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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 74.1924

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Miller, Simon: Hundert Jahre Kgl. Erzgiesserei F. von Miller in München: (1824-1924)
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https://doi.org/10.11588/diglit.8625#0079
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DENKMAL PRINZREGENT LUITPOLD

Modell Exzellenz Adolf v. Hildebrand

gung ausbezahlen und verschwanden für immer. Als
der Künstler vergebens auf ihre Rüddiehr wartete und
schließlich die Form öffnen ließ, fand er nur einen form*
losen Klumpen Metall. Er war Betrügern in die Hände
gefallen und das wertvolle Modell der Gustav* Adolf*
Statue war wiederum verloren. Zum drittenmal ging
nun Vogelberg an die Arbeit und sandte diesmal das
fertige Modell nach München in die Kgl. Erzgießerei.
Hier verlief der Guß ebenso wie hernach derTransport
der Statue an die See ohne weitere Störung. Nun kam
ein weiteres Verhängnis. Das Schiff, welches die Statue
nach Schweden bringen sollte, scheiterte bei Helgoland.
Die dortigen Inselbewohner hoben das Standbild zwar,
eigneten es sich aber kraft Strandrechts an, und ver*
langten ein so hohes Lösegeld, daß die Transport*
Versicherungsgesellschaft lieber die Statue in München
nochmals gießen ließ. Erst als dieser Zweitguß in
Gotenburgbereits enthüllt war, gaben die Helgoländer
die Statue heraus und verkauften sie der Stadt Bremen,
die so ganz überraschenderweise in den Besitz eines
Standbildes des Schwedenkönigs kam.

Als im Jahre 1851 der große Löwe des Münchener
Siegestors mit der ersten Medaille gekrönt, von der
Londoner Weltausstellungzurückkam,stießder Trans*
port auf unerwartete Schwierigkeiten. Es setzte ein
strenger Winter ein. Das Schiff, auf dem der Löwe

verladen war, blieb zwischen Düsseldorf und Köln im
Eise stecken, sodaß dieser erst mit dem anbrechenden
Frühling nach München zurückkam.

Großes Aufsehen erregte auch der Transport der
22 Fuß hohen Reiterstatue Washingtons fürRichmond
in Virginia. Bis an den Main wurde die riesige, einem
ganz respektablen kleinen Wohnhaus ähnliche Kiste
mit 16 Pferden auf einem eigens konstruierten Wagen
gebracht. Ungeheure Hindernisse galt es da zu über*
winden. Stadttore waren zu eng und niedrig. Um
kleinere Städte mußten in weitem Bogen eigene
Straßen angelegt werden. Unter Toren wurden Haupt*
Straßen tiefer gelegt und gepflastert und Brüden wur*
den unterbaut. Als die Schiffer sich weigerten, das
ungewöhnlich große und schwere Stück in Transport
zu nehmen, kaufte Ferdinand von Miller kurz ent*
schlössen ein eigenes Schiff, engagierte sich selbst die
Bemannung und brachte mit ihr die Statue den Main*
kanal und den Rhein hinunter nach Bremen. Hier er*

DENKMAL OTTO VON WITTELSBACH

Modell von Ferdinand v. Miller jun.

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