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damit sie nicht in Spielerei oder gar Schlimmeres aus-
artet. Große Gegenstände sind der Natur des Stoffes
und seiner Einfarbigkeit ebenfalls zuwider. Ambesten
eignen sich Kästchen, Etuis, Klingen, Rahmen für email-
lierte Arbeiten, Spiegel, Toilettengegenstände. Jedes
einigermaßen bedeutsamere Kunstgewerbe^Museum
birgt Beispiele der verschiedenartigen Verwendung des
Elfenbeins, so daß es an
Anregung für unsere jun-
gen Kunstgewerbetreiben-
den und Kunsthandwerker
keineswegs fehlen würde.
Die große Beliebtheit des
Elfenbeins hat schließlich
in die einfache Hütte Ein-
gang gefunden, nament-
lieh in der Form von
Kruzifixen, kleineren Vo-
tivmadonnen ,• aber auch
Gegenstände des täglichen
Lebens, wie Kämme, klei-
ne Nippfiguren trifft man
in selbst ganz bedürfnis-
losenFamilien. Es isteben
das ungewöhnliche, le-
bensvoll Seelische, das im
Elfenbein schimmert, der
Funke des Organischen,
des Belebten, den dieser
Stoff allen anderen Mate-
rien, deren sich Kunst und
Kunstgewerbe bedienen,
voraus hat. Wie ein halb-
echter Bruder ist das Be-
streben, in Schildpatt oder
Bein ähnliche Wirkungen
zu erzielen. Es ist ein hei-
ßes Bemühen, es dem ech-
ten, schönen bedeutenden
Material gleich zu tun .Wir
haben in den letzten Num-
mern Arbeiten aus diesem
Material zur Abbildung

gebracht. — In dem 19. Jahrhundert hat sich diese große
Freude am Elfenbein einigermaßen verebbt. Die Kost-
spieligkeit des Materials, das heute als „ Auslandsroh-
stoff" kaum zu erschwingen ist, hat zum „Ersatz" ver-
leitet, in dem nunmehr lustig gesündigt wird. Immerhin
haben verschiedene Kunsthandwerker sich die Mühe
nicht verdrießen lassen, um für die Wiederbelebung
der Elfenbeinplastik zu wirken. Es wurde schon auf die
Elfenbeine Ruisingers hingewiesen. Auch andere Jün-

MÄDCHENFIGUR

gere beschäftigen sich damit, wie wir von Zeit zu Zeit
an Beispielen zeigen werden. Was heute besonders
beliebt ist, sindZierdosen mit flachgeschnittenen Reliefs,
meistens in Verbindung mit Metall oder einem Halb-
stein für Füße und bekrönende Deckelspitze, ab und zu
Plaketten, seltener Bestecke, häufiger dagegen wieder
Zierstücke; Anhänger, Broschen in durchbrochener Ar-
beit. — Am meisten ist das
Elfenbein vom Celluloid
und einem sogenannten
Elfenbeinersatz bedroht.
Soweit es sich um gehobe-
nere Ansprüche handelt,
wird niemand mit diesen
Stoffen audi nur einen
Augenblick kokettieren,
geschweige denn ernstlich
darüber debattieren. Im-
merhin sind blühende El-
fenbeinorte, wie es bei-
spielsweise Erbach im
Odenwald ist, von aller-
lei Gefahren bedroht. Um
so wichtiger ist die Pflege
der kunsthandwerklichen
Einzel werkstätte,wie aber
auch ganzer Industrien,
und zwar besonders, so-
weit es sich um Elfenbein-
schnitzerei handelt. Denn
die Elfenbeindreherei lei-
det weniger unter diesen
Hemmungen. Auch wäre
sehr zu erwägen, ob nicht
gerade das Elfenbein au-
ßerdem Binnenbedarf sich
zum Export eignen bezw.
ausbauen ließe. Die un-
mein reiche Verwendbar-
keit des Elfenbeins, die
zahllosen Kombinationen
würden es angezeigt er-
scheinen lassen, der Or-
ganisierung des Exports näher zu treten. Da es sich
im Material um „Auslandsware" handelt, die von den
Schwingungen des Weltmarkts und der Entwertung
der Mark abhängig ist, gilt daher der Grundsatz, mit
möglichst wenig Material größte Wirkungen zu er-
zielen: Hohe künstlerische Qualität, Konzentration
auf das Wesentliche und strengste Haushaltung mit
dem Stoff! Außer der kunstgewerblichen Gediegenheit
ist die wirtschaftliche Seite von größter Wichtigkeit. F.

17. Jahrhundert, italienisch

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