ELFENBEINRELIEF, H.Jahrhundert, französisdi
Bayer. Nationalmuseum
des 18. Jahrhunderts. Die unbezwingliche Neigung
für Putten und Nacktfiguren zeigt sich auch an diesem
so ernsten Gegenstand. Pracht und warme Lebendige
keit, Herrschaft und Lebensbejahung auch der RelU
gion offenbart dieses außerordentlich dekorative Werk.
In Gold übersetzt, würde die ausgleichende Weichs
heit und Wärme des Materials einer prunkenden, fast
weltlichen Glorie weichen. Schließlich mag noch eine
reine plastische Arbeit als Nacktfigur zeigen, wie be-
quem und wohlig sich das Elfenbein für die Wie-
dergabe des menschlichen Körpers, namentlich der
Kinder^ und weiblidien Körper eignet. Es ist eine
allerliebste Mädchenfigur, wohl aus Italien stammend,
jedenfalls eine entzückende Arbeit des 17. Jahrhun-
derts. In kaum einem anderen Material wäre der
weiche Duft der Formen so prächtig und überzeugend
zum Ausdruck gekommen wie gerade in Elfenbein.
Die besten Meister haben sich daher immer wieder
mit solchen Arbeiten beschäftigt.
Worin besteht nun die Eigenart der Elfenbein-
Schnitzerei? Das Material beantwortet diese Frage
ohne Schwierigkeit. Es steht in der Mitte zwischen
der kühleren und repräsentativeren Art des Marmors
und der weicheren Art plastischer Kleinarbeit in Holz
und, was die Farbe betrifft, in der Nähe plastischer
Emailarbeit. Für das Relief wird sich also mehr das
FIach= als Hochrelief eignen. Stimmung und Intimität
lassen sich ebenso leicht ausdrücken, wie straffe Stili-
sierung und streng zeichnerische Sprache. Vieles wird
übrigens mit einer guten Führung der natürlichen Ma-
serierung erreicht. Eine besondere Art der Verwen-
dung liegt in der seit alters beliebten und viel ge-
übten Verbindung des Elfenbeins mit anderen Stoffen
und mit Farbe. Bereits das klassische Altertum hat das
Elfenbein wegen seiner edlen Schönheit, des äthe-
rischen Hauchs und der Seele, der diesem Stoff eigen
ist, dem Golde gleich erachtet. Die berühmten Gold-
elfenbeinbilder des größten aller griechischen Künstler,
des Phidias, galten und gelten als Wunderwerke aller
Zeiten. Das Mittelalter liebte derartige Zusammen^
Stellungen allerdings weniger, ließ das Material allein
sprechen, hielt es für so erhaben und schön, daß es ihm
nur mehr das Gold gleichstellte, nicht aber in kompo-
sitioneller Verbindung, sondern in der untergeord^
neten Bedeutung als Fassung usw. Die dritte Blüte-
zeit des Elfenbeins dagegen versuchte alle nur mög-
liehen Wirkungen auszuschöpfen. Vor allem wurde
die Farbe teils als Kontrast, teils als Ergänzung in
einen ästhetischen Wettstreit mit dem Elfenbein ge-
stellt. Es galt als besonders reizvoll, einen elfenbeinern
nen Christus mit einem Ebenholzkreuz zu verbinden,
oder schwarze Kleider zu den Nadctteilen in Elfen-
beinnatur zu kombinieren. Ab und zu wurden auch
Metallintarsien beliebt. Bei der souveränen Eigenart
dieses köstlichen Materials erfordert jede derartige Ver-
bindung ungeheure Vorsicht und feinste Diskretion,
ELFENBEINRELIEF 14. Jahrhundert, französisdi
Bayer. Nationalmuseum
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Bayer. Nationalmuseum
des 18. Jahrhunderts. Die unbezwingliche Neigung
für Putten und Nacktfiguren zeigt sich auch an diesem
so ernsten Gegenstand. Pracht und warme Lebendige
keit, Herrschaft und Lebensbejahung auch der RelU
gion offenbart dieses außerordentlich dekorative Werk.
In Gold übersetzt, würde die ausgleichende Weichs
heit und Wärme des Materials einer prunkenden, fast
weltlichen Glorie weichen. Schließlich mag noch eine
reine plastische Arbeit als Nacktfigur zeigen, wie be-
quem und wohlig sich das Elfenbein für die Wie-
dergabe des menschlichen Körpers, namentlich der
Kinder^ und weiblidien Körper eignet. Es ist eine
allerliebste Mädchenfigur, wohl aus Italien stammend,
jedenfalls eine entzückende Arbeit des 17. Jahrhun-
derts. In kaum einem anderen Material wäre der
weiche Duft der Formen so prächtig und überzeugend
zum Ausdruck gekommen wie gerade in Elfenbein.
Die besten Meister haben sich daher immer wieder
mit solchen Arbeiten beschäftigt.
Worin besteht nun die Eigenart der Elfenbein-
Schnitzerei? Das Material beantwortet diese Frage
ohne Schwierigkeit. Es steht in der Mitte zwischen
der kühleren und repräsentativeren Art des Marmors
und der weicheren Art plastischer Kleinarbeit in Holz
und, was die Farbe betrifft, in der Nähe plastischer
Emailarbeit. Für das Relief wird sich also mehr das
FIach= als Hochrelief eignen. Stimmung und Intimität
lassen sich ebenso leicht ausdrücken, wie straffe Stili-
sierung und streng zeichnerische Sprache. Vieles wird
übrigens mit einer guten Führung der natürlichen Ma-
serierung erreicht. Eine besondere Art der Verwen-
dung liegt in der seit alters beliebten und viel ge-
übten Verbindung des Elfenbeins mit anderen Stoffen
und mit Farbe. Bereits das klassische Altertum hat das
Elfenbein wegen seiner edlen Schönheit, des äthe-
rischen Hauchs und der Seele, der diesem Stoff eigen
ist, dem Golde gleich erachtet. Die berühmten Gold-
elfenbeinbilder des größten aller griechischen Künstler,
des Phidias, galten und gelten als Wunderwerke aller
Zeiten. Das Mittelalter liebte derartige Zusammen^
Stellungen allerdings weniger, ließ das Material allein
sprechen, hielt es für so erhaben und schön, daß es ihm
nur mehr das Gold gleichstellte, nicht aber in kompo-
sitioneller Verbindung, sondern in der untergeord^
neten Bedeutung als Fassung usw. Die dritte Blüte-
zeit des Elfenbeins dagegen versuchte alle nur mög-
liehen Wirkungen auszuschöpfen. Vor allem wurde
die Farbe teils als Kontrast, teils als Ergänzung in
einen ästhetischen Wettstreit mit dem Elfenbein ge-
stellt. Es galt als besonders reizvoll, einen elfenbeinern
nen Christus mit einem Ebenholzkreuz zu verbinden,
oder schwarze Kleider zu den Nadctteilen in Elfen-
beinnatur zu kombinieren. Ab und zu wurden auch
Metallintarsien beliebt. Bei der souveränen Eigenart
dieses köstlichen Materials erfordert jede derartige Ver-
bindung ungeheure Vorsicht und feinste Diskretion,
ELFENBEINRELIEF 14. Jahrhundert, französisdi
Bayer. Nationalmuseum
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