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54) "Was wir besitzen, sind aber meist Entwürfe, die, wenn auch deut-
lich auf Umkehrung berechnet, doch noch eine eigene Bildmäßigkeit
festhalten. Das Entscheidende, Schlechthin-nicht-Umkehrbare
scheint erst im letzten Stadium der Ausführung hinzugekommen zu
sein." (Wölfflin, Über das Rechts, S. 90)
Hans Cürlis (Forschungen über das Gesetz der Blickbahn und seine
Auswirkungen auf die Bildkomposition, insbesondere bei Dürers
Graphik. - In: Sitzungsberichte der Kunstgeschichtlichen Gesell-
schaft zu Berlin, Okt. 1931 - Mai 1932, S. 5 f.) hatte dagegen be-
hauptet, die Dürersche Konzeption sei stets das Spiegelbild der
Drucke.
Karl Arndt (Dürers Apokalypse. Versuche zur Interpretation. -
Göttingen, Phil. Diss. 1956, S. 273 ff.) hat das Problem der Druck-
umkehrung bei den Blättern der Apokalypse eingehend erörtert.
Vergleiche zwischen Dürers Darstellungen und ihren ikonographi-
schen Vorbildern sowie den zugrundeliegenden Textstellen, Ver-
gleiche von aus gleicher Zeit wie die Apokalypse stammenden Dü-
rerwerken mit Dürers späteren Fassungen gleichen Themas und
schließlich Vergleiche zwischen den Druckbildern und den "Vor-
zeichnungen", d.h. den auf die Holzstöcke gezeichneten Komposi-
tionen der Apokalypse brachten kein klares Ergebnis. "Ein Abwä-
gen der zusammengetragenen Beweise läßt jedoch nach Meinung
des Verfassers die Schale am ehesten zugunsten der Vorzeichnung
sinken. Ihre Heranziehung jedenfalls scheint ihm nach allem Bishe-
rigen nicht mehr nur gerechtfertigt, sondern unabweislich. " (o.c.,
S. 304). Am Ende seiner Ausführungen betont dann Arndt: "Die Sum-
me bildet kein festes, sondern ein an vielen Punkten offenes Ergeb-
nis; dem einzelnen Betrachter, der sich in die Verschiedenheit von
Druckbild und Vorzeichnung vertieft, bleiben eigene Wege zu gehen,
die über das Beweisbare hinausführen in die Notwendigkeit persön-
lichen Ermessens. " (o. c., 329 f.)
55) Die Bezeichnung "Allerheiligenbild" hat sich - wohl wegen der Kür-
ze des Ausdrucks -inzwischen so eingebürgert, daß sie trotz der
früher immer wieder gegen sie erhobenen Einsprüche und trotz
der inzwischen erfolgten Definierung des Bildinhalts durch Panofsky
(A.D., Vol. 1, S. 125 ff.) auch in neuerer Literatur beibehalten
ist, die sich der Panofsky'sehen Deutung des Bildinhalts angeschlos-
sen hat. S.:
Winkler, A.D., S. 205 ff.
Kunsthistorisches Museum Wien: Katalog der Gemäldegalerie. II.
Teil: Vlamen, Holländer, Deutsche, Franzosen. - Wien 1958, S.
44
Oberhammer, Vinzenz: Die Gemäldegalerie des Kunsthistorischen
Museums in Wien. I. Halbband. - Wien 1959, Text zu Taf. 16
Moriz Thausing (Albrecht Dürer, Geschichte seines Lebens und sei-
ner Kunst. 1. Aufl. 1376; 2., verb. Aufl. - Leipzig 1884, Bd. 2,
S. 25) nannte die Tafel als erster "Allerheiligenbild". Aber bereits
Johann Neudörfer hat das Bild in seinen 1547 verfaßten "Nachrichten
54) "Was wir besitzen, sind aber meist Entwürfe, die, wenn auch deut-
lich auf Umkehrung berechnet, doch noch eine eigene Bildmäßigkeit
festhalten. Das Entscheidende, Schlechthin-nicht-Umkehrbare
scheint erst im letzten Stadium der Ausführung hinzugekommen zu
sein." (Wölfflin, Über das Rechts, S. 90)
Hans Cürlis (Forschungen über das Gesetz der Blickbahn und seine
Auswirkungen auf die Bildkomposition, insbesondere bei Dürers
Graphik. - In: Sitzungsberichte der Kunstgeschichtlichen Gesell-
schaft zu Berlin, Okt. 1931 - Mai 1932, S. 5 f.) hatte dagegen be-
hauptet, die Dürersche Konzeption sei stets das Spiegelbild der
Drucke.
Karl Arndt (Dürers Apokalypse. Versuche zur Interpretation. -
Göttingen, Phil. Diss. 1956, S. 273 ff.) hat das Problem der Druck-
umkehrung bei den Blättern der Apokalypse eingehend erörtert.
Vergleiche zwischen Dürers Darstellungen und ihren ikonographi-
schen Vorbildern sowie den zugrundeliegenden Textstellen, Ver-
gleiche von aus gleicher Zeit wie die Apokalypse stammenden Dü-
rerwerken mit Dürers späteren Fassungen gleichen Themas und
schließlich Vergleiche zwischen den Druckbildern und den "Vor-
zeichnungen", d.h. den auf die Holzstöcke gezeichneten Komposi-
tionen der Apokalypse brachten kein klares Ergebnis. "Ein Abwä-
gen der zusammengetragenen Beweise läßt jedoch nach Meinung
des Verfassers die Schale am ehesten zugunsten der Vorzeichnung
sinken. Ihre Heranziehung jedenfalls scheint ihm nach allem Bishe-
rigen nicht mehr nur gerechtfertigt, sondern unabweislich. " (o.c.,
S. 304). Am Ende seiner Ausführungen betont dann Arndt: "Die Sum-
me bildet kein festes, sondern ein an vielen Punkten offenes Ergeb-
nis; dem einzelnen Betrachter, der sich in die Verschiedenheit von
Druckbild und Vorzeichnung vertieft, bleiben eigene Wege zu gehen,
die über das Beweisbare hinausführen in die Notwendigkeit persön-
lichen Ermessens. " (o. c., 329 f.)
55) Die Bezeichnung "Allerheiligenbild" hat sich - wohl wegen der Kür-
ze des Ausdrucks -inzwischen so eingebürgert, daß sie trotz der
früher immer wieder gegen sie erhobenen Einsprüche und trotz
der inzwischen erfolgten Definierung des Bildinhalts durch Panofsky
(A.D., Vol. 1, S. 125 ff.) auch in neuerer Literatur beibehalten
ist, die sich der Panofsky'sehen Deutung des Bildinhalts angeschlos-
sen hat. S.:
Winkler, A.D., S. 205 ff.
Kunsthistorisches Museum Wien: Katalog der Gemäldegalerie. II.
Teil: Vlamen, Holländer, Deutsche, Franzosen. - Wien 1958, S.
44
Oberhammer, Vinzenz: Die Gemäldegalerie des Kunsthistorischen
Museums in Wien. I. Halbband. - Wien 1959, Text zu Taf. 16
Moriz Thausing (Albrecht Dürer, Geschichte seines Lebens und sei-
ner Kunst. 1. Aufl. 1376; 2., verb. Aufl. - Leipzig 1884, Bd. 2,
S. 25) nannte die Tafel als erster "Allerheiligenbild". Aber bereits
Johann Neudörfer hat das Bild in seinen 1547 verfaßten "Nachrichten