden dürfen in fol-
gender Weise statt: Entweder Verkauf der ausgestellten Gegen»
stände (soweit solche nicht als unverkäuflich aufgegeben werden).
Bei Barzahlung zum festen Preise, andernfalls freibleibend, Ab»
lieferung nach Schluß der Ausstellung.

Oder: Annahme von Bestellungen auf Neuanfertigung zu
freibleibenden Preisen. Anzahlungen müssen zum sofortigen Ein-
decken mit Rohstoffen verwendet werden. Ist Anzahlung in Höhe
der Rohstoff kosten erfolgt, so kann ein Steigen der Rohstoffpreise
keine Steigerung des Verkaufspreises rechtfertigen. Freibleibend
ist dann nur der auf Löhne und Nebenkosten entfallende Teil
des Preises.

Die Verkaufspreise werden insgesamt seitens des Sekretariats
des Kunstgewerbevereins der Geldentwertung entsprechend lau»
fend berichtigt, wobei die von den Ausstellern angegebenen Preise
als Ausgangspunkt dienen.

Die ganze Regelung hat den Zweck, unsere Aussteller vor
Schädigung durch die Markentwertung zu schützen. Es wird aber
erwartet, daß die Aussteller durch genaues und zeitgerechtes Ein»
halten der Lieferungsverpflichtungen eine Inanspruchnahme der
Klausel „freibleibend" so weit irgend möglich, vermeiden.

In den kunstgewerblichen Ausstellungsräumen im Glaspalast,
wird eine sprachenkundige Persönlichkeit sich während der Haupt»
besuchszeiten aufhalten und Auskünfte an Interessenten erteilen.
Diese darf jedoch keinerlei Käufe vermitteln. Es empfiehlt sich,
wenn die Aussteller gelegentlich bei dieser Persönlichkeit die je»
weiligen Tagespreise ihrer Stücke erfragen und gegebenenfalls
berichtigen.

KLEINE MITTEILUNGEN

Die Deutsche Kunst = Ausstellung Karlsruhe 1923. Eine
Große Deutsche Kunst»Ausstellung für freie und angewandte
Kunst wird von Mai bis Oktober 1923 in Karlsruhe <Baden)
stattfinden. Die Künstlerschaft aller deutschen Stämme, auch jener
außerhalb des Reiches, ist ohne Rücksicht auf die einzelne Kunst»
richtung aufgerufen, sich mit ihren besten Werken, Gemälde und
Graphik, Plastik und angewandte Kunst, zu beteiligen. An diese
Ausstellung der hervorragendsten Werken lebender Künstler
schließt sich gleichzeitig eine rückschauende Ausstellung auf das
künstlerische Schaffen der letzten zwei Jahrhunderte am Oberrhein
an. So verspricht die Ausstellung, für die große geeignete Räume
in dem während des Krieges vollendeten städt. Kunst »Aus»
tellungsgebäude zur Verfügung stehen, ein künstlerisches Ereignis
von allererster Bedeutung zu werden. Sie wird ein umfassendes
Bild des gesamten deutschen Kunstschaffens bieten und damit
zugleich ein Markstein deutscher Kultur in der neuen Westmark
des Reiches werden. Anfragen mit Rückporto — für das Ausland
mit internationalem Antwortschein — an den Werbe»Ausschuß,
Rathaus Karlsruhe (Baden).

Die Vorbereitungen für die Große Deutsche Kunstausstellung
die von Mai bis Oktober in Karlsruhe i. Bd. stattfindet, sind in
regem Gange. Dank einer weitgehenden Mithilfe von Stadt und
Staat und erheblicher finanzieller Unterstützung auch von privater
Seite ist das Zustandekommen der Ausstellung, die nach den
vorliegenden Meldungen ein geschlossenes Bild des gesamten
deutschen Kunstschaffens in freier und angewandter Kunst bieten
wird, in jeder Hinsicht gesichert. Bedenken, denen die Beschickung
der Ausstellung wegen der Besetzung des Rheinhafens durch die
Franzosen etwa begegnen sollte, sind vollkommen hinfällig. Es
ist lediglich das außerhalb der Stadt liegende Hafengebiet besetzt,-
die Stadt selbst wie der Bahnhof sind frei. Personen» und Fracht»
verkehr gehen ihren geregelten Gang. Die Ausstellung findet
bestimmt statt.

Die wirtschaftliche Lage des Kunsthandwerks. Dr. Else
Meißner (Dresden), Geschäftsführerin der Sächsischen Landes»
stelle für Kunstgewerbe und des Wirtschaftsbundes Deutscher
Kunsthandwerker schreibt im „L. Tgb." Die herrschenden schwie»
rigen Wirtschaftsverhältnisse wirken sich naturgemäß auf einem

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