Umhegungen unü Einfriedigungen im Kreise Holzminden
und in Gifhorn
Von Curt Sauermilch, Kreisheimatpfleger, Holzminden.
Das Umhegen seines Besitztums, besonders seines Heims und Hauses
ist uralter Brauch. Der Wunsch des Abgeschlossenseins führte zur Einfrie-
digung, die nun landschaftlich ganz verschieden auftreten kann. Die Ur-
formen der Einfriedigung des Besitzes sind zweifellos Erd wall mit
Hecke und Flechtzaun gewesen. Letzterer mag aus dem Knick', der
absichtlich durch Brechen der einzelnen Äste entstandenen dichten Hecke sich
heraus entwickelt haben. Der im Mittelalter recht häufige Flechtzaun ist
als Umhegung heute seltener geworden, als Uferstützwerk für Wasserläufe
und Grüben, als Einfriedigung einfacher Düngerstütten führt er noch ein
verstecktes Leben. Ebenso treffen wir das Astflechtwerk im Lehmfachwerk-
bau an,' die mit ihm ausgefüllten Gefache werden dann mit Lehm be-
worfen. Gleichlaufend dem Fachwerkhaus entstand auch die Fachwerk-
mauer. Bei ihr wurde ebenso wie beim Hause das Fachwerk mit hand-
geformten Lehmsteinen, später mit Backsteinen ausgesetzt. Die Aussetzung
mit ungebrannten Lehmsteinen erforderte einen besonderen Regenschutz
in Gestalt einer überstehenden Bedachung, die als Schutz von Zaun,
Mauer oder Tür im Kreise Holzminden aus dünnen Sollingplatten her-
gestellt wurde (Abb. Tas. II 7—9). In der Hilsgegend wird die Bedachung
der Mauern entsprechend der dort üblichen Deckung der Hausdücher mit
Dachziegeln ausgeführt. Der Vacksteinbau führte dann zur selbständigen
B a ck st e i n m a u e r. In Landschaften, die Bruchsteine darboten, ging ihr
die schon sehr alte V r u ch st e i n m n u e r voraus, in ihrer ältesten Form
als Trockenmauer.
Die Grundelemente — Hecke, Zaun, Mauer — wechseln gebietsmäßig
in der Häufigkeit ihres Auftretens wie in ihrer Form, bedingt durch die
Stoffe, die die heimische Erde dem Menschen bot. Die Heide, deren fast
ausschließlicher heimischer Steinlieferant der Moränenschutt mit seinen
rundgeschliffenen Gerollen ist, kennt kaum die Bruchsteinmauer, sondern
die Lehmfachwerk- oder Ziegelmauer. Bei weitem vorherrschend ist hier
der Plankenzaun, dazu der Knick, die Hecke auf einem Erdwall. Letztere
ist aber eine zumeist für Weiden und Felder gebräuchliche UmheHung, der
Hof ist fast immer von Mauer oder Zaun eingefriedigt.
Eine reine Trennung der Einfriedigungsarten in solche für den Hof,
für den Garten, für den Friedhof — in solche, die mehr der Zier dienen
und solche, die starken Schutz gegen Hochwasser und Windwirkung dienen,
Stützmauern an Böschungen usw. ist schwer möglich, die einzelnen Typen
gehen hier zu sehr in einander über. Wohl aber können landschaftlich
verschieden auftretende Umfriedigungsarten deutlich
103
und in Gifhorn
Von Curt Sauermilch, Kreisheimatpfleger, Holzminden.
Das Umhegen seines Besitztums, besonders seines Heims und Hauses
ist uralter Brauch. Der Wunsch des Abgeschlossenseins führte zur Einfrie-
digung, die nun landschaftlich ganz verschieden auftreten kann. Die Ur-
formen der Einfriedigung des Besitzes sind zweifellos Erd wall mit
Hecke und Flechtzaun gewesen. Letzterer mag aus dem Knick', der
absichtlich durch Brechen der einzelnen Äste entstandenen dichten Hecke sich
heraus entwickelt haben. Der im Mittelalter recht häufige Flechtzaun ist
als Umhegung heute seltener geworden, als Uferstützwerk für Wasserläufe
und Grüben, als Einfriedigung einfacher Düngerstütten führt er noch ein
verstecktes Leben. Ebenso treffen wir das Astflechtwerk im Lehmfachwerk-
bau an,' die mit ihm ausgefüllten Gefache werden dann mit Lehm be-
worfen. Gleichlaufend dem Fachwerkhaus entstand auch die Fachwerk-
mauer. Bei ihr wurde ebenso wie beim Hause das Fachwerk mit hand-
geformten Lehmsteinen, später mit Backsteinen ausgesetzt. Die Aussetzung
mit ungebrannten Lehmsteinen erforderte einen besonderen Regenschutz
in Gestalt einer überstehenden Bedachung, die als Schutz von Zaun,
Mauer oder Tür im Kreise Holzminden aus dünnen Sollingplatten her-
gestellt wurde (Abb. Tas. II 7—9). In der Hilsgegend wird die Bedachung
der Mauern entsprechend der dort üblichen Deckung der Hausdücher mit
Dachziegeln ausgeführt. Der Vacksteinbau führte dann zur selbständigen
B a ck st e i n m a u e r. In Landschaften, die Bruchsteine darboten, ging ihr
die schon sehr alte V r u ch st e i n m n u e r voraus, in ihrer ältesten Form
als Trockenmauer.
Die Grundelemente — Hecke, Zaun, Mauer — wechseln gebietsmäßig
in der Häufigkeit ihres Auftretens wie in ihrer Form, bedingt durch die
Stoffe, die die heimische Erde dem Menschen bot. Die Heide, deren fast
ausschließlicher heimischer Steinlieferant der Moränenschutt mit seinen
rundgeschliffenen Gerollen ist, kennt kaum die Bruchsteinmauer, sondern
die Lehmfachwerk- oder Ziegelmauer. Bei weitem vorherrschend ist hier
der Plankenzaun, dazu der Knick, die Hecke auf einem Erdwall. Letztere
ist aber eine zumeist für Weiden und Felder gebräuchliche UmheHung, der
Hof ist fast immer von Mauer oder Zaun eingefriedigt.
Eine reine Trennung der Einfriedigungsarten in solche für den Hof,
für den Garten, für den Friedhof — in solche, die mehr der Zier dienen
und solche, die starken Schutz gegen Hochwasser und Windwirkung dienen,
Stützmauern an Böschungen usw. ist schwer möglich, die einzelnen Typen
gehen hier zu sehr in einander über. Wohl aber können landschaftlich
verschieden auftretende Umfriedigungsarten deutlich
103