der Wittelsbacher Macht: persönlidre Neigung und
Staatsidee, Bauleidenschaft und kluges voraussichtiges
Planen, hingebender Enthusiasmus und unerschütter»
licher Wille. Alles das nun aber in einer ganz neuen,
den andern politischen Verhältnissen angepaßten Mi-
schung. Das Persönlichste der Mäzenatenschaft weiß er
mit dem königlichen
Herrschen zu verein
nigen und parlamen»
tarische Ängstlichkeit
und Kleinbürgerliche
keit durch die Wucht
seines königlichen
Wollens und durch
persönliche Opfer und
Einschränkungen zu
überwinden. Er be-
stimmt durch Beru»
fungen geeigneter
Kräfte die klassizi»
stisch = romantische
Richtung in derMür»
chener Architektur
und Malerei, er steckt
allem Widerstreben
zu Trotz den neuen
weitgespannten
Stadtplan Münchens
in bisher ländliches
Gelände hinaus, er
baut den alten Kunst-
sammlungen große
prachtvolle Behau»
sungen, gründet eine
neue Antikensamm»
hing, eine Gemälde-
galerie für neue
Kunst, eine graphi»
sehe Sammlung. Er
baut Paläste für die
Wissenschaft, Tri»
umphbögen, Sieges»
male und schließlich
sich selbst ein neues
Heim im alten Ver»
band-der Residenz,
auch hier wieder rüd<-
sichtslos Altes, auch
Wertvolles wegräu»
mend um dem Lebenden, Neuen für sein klassizisti»
sches Raumgefühl und sein von intellektuell litera-
rischem Gefühl abhängiges Schmuckbedürfnis Raum
Modell für das (nirfit ausgeführte) Grabmal Ludwigs des Gebarleten t 1447
Solnhofener Stein. Um 1430.
zu schaffen. Er beruft Künstler, fördert und verwöhnt
sie, ist mit ihnen ein Herz und eine Seele, läßt sie aber
auch hart und kränkend fallen, wenn sie seinem kiinst-
lerischen diktatorischen Wollen nicht mehr zu ent»
sprechen scheinen. Im Kleinen und Einzelnen viel»
leicht anfechtbar — man denke nur an gewisse kunst»
gewerbliche und de»
korative Grundsätze
— im Ganzen ein un-
gewöhnlich Großer
und Einziger, der
größte Kunstförderer
und Gestalter nach
eigenstem Willen,
den Deutschland nicht
nur auf Fürstenthro»
neu besessen, ein
Mann, dem in sei»
tenster Vereinigung
Sammeln und srhö-
pferisdies Gestalten
gleich wichtig war.
Sein Sohn Maxi»
miliar) II. <1848-64>
tritt persönlich von
dieser engsten Ver»
bindungmitderKunst
zurück. Er läßt das
von seinem Vater
Geschaffene und, so»
lange dieser lebt
<1868f>, von ihm als
Privatmann Weiter»
geförderte von selbst
sich entwid<eln. Erst
sein Sohn Ludwig II.
<1864-1886> nimmt
die Leitung selbst
wieder in die Hand.
Es ist schwer über
diesen unglücklichen
König auf Bayerns
Thron ein gerechtes
Urteil zu fällen, weil
allzusehr sidi bei ihm
höchstes Streben mit
krankhafter Verzer»
rung mischt. Absohl»
tistisches, weiten» und
zeitenfernes Streben vereinigt sich in ihm mit einem
kindlichen Vertrauen zu den eigentlichen Kräften sei»
nes Volkes. So baut er scheinbar seine romantischen
62
Staatsidee, Bauleidenschaft und kluges voraussichtiges
Planen, hingebender Enthusiasmus und unerschütter»
licher Wille. Alles das nun aber in einer ganz neuen,
den andern politischen Verhältnissen angepaßten Mi-
schung. Das Persönlichste der Mäzenatenschaft weiß er
mit dem königlichen
Herrschen zu verein
nigen und parlamen»
tarische Ängstlichkeit
und Kleinbürgerliche
keit durch die Wucht
seines königlichen
Wollens und durch
persönliche Opfer und
Einschränkungen zu
überwinden. Er be-
stimmt durch Beru»
fungen geeigneter
Kräfte die klassizi»
stisch = romantische
Richtung in derMür»
chener Architektur
und Malerei, er steckt
allem Widerstreben
zu Trotz den neuen
weitgespannten
Stadtplan Münchens
in bisher ländliches
Gelände hinaus, er
baut den alten Kunst-
sammlungen große
prachtvolle Behau»
sungen, gründet eine
neue Antikensamm»
hing, eine Gemälde-
galerie für neue
Kunst, eine graphi»
sehe Sammlung. Er
baut Paläste für die
Wissenschaft, Tri»
umphbögen, Sieges»
male und schließlich
sich selbst ein neues
Heim im alten Ver»
band-der Residenz,
auch hier wieder rüd<-
sichtslos Altes, auch
Wertvolles wegräu»
mend um dem Lebenden, Neuen für sein klassizisti»
sches Raumgefühl und sein von intellektuell litera-
rischem Gefühl abhängiges Schmuckbedürfnis Raum
Modell für das (nirfit ausgeführte) Grabmal Ludwigs des Gebarleten t 1447
Solnhofener Stein. Um 1430.
zu schaffen. Er beruft Künstler, fördert und verwöhnt
sie, ist mit ihnen ein Herz und eine Seele, läßt sie aber
auch hart und kränkend fallen, wenn sie seinem kiinst-
lerischen diktatorischen Wollen nicht mehr zu ent»
sprechen scheinen. Im Kleinen und Einzelnen viel»
leicht anfechtbar — man denke nur an gewisse kunst»
gewerbliche und de»
korative Grundsätze
— im Ganzen ein un-
gewöhnlich Großer
und Einziger, der
größte Kunstförderer
und Gestalter nach
eigenstem Willen,
den Deutschland nicht
nur auf Fürstenthro»
neu besessen, ein
Mann, dem in sei»
tenster Vereinigung
Sammeln und srhö-
pferisdies Gestalten
gleich wichtig war.
Sein Sohn Maxi»
miliar) II. <1848-64>
tritt persönlich von
dieser engsten Ver»
bindungmitderKunst
zurück. Er läßt das
von seinem Vater
Geschaffene und, so»
lange dieser lebt
<1868f>, von ihm als
Privatmann Weiter»
geförderte von selbst
sich entwid<eln. Erst
sein Sohn Ludwig II.
<1864-1886> nimmt
die Leitung selbst
wieder in die Hand.
Es ist schwer über
diesen unglücklichen
König auf Bayerns
Thron ein gerechtes
Urteil zu fällen, weil
allzusehr sidi bei ihm
höchstes Streben mit
krankhafter Verzer»
rung mischt. Absohl»
tistisches, weiten» und
zeitenfernes Streben vereinigt sich in ihm mit einem
kindlichen Vertrauen zu den eigentlichen Kräften sei»
nes Volkes. So baut er scheinbar seine romantischen
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