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Kuhrmann, Dieter
Über das Verhältnis von Vorzeichnung und ausgeführtem Werk bei Albrecht Dürer — Berlin, 1964

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https://doi.org/10.11588/diglit.57083#0115
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von Künstlern und Werkleuten" als die "täfel zu Allerheiligen" be-
zeichnet (s, Rupprich, o. c., S. 320), wobei "zu Allerheiligen" al-
lerdings noch nicht Inhalts-, sondern allein Ortsangabe bedeutete.
Carei van Mander (Het Leven der Doorluchtighe Nederlandtsche en
Hooghduytsche Schilders. - t'Amsterdam 1617. Hrsg, von Hanns
Floerke. Bd. 2. - München/Leipzig 1906, S. 88 ff.) beschrieb es
als "een seer heerlijck stuck, eenen Hemel, waer in ghesien wort
Christus hangende aen het Cruys: Onder comen Paus, Keyser, en
Cardinalen, uytermaten en heerlijck gheschildert, ... ". Joachim
von Sandrat (Joachim von Sandrats Academie der Bau-, Bild- und
Mahlerey-Künste von 1675. Hrsg. vonA.R. Peltzer. - München
1925, S. 66) hielt sich engstens an van Mander, während Heinrich
Conrad Arend in seiner anläßlich der 20Ö. Wiederkehr von Dürers
Todestag veröffentlichten Dürermonographie (Das gedechtniß der
ehren eines derer vollkomnesten künstler seiner und aller nachfol-
genden Zeiten, Albrecht Dürers, ... - Goßlar 1728, § 16) wiederum
fast wörtlich Sandrat übernahm. Andreas Würfel und Carl Christian
Hirsch (Diptychorum ecclesiarum Norimbergensium enucleatio,
... - Nürnberg 1766, S. 151) führten es als "eine künstliche Altar-
Tafel, woran die Heilige Dreyfaltigkeit und viele Engel und Heilige
zu sehen waren" auf. Hier scheint zum ersten Male das Stichwort
"Heilige Dreifaltigkeit" gefallen zu sein. Joseph Heller erwähnt
das Gemälde als "Dreyeinigkeit" (o.c., S. 215), schildert es dann
ausführlicher: "Es wird darauf eigentlich vorgestellt, wie die Drey-
einigkeit von allen Heiligen und mehreren Weltlichen, welche unten
knien, verehrt wird. " (o. c., S. 256) und gibt ihm schließlich den
Titel "die Verehrung der Dreyeinigkeit durch alle Heiligen" (o. c.,
S. 257). Heller hat damit wohl als erster eine Bezeichnung gewählt,
die das Bildgeschehen ausdrückt.
56) Ob in der Federzeichnung einer Taube (W. 245) eine weitere Detail-
studie zum Allerheiligenbild vor liegt, ist recht fraglich, auch wenn
W. 245 sich früher gemeinsam mit W. 445 in der Slg. Denon befand
und W. 245 sich in die Zeit um 1508-1510 einordnen ließe. Die steil
aufgerichtete Haltung und die dadurch entstandene strenge Unter-
sicht der Taube von W. 245 ist in dem von Schülerhand gemalten
Ansbacher Kelterbild (Ansbach, St. Gumtertus) und in der Mittel-
tafel des Helleraltars wiederzufinden, während die Taube in W. 445
und in dem ausgeführten Allerheiligenbild mehr in Vorderansicht
erscheint. Da ihr Sc wanzende sich nicht zu einer Spitze verjüngt
und da sie ihre Beine spreizt, steht die Taube von W. 245 derjeni-
gen vom Helleraltar - man darf wohl annehmen, daß Jobst Har-
richs Kopie der Mitteltafel einigermaßen zuverlässig ist - näher
als derjenigen vom Ansbacher Kelterbild.
Zu W. 245 vgl. u. a.:
Flechsig, o.c., Bd. 2, S. 457, 504
Winkler, Dürer-Zeichnungen, Bd. I, S. 169
Tietze, K. V., Bd. II, 1, S. 62 Nr. 442, S. 71 Nr. 480
Panofsky, A.D., Vol. 2, S. 128 Nr. 1315
 
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