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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 74.1924

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Wettbewerbe und Ausstellungen in textilem Kunsthandwerk
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https://doi.org/10.11588/diglit.8625#0052
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ELSE JACOBS

Verhältnisse ungeheuer zahl»
reicher Beteiligung erfreuen.
Man sollte nicht glauben, daß
in einer Zeit, in der soviel von
Kunsterziehung geschrieben und
gefaselt und die breite Öffent-
lichkeit damit in Anspruch ge-
nommen wird, solche VeranstaL
tungen ganz widerspruchslos
vor sich gehen können. Man
stellt die Aufgaben so weit, daß
jede in einfachen Stick=und Hä-
kelarbeiten ausgebildete Frau
sich beteiligen kann, erhält na-
türlich auf diesen Wink mit dem
Lorbeer eine Unsumme von
Einsendungen, die sich nach ent-
sprechender Sichtung wieder zur
Herstellung neuer Variationen
längst verbrauchter Fabrikmu-
ster verarbeiten läßt und verteilt
die Preise in einer Art, die an die
Prämiierung der Lösungen von
Reklamerätseln einer Sekt= oder
Zigarettenfabrik erinnert: „Wer
den Preis bekommt ist ja'gleich,

MAUR. PFEIFFER Knieendes Mädchen <Marm.>

„Baststickerei: Gratulation"

es dreht sich doch nur um Re-
klame."

Das ganze Sammelsurium
von Kitschmustern, das mit ein-
läuft, hat man ja dann umsonst
und kann dadurch die Welt wie-
der mit einer Waggonladung
„künstlerischer Neuheiten" be-
glücken.

Aber es ist Zeit und es muß
hier einmal unternommen wer-
den, auf den ungeheueren Scha-
den hinzuweisen, der auf diese
Weise angerichtet wird, denn es
ist ein Raubbau übelster Art.
Wir neiden es Unfähigen nicht,
auf dieseWeisePreisträgerinnen
zu werden und darüber wäre
kein Wort zu verlieren, aber
einesteils gibt es junge Talente,
die durch solche falsche Erfolge
auf Irrwege geführt werden und
nicht wieder zurüdtfinden. Der
erste öffentliche Erfolg mitNen-
nung in der Presse, Ausstellung
der preisgekrönten Leistung,

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