Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 78.1928

DOI Artikel:
Danzer, Paul: Fünfzig Jahre Kunstgewerbehaus München
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7095#0177
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
fehaftliche Gedanken ftanden im engften Zu-
fammenhang mit diefer Arbeit und man ver-
gaß über den hohen Idealen, in deren Dienft
man fich rückhaltlos ftellte, keineswegs die
praktifchen Erforderniffe und die Mittel und
Wege, die in einer lebendigen wirtschaft-
lichen Beteiligung in der Aufstellung und
Verfolgung notwendiger organifatorifcher
und gefetzgeberifcher Forderungen lagen.
So ftand diefe Förderung des Kunftgewerbes
mitten im wirklichen Leben und umfpannte
eine ganze Reihe von Teilaufgaben, deren
Bearbeitung zu fruchtbringender Gefamtlei-
ftung an dem hohen Ziele zufammengefaßt
wurde.

Als äußerer Ausdruck und fichtbarer Aus-
gangspunkt diefer weitverzweigten und doch
auf einen großen Gedanken eingeftellten
Tätigkeit trat das Kunftgewerbehaus ins
Leben, in einmütigemZufammenwirken zwi-
fchen dem Verein und der Stadtgemeinde,
die in opferwilliger Weife das Unternehmen
förderte, ift es gefchaffen worden, auch die
Kunftgewerbefchule nahm regen Anteil an
der Vereinsarbeit und während die Stadt das
vormalige Pfandhaus für Umbau überließ,
entstanden aus einem Wettbewerb inner-
halb der dem Verein angehörigen Architek-
ten die Entwürfe für die Ausgeftaltung. Um
diefe haben fich Baurat Voit, Lorenz Gedon,
Rudolf Seitz und F. A. von Kaulbach befon-
ders verdient gemacht.

Man könnte heute in achtftelligen Ziffern
aufweifen, wieviel unmittelbarer Verdienft
und damit äußere Förderung dem Münchener
und bayerifchen Kunftgewerbe feitdem durch
die immer wieder erweiterten Ausftellungs-
und Verkaufseinrichtungen des bayerifchen
Kunftgewerbes zugefloffen find, aber man
würde dadurch deren Wefen nur oberfläch-
lich gerecht werden. Liegt doch ihr innerer

Wert vor allem in der forgfamen Förderung
begabter und tüchtiger Kräfte, die auf diefem
Wege zu felbftändiger Exiftenz und damit
zu fruchtbarer Auswirkung gelangt find. Vor
allem aber darf nicht vergeffen werden, daß
diefe gemeinnützige Betätigung immer nur
Mittel zum Zweck, Arbeit an höheren Zielen
fein konnte. Denn die Quelle aller fchöpfe-
rifchen Leiftungen auf dem Gebiete gewerb-
licher Kunft liegt fchließlich in der Vereini-
gung künftlerifchen Geftaltens mit hand-
werklichem Können. Den Künftler für die
Veredelung gewerblicher Arbeit zu gewin-
nen, den Handwerker künftlerifch zu beein-
fluffen, diefem Ziel follte das Kunftgewerbe-
haus in befonderer Weife dienen und bei der
Uebernahme des Haufes fprach der Vereins-
präfident F. v.Miller hierüber u. a. folgendes:
»Ich weiß nicht, warum unfere Künftler
ihren von ihnen fo hochgefchätzten Vorbil-
dern, einem Albrecht Dürer, Holbein, Rubens
u. a. hierin nicht nachahmen und für die In-
duftrie entwerfen, zeichnen und fchöne For-
men erfinden... es ift dem größten Künftler
eine Ehre, wenn er für die Förderung des
deutschen Handwerks wirkt, jeder, der das
Zeug dazu hat, foll ihm feine Ideen, feine
Phantafien nutzbar machen, wie es die alten
Meifter der Kunft faft alle getan.« Auch er-
mahnte er die Handwerker, fich folchen Ideen
nicht zu verlchließen, fondern vertrauensvoll
der künftlerifchen Beeinfluffung zu folgen.
»Es ift fchwierig, die ideale fprudelnde Phan-
tafie des Künftlers mit der gewiffenhaften,
ruhig überlegenden Tätigkeit des Handwer-
kers zu vereinigen«, aber der persönliche
Meinungsaustaufch müffe hier helfend ein-
greifen und das beiderfeitige Vertrauen ftär-
ken. Mit Recht ftellte er weiterhin fogar
die Behauptung auf — für München trifft fie
ficher in befonderem Maße zu -, daß für die

171
 
Annotationen