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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 73.1923

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Strecker, Hans: Elfenbeindrechslerei
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https://doi.org/10.11588/diglit.8624#0041
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wieder Durdibruchsdrehereien dar, ebenso die unteren
drei kleinen Füße. Das obere Hauptstück besteht aus
mehreren ineinandergedrehten sogenannten diinesi-
sehen Kugeln, in deren kleinster kegelförmige Spitzen
eingesetzt sind. Abbildung2 stellt einen einfach passig
gedrehten Elfenbeinpokal vor mit geflechtartiger Durchs
bruchsdreharbeif. Die Profilierung des Fußes und
ganz besonders des Körpers selbst wirkt durdi die
ruhige Linienführung sehr gut, während bei dem Pokal
Abb. 1 der kombinierte schräg passig gedrehte Hohl-
körper und der exzentrisch gedrehte Fuß und Spitzen^
teil eine technische Höchstleistung darstellt. Einen
gewunden gedrehten Elfenbeinleuchter mit passig ge-
drehtem Sod^el und Kapitäl zeigt Abb. 6, und Abb. 4
einen passig gedrehten Elfenbeinpokal.

Mit Ablauf des 18. Jahrhunderts haben derartige
Kunstdrechslereien ihr Ende genommen. Das Interesse
der hohen unterstützenden Herrschaften ist durch das
seinerzeit modern gewordene Porzellan abgelenkt wor-
den und so kam es, daß im letzten Jahrhundert die
ganze Elfenbeintechnik vollkommen vergessen wurde.
Die alten Meister starben und nahmen ihre Kenntnisse
mit ins Grab. Aufzeichnungen oder Anhaltspunkte

wurden fast gar keine hinterlassen. Man findet sogar
in den besten Werken keine genauen Angaben über
die einzelnen Techniken, was daraus hervorgeht, daß
die Handgriffe, Werkzeuge und Drehvorrichtungen,
von jeher streng geheim gehalten wurden.

Andererseits war es auch fast unmöglich, daß der
Drechsler aus eigenen Mitteln derartige Kunstwerke
herstellen konnte, bei denen außer den hohen Mate-
rialkosten und der direkten Arbeitszeit viele Vorar-
beiten notwendig waren.

Die Aufgabe in unserer Zeit besteht nun darin,
diese alte fast unerschöpfliche Handwerkskunst, die
zum großen Teil doch sehr gekünstelt war, in der an-
gewandten Kunst zu verwenden und bei den Ge-
brauchsgegenständen in der heutigen Zeit in schlich^
terem Maße anzubringen. Daß diese Möglichkeit
vorhanden ist, ist ersichtlich aus der beiliegenden Ab-
bildung, wo ich die alte Technik in neuer Form bei
dem begehrten Modeartikel des Damenschirmgriffes.
angewandt habe.

Außerdem sind im Juliheft 1914 einige meiner
Arbeiten in Passigdreherei in Elfenbein und Eben-
holz abgebildet.
 
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