Verkauf kunstgewerblicher Arbeiten nach Nord = Amerika. Von der
Hapag^Kunstmesse erhielten wir auf Grund deren bisheriger Erfahrungen einen
bemerkenswerten Brief über die Verkaufsmöglidikeiten.
Der amerikanische Geschmack sieht sehr auf wertvolles Grundmaterial. Es zeigt
sich unüberwindliche Abneigung gegen Kunstseide. Auch gegen andere Ersatzstoffe.
Es fehlt dem Amerikaner völlig das Verständnis dafür, daß gute künstlerische Ge-
danken sich auch in minderwertigen Stoffen ausdrücken lassen. Idielle Werte faßt
er unvollkommen auf und ist nicht bereit, deren Berechtigung im Kaufpreise anzu-
erkennen.
Der Amerikaner kalkuliert auf den Cent genau, wie wir vor dem Kriege und
hält es für Schwindel, wenn eine Arbeit, die 4 Dollar 50 Cent wert ist, um 4 Dol-
lar 60 Cent angeboten wird. Deutsche Ware kauft er nur, wenn sie billiger ist als
amerikanische, von gleichem Materialwert und gleichem Bedarf an Arbeitsstunden.
Dabei ist noch zu bedenken, daß Amerika durch Angebote von Kunstwerken aus
allen Erdteilen überschwemmt wird.
Deshalb ist knappste Preisstellung erstes Erfordernis, wenn wir in Nordamerika
verkaufen wollen. Die landläufige Einstellung, Verkäufe an Amerikaner als hohe
Hufallsgewinne zu behandeln, muß der älteren weichen : durch kleinen Gewinn den
Absatz zu vergrößern und sich so einen ausgedehnten Abnehmerkreis zu schaffen.
Der Amerikaner kauft — infolge der uns nicht vorstellbaren Dienstbotennot
und Beschränktheit der Wohnungen — fast nur Stücke von praktischer Brauchbar^
keit, die leicht zu pflegen sind. Also keine reinen Ziergegenstände, Staubfänger,
Dinge die täglich geputzt werden müssen u. dgl.
Erwünscht ist, daß hinter den Angeboten große Produktionsmöglichkeit steht.
Wer nach Amerika verkaufen will, bereite sich vor, von einem Gegenstand auf
telegraphische Anweisung hunderte und tausende herstellen zu müssen. Man lege
sich deshalb zum mindesten in Gedanken, besser durch Verträge oder Vereinbarungen
fest, wie man plötzlichen hohen Anforderungen gerecht werden kann. Nicht liefern
zu können, bedeutet Schluß der Geschäftsverbindung. Auch füge man den Preisen,
auch von liinzelstücken, en gros Preise (1 Dutzend, 100 Stück, 1000 Stück) bei.
Die künstlerische Entwicklung in den Vereinigten Staaten befindet sich in dem
Stadium wie bei uns zwischen 1905 und 1914, unsere modernen Erzeugnisse müssen
dort erst allmählich Boden gewinnen. Dazu gehört erstklassige technische Arbeit,
Gediegenheit im Stoff, reellste Preisbildung und große geschäftliche Leistungsfähigkeit.
Der Originalbericht, von dem hier ein Auszug gegeben ist, ist in unserer Halle
zur Kenntnisnahme ausgehängt.
Die Mayersche Kunstanstalt am Stiglmaierplatz, beging dieser Tage die
Feier des 75jährigen Bestehens, die mit dem 75. Geburtstag des derzeitigen Inha«
bers, K. R. Franz Mayer zusammenfiel. Die Anstalt hat ihre sehr interessante Ent«
stehungsgeschichte. Der Vater des Jubilars, von Ludwig I. zum Inspektor der An«
stalt für krüppelhafte Kinder ernannt, erfand, um diese zu beschäftigen, eine „Stein-
masse", die sich weich formen ließ und in der Luft erhärtete, wie Holz, also einen
ausgezeichneten Modellierstoff. Diese Erfindung wurde der Anlaß zur Gründung
der Anstalt, die zunächst religiöse Architekturen und Plastiken herstellte, bald aber
auch die Glasmalerei pflegte, die damals durch Ludwig I. im künstlerischen Beneh-
men mit Schraudolph, Ainmiller, Heß, Wiedererweckung fand. Schwind,Bernreuther,
Blaim und andere namhafte Künstler waren für die Anstalt tätig, der berühmte
Joseph J. Knabl, der Schöpfer des Hochaltares der Frauenkirche schuf die meisten
religiösen, plastischen Modelle. Immer stärker hat sich die Anstalt mit der Glas-
malerei beschäftigt, deren meisterhafter Beherrschung der Technik sich München
besonders rühmen kann. Proben solcher Werke finden sich beispielsweise hier in
St. Benno, St. Paul und der Heiliggeistkirche. Die Glasmalerei hat dann auch nicht
zuletzt dem gewaltigen Neubau nach den Plänen von Theodor Fischer das Gesicht
gegeben, in dem es nunmehr möglich ist, Glasfenster der allergrößten Ausmaße
aufzustellen. Die Blüte der Anstalt, in deren Leitung K. R. Mayer heute von seinen
Söhnen, den Künstlern Prof. Feuerstein und Rudolf Schmalzl unterstützt wird und
die einen Angestelltenstab von rund 150 Personen besitzt, wird durch diesen
neuen Atem an künstlerischen und gewerblichen Werkbedingungen, wie sie in
diesem Neubau liegen, sicher einen neuen, wie bisher über München weit hinaus-
greifenden Auftrieb erhalten.
VOLKSKUNSTHAUS WALLACH, MÜNCHEN, LUDWIGSTRASSE 7
STOFF WEBER EI
WALLACH*WERKSTATTEN A.*G. DACHAU
■mh STOFFDRUCKEREI NACH BÄUERLICHEN VORBILDERN
Künstlern / Kunstgewerben / Gewerbetreibenden
empfiehlt sich
FARBENFABRIK
R.HEBBERLING
MÜNCHEN Az
Büro: Hochbrückenstraße 3
Fernspr.: 23172 u. 27075
Detailverkaufsstellen:
Hochbrückenstraße 3 Prielmayerstraße 12
Mal= und Zeicfienutensilien / Farben und Lacke
IM I III II I.....IH MI
IIIIIIIHIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII
AVJXYER' sche
HOF KllNST^NSTALT
Glxsaiälerei
und kirchlicheArbeifen
MllNCHENT
Sliglmairplafz
Gesamtschriftleitung: Prof. Dr. J. L. Fischer, München, Konradstr. l/i — Für Abschnitt „Aus dem Vereins!«
Vereins" ~- Herausgeber und Ver'ag Bayerischer Kunstgewei beverein München, Pfandhausstr. 7, Tel. 22 9
[eben" verantwortlich: Dr. Paul Danzer, geschäftsführender Direktor des Bayer. Kunstgewerbe
50. Für die Anzeigen verantwortlich: F. C. Mayer — Druck von J. Schön, — alle in München
Hapag^Kunstmesse erhielten wir auf Grund deren bisheriger Erfahrungen einen
bemerkenswerten Brief über die Verkaufsmöglidikeiten.
Der amerikanische Geschmack sieht sehr auf wertvolles Grundmaterial. Es zeigt
sich unüberwindliche Abneigung gegen Kunstseide. Auch gegen andere Ersatzstoffe.
Es fehlt dem Amerikaner völlig das Verständnis dafür, daß gute künstlerische Ge-
danken sich auch in minderwertigen Stoffen ausdrücken lassen. Idielle Werte faßt
er unvollkommen auf und ist nicht bereit, deren Berechtigung im Kaufpreise anzu-
erkennen.
Der Amerikaner kalkuliert auf den Cent genau, wie wir vor dem Kriege und
hält es für Schwindel, wenn eine Arbeit, die 4 Dollar 50 Cent wert ist, um 4 Dol-
lar 60 Cent angeboten wird. Deutsche Ware kauft er nur, wenn sie billiger ist als
amerikanische, von gleichem Materialwert und gleichem Bedarf an Arbeitsstunden.
Dabei ist noch zu bedenken, daß Amerika durch Angebote von Kunstwerken aus
allen Erdteilen überschwemmt wird.
Deshalb ist knappste Preisstellung erstes Erfordernis, wenn wir in Nordamerika
verkaufen wollen. Die landläufige Einstellung, Verkäufe an Amerikaner als hohe
Hufallsgewinne zu behandeln, muß der älteren weichen : durch kleinen Gewinn den
Absatz zu vergrößern und sich so einen ausgedehnten Abnehmerkreis zu schaffen.
Der Amerikaner kauft — infolge der uns nicht vorstellbaren Dienstbotennot
und Beschränktheit der Wohnungen — fast nur Stücke von praktischer Brauchbar^
keit, die leicht zu pflegen sind. Also keine reinen Ziergegenstände, Staubfänger,
Dinge die täglich geputzt werden müssen u. dgl.
Erwünscht ist, daß hinter den Angeboten große Produktionsmöglichkeit steht.
Wer nach Amerika verkaufen will, bereite sich vor, von einem Gegenstand auf
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sich deshalb zum mindesten in Gedanken, besser durch Verträge oder Vereinbarungen
fest, wie man plötzlichen hohen Anforderungen gerecht werden kann. Nicht liefern
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auch von liinzelstücken, en gros Preise (1 Dutzend, 100 Stück, 1000 Stück) bei.
Die künstlerische Entwicklung in den Vereinigten Staaten befindet sich in dem
Stadium wie bei uns zwischen 1905 und 1914, unsere modernen Erzeugnisse müssen
dort erst allmählich Boden gewinnen. Dazu gehört erstklassige technische Arbeit,
Gediegenheit im Stoff, reellste Preisbildung und große geschäftliche Leistungsfähigkeit.
Der Originalbericht, von dem hier ein Auszug gegeben ist, ist in unserer Halle
zur Kenntnisnahme ausgehängt.
Die Mayersche Kunstanstalt am Stiglmaierplatz, beging dieser Tage die
Feier des 75jährigen Bestehens, die mit dem 75. Geburtstag des derzeitigen Inha«
bers, K. R. Franz Mayer zusammenfiel. Die Anstalt hat ihre sehr interessante Ent«
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der Anstalt, die zunächst religiöse Architekturen und Plastiken herstellte, bald aber
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men mit Schraudolph, Ainmiller, Heß, Wiedererweckung fand. Schwind,Bernreuther,
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Joseph J. Knabl, der Schöpfer des Hochaltares der Frauenkirche schuf die meisten
religiösen, plastischen Modelle. Immer stärker hat sich die Anstalt mit der Glas-
malerei beschäftigt, deren meisterhafter Beherrschung der Technik sich München
besonders rühmen kann. Proben solcher Werke finden sich beispielsweise hier in
St. Benno, St. Paul und der Heiliggeistkirche. Die Glasmalerei hat dann auch nicht
zuletzt dem gewaltigen Neubau nach den Plänen von Theodor Fischer das Gesicht
gegeben, in dem es nunmehr möglich ist, Glasfenster der allergrößten Ausmaße
aufzustellen. Die Blüte der Anstalt, in deren Leitung K. R. Mayer heute von seinen
Söhnen, den Künstlern Prof. Feuerstein und Rudolf Schmalzl unterstützt wird und
die einen Angestelltenstab von rund 150 Personen besitzt, wird durch diesen
neuen Atem an künstlerischen und gewerblichen Werkbedingungen, wie sie in
diesem Neubau liegen, sicher einen neuen, wie bisher über München weit hinaus-
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