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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 73.1923

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Aus dem Leben des Vereins / Kleine Mitteilungen / Neue Bücher
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https://doi.org/10.11588/diglit.8624#0028
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NEUE BUCHER

Max Engelmann, Leben und Wirken des Pfarrers und Fein»
tedinikers Philipp Matthäus Hahn. Berlin, Richard Carl Schmidt
<2) Cie. 1923. 273 S., 70 Abb. Dieses dem bekannten Uhren»
und Uhrenforschung-Spezialisten Prof. E. v. Baßermann-Jordan
gewidmete Werk des Dresdener Gelehrten und Leiters des dor»
tigen Mathematischen Salons, Max Engelmann, enthält ein in-
teressantes Stück aus der Entwicklung der süddeutschen Uhr»
und feinmechanischen Konstruktion. Ph. Matthäus Hahn, eine
bescheidene Erscheinung aus einem altwürttembergischen Pfarr»
haus, durch eine geniale Begabung und den adäquaten Verkehr
von frühe auf den Weg exakter Mechanik gewiesen, trat in die
Sphären des bekannten Württemberger Herzogs Karl Eugen und
dessen Eheromantik auf Herzogstron, der Gräfin Franziska von
Hohenheim. Letztere erwähnt den großen Schöpfer komplizierter
Zeitmeß» und astronomische Instrumente wiederholt in ihrem
Tagebuch, hatte auch eine seiner berühmten Uhren in Hohenheim
<in der Nähe von Stuttgart) dem Aufenthalt des herzoglichen
Paares. Das Leben dieses seltsamen Menschen, Pfarrers und
Künstlers liest sich teils wie ein Idyll aus einer letzten Schaffens»
frohen Zeit, teils wie ein dramatisch bewegter Kampf um die Ge-
heimnisse der astronomischen Gesetzmässigkeit. Hahns feines
künstlerisches Empfinden, das alle seine mathematischen Werke
in vornehme Formen fügte, ist ein prächtiges Beispiel für die
Möglichkeit ja Unzertrennlichkeit von Technik und Kunst, von
Zusammenfügung strengster Gesetzmäßigkeit und freiem künst-
lerischem Fühlen. Die herrlichen Uhrgehäuse, ja die äußere Form
der Rechenmaschinen zeigt Hahn als einen von edlem Geschmack
nicht minder als von genialer Erfindergabe geleiteten großen
Mann des ausgehenden 18. Jahrhunderts. Engelmann hat unter
Heranziehung des ganzen kulturhistorischen Rahmens, in dem
sich das Wirken Hahns abspielte, die Biographie dieses Mannes
zu einem anziehenden reizvollen Kapitel aus der kunsthandwerk»
liehen Einstellung der astronomisch-mathematischen Entwicklung
gestaltet, das sich spannend und trotz der wissenschaftlichen
Gründlichkeit allgemeinverständlich liest. — r

Die Technik in der Kunst. Von Kunsthistoriker Dr. R. W.
Schmidt. <Aus der Reihe „Die Wunder der Technik", Verlag von
Franckhs Technischen Verlag, Dieck 'S) Co., Stuttgart.) 1 Bogen
Text und 5 Bogen Illustrationen mit etwa 100 größtenteils ganz»
seifigen Bildern.

Technische Vorgänge und technische Gebilde haben von jeher
die bildende Kunst zur Darstellung angeregt und dieses Verhältnis
ist nicht nur für die Entwicklung der Technik, sondern für die ganze
Einstellung einer Zeit maßgebend und bezeichnend. Das Interesse
an dieser Wechselwirkung ist für uns Menschen von heute um so
größer, weil sich gerade in der Gegenwart Kunst und Technik zu
inniger und fruchtbarer Verknüpfung zusammengefunden haben.
Der Reichtum der vielfach wie Offenbarungen wirkenden Gebilde
technischen Könnens wird hier historisch aufgebaut in außerordent»
lieh geschickt und sorgfältig ausgewählten, von kurzem erläutern»
dem Text eingeführten Bilderreihen dargeboten. Auf feinem Kunst»
druckpapier gedruckt und in großem Lexikon format gehalten, ist der
Band so zusammengestellt und erläutert, daß er ebensowohl dem
Fachmann wie dem Laien ein eindrucksvolles Bild von der Ent»
Wicklung und dem Hochstand der Technik übermittelt. Die Reihe
„Wunder der Technik", deren Bände in zwangloser Folge erschei»

nen, hat sich mit der prächtigen „Technik in der Kunst" glücklich
eingeführt. Die Sammlung macht nicht Halt an den politischen
Grenzen, sondern sucht ihr Material in der ganzen technischen
Welt. Die prächtigen Bände werden daher bei allen technisch In»
teressierten des In» und Auslandes gleich großer Freude begegnen
und eignen sich als willkommenes Geschenk für alt und jung. Es
ist eine der interessantesten Publikationen, ebenso kulturgeschicht»
lieh von Bedeutung, wie in technogeschichtlicher Beziehung wert»
voll. Sie zeigt, wie die Wunder technischen Werdens, unsere Vor»
fahren stets in Staunen gesetzt und wie unsere großen Künstler
den scheinbar so unkünstlerischen Objekten das abgelauscht, was
alles menschliche Handeln an verborgener Stimmung in sich
schließt. — e

Karl Vesper, Batik,- A. Ziemsen, Verlag Heuberg. Als
„Anleitung zur Herstellung gebatikter Gewebe und Stoffe, wie
Baumwolle, Leinen, Nessel, Seide, Samt, Leder, Pergament, Papier,
Holz, Korbweiden, Metall, Glas, Elfenbein, Linoleum" ist dieser
empfehlenswerte Leitfaden gedacht und enthält einen Anhang über
„Badana»Druckverfahren, Bemalen der Stoffe, Wasch- und licht»
echte Wandmalerei, Spritzverfahren." Er orientiert eingehend
über das Verfahren, gibt Rezepte und ist nicht bloß für den, der
sich mit Batik praktisch beschäftigen will von Bedeutung, sondern
gibt auch dem Kunstfreund und Laien einen genauen Einblick in
das so geschätzte kunstgewerbliche Gebiet der Batiktechnik. — r.

„Der Cicerone". Die bekannte, ausgezeichnete Kunstzeit»
schrift gibt soeben ein nach Inhalt und Ausstattung mustergültiges
„Ostasienheft" unter verantwortlicher Leitung von Professor
Dr. Ernst Grosse in Freiburg, heraus, das den zahlreichen Freun»
den der Indienliteratur und des japanischen und chinesischen
Geisteslebens eine wertvolle Einführung in die Kunst des Ostens
gibt. Von den bemerkenswerten Aufsätzen des reichillustrierten
Heftes sei hier der grundsätzliche Artikel Curt Glasers über
Aufgaben und Methode europäischer Forschung im Bereich öst»
lieber Kunst, die Arbeit Otto Fischers über chinesische Buddha»
und Bodhisatvaköpfe und der Artikel des Herausgebers über die
Töpferkunst der Japaner, über indische Kolonialkunst schreibt
William Cohn. Das Sonderheft dürfte weite Kreise sehr interes»
sieren und ist sehr zu empfehlen.

Zur Erinnerung an das fünfzigjährige Bestehen des
bekannten Berliner Kunstverlages Ernst Wa s m u t h

ist von dem jetzigen Inhaber und Leiter des Verlages, Günther
Wasmuth, eine kleine Gedenkschrift herausgegeben worden, die
in einem straffen Geleitwort schildert, wie vor fünfzig Jahren
Ernst Wasmuth seine Architekturbuchhandlung begründet hat.
Die Architektur, vornehmlich das Künstlerische in der Architektur
ist denn auch das Rückgrat dieses sich rasch zu mächtiger Blüte
entwickelnden Verlages geworden. Das Streben ging vor allem
daraufhin, alle Errungenschaften der Reproduktionstechnik sofort
und ohne Vorbehalt der Kunstforschung nutzbar zu machen. Es
ist gar nicht möglich auch nur die bekanntesten Werke aus Archi»
tektur, Plastik, Kunstgewerbe etc. zu nennen, die seither in diesem
Verlag erschienen sind. So unendlich reichhaltig ist das Verzeich»
nis, das der Gedenkschrift beigegeben ist und das zeigt, daß Was»
muth heute einer der bedeutendsten deutschen Kunstverlage ist.

— r

Schriftleiter: Prof. Dr. Jos. Ludwig Fischer, Konradstr. l/i — Herausgeber und Verlag Bayerisdier Kunstgewerbeverein München, Pfandhausstr. 7, Tel. 22 9 50
Für die Anzeigen verantwortlich: F.C.Mayer — Drude von J. Schön — alle in Mündien

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