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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 73.1923

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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.8624#0057
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Kunstgewerbes. Namens der Handwerkskammer betonte
ihr Präsident Würz, wie erf eulich es sei, daß unter Halm's
Präsidium eine beiden Teilen gedeihliche Zusammenarbeit in
schiedlich-friedlichem Ausgleich zustande gekommen, ein Ver-
hältnis, dessen Verfestigung und Fortdauer beider Vorteil und
sein aufrichtiger Wunsch.

Der II. Vorstand Leipfinger sprach dem scheidenden Prä-
sidenten, dessen Verdienste er schon an anderer Stelle gewürdigt,
den Dank aus, daß er, der unter so widrigen Umständen sein
Amt übernommen, ein so wohlbestelltes Haus hinterlasse. Launig
exemplifizierte er den Widerstreit zwischen alt und modern, der
so viel Sturm schon im Verein aufgewirbelt, mit dem Hinweis
auf die historische Bogenhauser Kapelle und die neumodische Ka-
pelle, die abwechselnd hier spielen und beweisen, daß einem hier
und dort, was schön ist, gefallen kann. Vorwärts und aufwärts
hat Halm den Verein gebracht: Wirtschaftlich vorwärts und
künstlerisch aufwärts, denn der Mammon allein tut's nicht, man
muß auch Befriedigung an und in seinem Schaffen haben.

Den Beschluß der offiziellen Reden machten Exzellenz Aka-
demiedirektor Freiherr Ferdinand v. M i 11 ers gehaltvolle warme
Worte, umstrahlt vom Widerschein der Erinnerung, an* und aus-
klingend in dem Appell zu innigem Zusammenwirken von Kunst

und Handwerk und zu wechselseitigem Verstehen und Ver-
werten des guten Alten und Neuen. „Das Alte schätzen und das
Neue nicht verwerfen \" Als Senior des Kunstgewerbevereins
widmete er den Dank der Mitglieder dem scheidenden wie dem
kommenden Präsidenten.

Nun aber gab des Zeremoniars Goldschmied Heidens Stab
Takt und Ton an. Er kündigte den Zwiegesang der Schwestern
Rothmüller an und während noch hellstimmig ihre melodische
von Frl. B e z o 1 d begleitete Weise klang, war eine lichtgewandete,
rosenbekränzte Jungmädchengestalt (Mira S im e th) sachte zwi-
schen die Marmorsäulen eines im Lorbeergebüsch der Ecke errich-
teten Tempelchens geschritten, gefolgt von zwei winzigen Werk-
gesellen im Schurzfell, die Lorbeerzweige, Rosen und eine Glocke
auf brokatnem Kissen tragen, Weihespenden, deren Sinn der
Genius des Hauses mit poetischen Worten kündet. Heiden, der
fürtreffliche Hauspoet, hatte sie ihr in den Mund gelegt, zu Ruhm
und Preis all der um den Verein verdienten Vorstände von Miller
senior bis zum heutigen Tag. Jedem ist ein treffendes gutes Wort
dankbaren Gedenkens in launig graziöser Form gegönnt, begleitet
von einem Ehrenstrauß, den die lieben Hausgeister dann an die
Namenschilder heften oder der Zeremoniar der Witwe Frau Ge-
heimrat von Thiersch übergibt.

Gedicht von Herrn Hofgoldschmied Heiden.
In diesem Saal, den Seitz und Gedon zierten Ich bin ja in dem Haus geboren, Beseligt darf ich wiederkommen

Erschein' so alle sieben Jahr Man weiß genau woher ich kam, Weil Eure Herzen wurden weit

So oft die neuen Geister schwirrten Es ging nur meine Spur verloren, Und Eure Würde Eure hohe

Ich Euch als Jugend immerdar. Als Abschied ich vom Hause nahm. Mir gönnet die Vertraulichkeit.

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