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Die Kunde — N.F.10.1959

DOI issue:
Heft 1-2
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Lampe, Wilhelm: Ein Siedlungsplatz mit mittelsteinzeitlichem Inventar bei Groß-Ilde
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https://doi.org/10.11588/diglit.71587#0012

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Ein Siedlungsplatz mit mittelsteinzeitlichem Inventar
bei Groß-Ilde
Von Wilhelm Lampe
Mit 5 Abbildungen
Auf den hier behandelten Fundplatz bin ich zum ersten Male vor 40 Jahren
gestoßen, als man mich bei einem Besuch auf ein felsiges Gebilde in der Feld-
mark, „Der Dreisch" genannt, aufmerksam machte, wo einst ein Schloß in den
Erdboden versunken sein sollte. In Wirklichkeit hatte sich vorzeiten ein über
2 m hoher Kalksintervall kaskadenartig gebildet, dessen hartes Gestein man
im vorigen Jahrhundert als Baustein bei Scheunen und der Kirche nutzte, wie
noch einige Sprenglöcher verraten1.
Im Laufe der Jahrtausende ist diese Ducksteinquelle in der unter ihr hin-
durchstreichenden mittleren Muschelkalkschicht etwa 200 m weiter nach Süden
gewandert. Die größere, noch unberührt gebliebene Gesteinsfläche ist von
einem charakteristischen Flechtenteppich mit Moosen überzogen, der mit einer
Trockenrasengesellschaft durchsetzt ist 2i 3.
Damals hatte zufällig ein Maulwurf am Rande dieses Naturdenkmals einen
weißen Flintspan aus der Tiefe ans Licht gebracht und damit den Anstoß zu
der weiteren systematischen Suche gegeben, die den Umfang der Siedlung
nach der Streuung der Funde festlegt. (S. Skizze durch xx.)
Mitte der dreißiger Jahre wurde von einem begeisterten Heimatfreund im
nahen Bockenem ein kleines Museum gegründet, dessen Leiter durch den Be-
sitzer der Äcker auf die Altertümer hingewiesen, ebenfalls das Gelände ab-
suchte. Die Ergebnisse dieser Anfänger, meist nur großflächige Stücke, sind
beim Zusammenbruche 1945 mitsamt dem anderen Inhalt des Museums restlos
verlorengegangen.
Die z. Z. vorhandene Fundmasse, inzwischen auf über 4000 Stück angestie-
gen, vermehrt sich bei Begehung zur geeigneten Zeit jährlich um weit über
100, besonders wenn der Pflug beim Rübenbau die tieferen Bodenschichten
anschneidet und nach oben bringt. Das Rohmaterial stammt aus dem hei-
mischen Diluvium, das z. B. in einer ausgewaschenen Grundmoräne am Ober-
laufe der Lamme und an der nördlichen Grenze der Feldmark reichlich zu fin-
den ist 4.
Der Feuerstein des Werkstoffes schimmert infolge der chemischen Beein-
flussung durch Kalke des Untergrundes in weißen, blauen, und grauweißen,
selten lackartigen Tönen, weniger sind glasige, dunkle und braune zu beob-
achten. Etwa 2 % haben durch Feuer eine weißliche, feinrissige Struktur er-
halten. Nachbearbeitungen waren nicht festzustellen, lediglich frische Brüche
durch Verletzungen.

1 Vgl. Hamm, F., Verschiedene Formen von Kalkabsätzen in Niedersachsen. Bei-
träge zur Naturkunde Niedersachsens, Hannover, 1958, S. 29 ff.

2 Lampe, W., und Klement, O., Die Flechtenvegetation zwischen Leine und Oker,
Zeitschrift des Museums in Hildesheim, Neue Folge, H. 12, 1958, S. 30.

3 Nr. 15. Öffentlicher Anzeiger für Stadt Hildesheim und Landkreis Hildesheim-
Marienburg, 1956. Naturschutzgebiet Ilder Dreisch, 26 a groß.

4 Geologische Karten Bl. Bockenem und Bl. Lamspringe, Berlin, 1915.

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