MITTEILUNGEN
Lichtreklame in München. Seit langem find Münche-
ner Künftler und Induftrielte beftrebt, die hier noch
beftehenden Einfchränkungen der Lichtreklame zu
Fall zu bringen. Gefichtspunkte der Schonung des
Städtebildes und Forderungen einer gefchmackvollen
Geftaltung der Lichtreklame find dagegen geltend
gemacht worden. In Städten mit unbefchränkter
Lichtreklame Qz. B. Frankfurt) hat fich gezeigt, daß
die Pachtreklame wirtfchaftlich nicht unbedingt
exiftenzfähig ift und es ift von diefer Seite her zu
erheblichen Einfchränkungen gekommen. Inzwifchen
hat der Stadtrat München durch eine Kommiffion
neue Richtlinien für die Liditreklame ausarbeiten
laffen, die im Allgemeinen für Verbefcheidung von
Anträgen in Geltung treten follen. Unter Weglaffung
der lediglich rechtlich und wirtfchaftlich maßgeben-
den Feftfetzungen ergibt fich daraus folgendes: Alle
Anlagen für Lichtreklame find zulaffungspflichtig,
die Entfcheidung obliegt der Lokalbaukommiffion,
fie hat dafür zu forgen, daß die Intereffen der Stadt
in fchönheitlicher Hinficht gewahrt bleiben. In diefem
Sinne werden Straßen und Plätze von monumentalem
Charakter von vorneherein ausgefchieden. Auch wird
die fogen. »Pachtreklame« ausgefchloffen, Licht-
reklame oberhalb des erften Obergefchoffes foll nur
in vereinzelten Fällen, Konturenbeleuchtung durch
Illuminationsleiften mit fichtbaren Lampen gar nicht
zugelaflen werden. Bewegliche Reklame, Wander-
fchrift, Blinklicht und Wechfelreklame find unzuläffig.
Die Neuerungen gegenüber den bisherigen Beftim-
mungen find fohin ziemlich geringfügig, wegen der
Zulaffung von Lichtreklame an den Obergefchoffen
find noch Verhandlungen im Gange.
Münchens Eigenart einft und jetzt. Auf einem Emp-
fangsabend im alten Rathausfaale, den der Stadtrat
der Deutfchen Akademie gab, fprach Profeffor Karl
Alexander von Müller über diefes Thema, anknüp-
fend an die hiftorifche Bedeutung des Saales, der,
etwa zur gleichen Zeit entstanden wie die Frauen-
kirche, jahrhundertelang der Mittelpunkt des ge-
meindlichen Lebens gewefen ift. Indes ift das kul-
turelle Leben jener Zeiten nicht wie in Nürnberg
oder Augsburg nur durch das Eigenfte der Stadt ent-
fchieden worden, es hat allezeit feine Antriebe von
der Kirche und den Fürften empfangen. Inmitten einer
unfruchtbaren Kiesebene gelegen und im Grunde von
bäuerlichem Charakter, nahm es erft fpät die Art
bürgerlich ftädtifchen Lebens auf. Viele von auswärts
Berufene haben fich rafch heimifch gefühlt und hier in
gehobenerSchaffensfreudeUnvergleichtichesgeleiftet.
Im Widerfpiel und in der Verlchmelzung verfchieden-
artiger Elemente ift das erwachfen, was heute als
MünchensWefen empfunden wird, »jene Mifchung von
Bergluft, füdlich blauem Himmel, von Barock und
Klaffizismus, von volkstümlicher Erdverbundenheit
und freier künftlerifcher Weite.« Und heute s Der
Zeitgeift des Maffenhaften, der Gleichförmigkeit und
gefteigerten Technik, mechanifierend und rationali-
fierend, hat alle Grenzen niedergeriffen, für uns
Deutfche hat der Druck eines ungeheuren Schickfals
die allgemeine Problematik noch verfchärft. München
hat durch feine Lage abfeits vom großen Getriebe
mehr Not leiden müffen als andere Städte, aber es
will fich nicht abfperren, es will teilhaben an dem
großen Gefchehen, den lebendigen Kämpfen unferer
Zeit, unferes Volkes, an dem Ringen nach neuer Ge-
Ketamik / Münch euer We tkftätten G.m.b.H.
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Lichtreklame in München. Seit langem find Münche-
ner Künftler und Induftrielte beftrebt, die hier noch
beftehenden Einfchränkungen der Lichtreklame zu
Fall zu bringen. Gefichtspunkte der Schonung des
Städtebildes und Forderungen einer gefchmackvollen
Geftaltung der Lichtreklame find dagegen geltend
gemacht worden. In Städten mit unbefchränkter
Lichtreklame Qz. B. Frankfurt) hat fich gezeigt, daß
die Pachtreklame wirtfchaftlich nicht unbedingt
exiftenzfähig ift und es ift von diefer Seite her zu
erheblichen Einfchränkungen gekommen. Inzwifchen
hat der Stadtrat München durch eine Kommiffion
neue Richtlinien für die Liditreklame ausarbeiten
laffen, die im Allgemeinen für Verbefcheidung von
Anträgen in Geltung treten follen. Unter Weglaffung
der lediglich rechtlich und wirtfchaftlich maßgeben-
den Feftfetzungen ergibt fich daraus folgendes: Alle
Anlagen für Lichtreklame find zulaffungspflichtig,
die Entfcheidung obliegt der Lokalbaukommiffion,
fie hat dafür zu forgen, daß die Intereffen der Stadt
in fchönheitlicher Hinficht gewahrt bleiben. In diefem
Sinne werden Straßen und Plätze von monumentalem
Charakter von vorneherein ausgefchieden. Auch wird
die fogen. »Pachtreklame« ausgefchloffen, Licht-
reklame oberhalb des erften Obergefchoffes foll nur
in vereinzelten Fällen, Konturenbeleuchtung durch
Illuminationsleiften mit fichtbaren Lampen gar nicht
zugelaflen werden. Bewegliche Reklame, Wander-
fchrift, Blinklicht und Wechfelreklame find unzuläffig.
Die Neuerungen gegenüber den bisherigen Beftim-
mungen find fohin ziemlich geringfügig, wegen der
Zulaffung von Lichtreklame an den Obergefchoffen
find noch Verhandlungen im Gange.
Münchens Eigenart einft und jetzt. Auf einem Emp-
fangsabend im alten Rathausfaale, den der Stadtrat
der Deutfchen Akademie gab, fprach Profeffor Karl
Alexander von Müller über diefes Thema, anknüp-
fend an die hiftorifche Bedeutung des Saales, der,
etwa zur gleichen Zeit entstanden wie die Frauen-
kirche, jahrhundertelang der Mittelpunkt des ge-
meindlichen Lebens gewefen ift. Indes ift das kul-
turelle Leben jener Zeiten nicht wie in Nürnberg
oder Augsburg nur durch das Eigenfte der Stadt ent-
fchieden worden, es hat allezeit feine Antriebe von
der Kirche und den Fürften empfangen. Inmitten einer
unfruchtbaren Kiesebene gelegen und im Grunde von
bäuerlichem Charakter, nahm es erft fpät die Art
bürgerlich ftädtifchen Lebens auf. Viele von auswärts
Berufene haben fich rafch heimifch gefühlt und hier in
gehobenerSchaffensfreudeUnvergleichtichesgeleiftet.
Im Widerfpiel und in der Verlchmelzung verfchieden-
artiger Elemente ift das erwachfen, was heute als
MünchensWefen empfunden wird, »jene Mifchung von
Bergluft, füdlich blauem Himmel, von Barock und
Klaffizismus, von volkstümlicher Erdverbundenheit
und freier künftlerifcher Weite.« Und heute s Der
Zeitgeift des Maffenhaften, der Gleichförmigkeit und
gefteigerten Technik, mechanifierend und rationali-
fierend, hat alle Grenzen niedergeriffen, für uns
Deutfche hat der Druck eines ungeheuren Schickfals
die allgemeine Problematik noch verfchärft. München
hat durch feine Lage abfeits vom großen Getriebe
mehr Not leiden müffen als andere Städte, aber es
will fich nicht abfperren, es will teilhaben an dem
großen Gefchehen, den lebendigen Kämpfen unferer
Zeit, unferes Volkes, an dem Ringen nach neuer Ge-
Ketamik / Münch euer We tkftätten G.m.b.H.
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