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Künstler um so lockender, da es sich nicht mehr bloß
darum handelt, eine neue Erfindung als fertig und ab-
gethan aus der Hand des Erfinders wie eine Waare hin-
zunehmen. Sie will nun zum zweitenmale erfunden sevn.
Vielleicht ist auch hier der Tod versöhnend ins Mit-
tel getreten. Dem kleinlichen Neide, der hämischen Ver-
kleinerungssucht, und allen jenen Schwächen der mensch-
lichen Natur, welche in dem Verhältnisse der Individuen
gegeneinander so weiten Spielraum finden, ist ihr Ge-
genstand entzogen worden. Die Sache selbst mag nun
in um so klarerem Lichte erscheinen können. Sie ist
nicht mehr das Werk eines einzelnen Menschen, sie ge-
hört der Zeit, der Geschichte au, sie wird das Erbtheil
eines Jeden, dem es um die wahre Förderung der Kunst
ein Ernst ist. Zahlreiche Freunde aber werden darum
sich nicht der Pflicht entbunden glauben, das Andenken
des Entschlafenen mit jener Treue festzuhalten, die Je-
dem gebührt, der würdig gelebt hat. Mir wenigstens,
den das ungestörte Vertrauen einer vieljährigen Freund-
schaft enger noch mit ihm verbinden sollte, als ich es
schon durch Bande der Verwandtschaft gewesen, wird es
stets ein freundlich ermunterndes Bild seyn, was Rour
als Mensch und Künstler war. Wohlwollend und freund-
lich gegen Alle, zu jedem hülfreichen Dienste, jedem Opfer
bereit, immer klar und besonnen, konnte nur eine Un-
gerechtigkeit sein Gemüth verdüstern, aber diese auch nicht
selten ihn aufS tiefste empören. Was er als Wahrheit
erkannt hatte, ward nie und nirgends von ihm verleug-
net, und in dem einmal betretenen Wege konnte ihn
weder Hoffnung eines größeren Gewinnes, noch der
Schwindel der Mode irre machen. Dem wahren Ver-
dienst hat er sich stets willig gebeugl, Dünkel und An-
maßung aber wußte er mit beschämendem Nachdruck von
sich zu weisen. Den Pflichten seines Amtes, der Sorge
für die Seintgen wurde die pünktlichste Treue geschenkt,
und manche schöne Stunde der Künstlermnße willig ge-
opfert. Eine streng sittliche Haltung hatte auch seine
Kunstthätigkeit geadelt. Bis an das Ende seiner Tage
hatte er nicht aufgehört, um stete Weiterbildung bemüht
zu seyu. In jedem neuen Werke, das er unternahm,
fühlte er sich nicht als Meister, sondern nur als den
Schüler der Kunst. Ja, wie als Mensch so als Künstler ein-
fach, ehrlich und wahr, ein Feind des Heuchelscheines
und jeder Affektation, das Maaß seiner Kräfte wohl er-
wägend, und nur auf das sich beschränkend, worin er
wahrhaft Gutes und Erfreuliches zu leisten hoffen konnte,
die Seele ganz, aber still erfüllt von der Liebe znr Kunst,
und eben darum auch das Unscheinbarste des technischen
Bedarfs nicht für zu geringe achtend, gehörte Rour zur
einzig ächten deutschen Schule-— Sep ihm die Erde leicht!
Anselm Feuerbach,
j Professor in Speyer.
Verein der Kunstfreunde <8ociets des Amis des
Arts) zu Paris.
Der Verein der Kunstfreunde hat sich eine neue Or-
ganisation gegeben, welche ihm mehr Ausdehnung und
einen bessern Erfolg sichert. Er hat sich von neuem un-
ter der Protection des Königs costituirt, der Sr. K. H.
dem Herzog von Orleans die Verwaltung seines Protec-
torats übertragen hat.
Auszug aus seinen Statuten:
1) Er wird verwaltet von einem Ausschuß von 62
Mitgliedern, von denen 42 titulär und 20 besoldet sind.
Von diesen Mitgliedern, welche von der Generalversamm-
lung der Actionärs ernannt werden, soll jährlich der
vierte Theil wechseln; sie müssen Cigenthümer von we-
nigstens vier Actien seyn.
2) Unrer den 62 Mitgliedern sind 16 Künstler.
3) Der Preis einer Actie ist 25 Franken.
4) Die Fonds des Vereins werden ans folgende
Weise verwendet:
1) Ein Zehntel für die Kosten der Verwaltung und
unvorhergesehenen Ausgaben.
2) Drei Viertel (nach Abzug des obigen Zehntels) zum
Ankauf von Gemälden, Zeichnungen, Statuen, Vasen,
Basreliefs, Bronzen und Teracottcn, alles Originale, die
aus den Werkstätten lebender Künstler der französischen
Schule hervorgegangen sind.
3) Ein Viertel für Kupferstich und Lithographie.
5) Die Loose bestehen aus den Ankäufen der Kunst-
gegenstände und 125 Probeblättern vor der Schrift vom
dem Kupferstich des Jahres, in der Welse, daß auf acht
Actien ein Loos kommt.
6) Jede Actie, welche nicht gewinnt, bekommt ein
bedeutendes litbographirtes Blatt, welches der Ausschuß
jedes Jahr ausführen läßt.
7) Nach der Ziehung werden die Abdrücke und die
Steine vernichtet.
8) Da der einzige Zweck des Vereins der Flor der
Kunst und die Aufmunterung der Künstler ist, denen
an einer größern Publicität ihrer Arbeiten gelegen seyn
muß, so wird jedes Jahr eine öffentliche Ausstellung
von allen Werken statt finden, welche an den Ausschuß
gesendet werden.
Diese Ausstellung, welche in Perioden getheilt ist,
von denen eine jede höchstens zwei Monate betragen soll,
wird von dem 1. November bis zum 3o. April statt ha-
ben ; sie wird den Künstlern keine Kosten verursachen
und der Eintritt ist unentgeldlich.
9) Am Ende jeder Periode wird jedes Werk, wel-
ches nicht von dem Verein oder von andern angekauft
worden ist, an den Künstler zurückgesandt werden; in-
dessen können die Arbeiten der Künstler, welche Actio-
Künstler um so lockender, da es sich nicht mehr bloß
darum handelt, eine neue Erfindung als fertig und ab-
gethan aus der Hand des Erfinders wie eine Waare hin-
zunehmen. Sie will nun zum zweitenmale erfunden sevn.
Vielleicht ist auch hier der Tod versöhnend ins Mit-
tel getreten. Dem kleinlichen Neide, der hämischen Ver-
kleinerungssucht, und allen jenen Schwächen der mensch-
lichen Natur, welche in dem Verhältnisse der Individuen
gegeneinander so weiten Spielraum finden, ist ihr Ge-
genstand entzogen worden. Die Sache selbst mag nun
in um so klarerem Lichte erscheinen können. Sie ist
nicht mehr das Werk eines einzelnen Menschen, sie ge-
hört der Zeit, der Geschichte au, sie wird das Erbtheil
eines Jeden, dem es um die wahre Förderung der Kunst
ein Ernst ist. Zahlreiche Freunde aber werden darum
sich nicht der Pflicht entbunden glauben, das Andenken
des Entschlafenen mit jener Treue festzuhalten, die Je-
dem gebührt, der würdig gelebt hat. Mir wenigstens,
den das ungestörte Vertrauen einer vieljährigen Freund-
schaft enger noch mit ihm verbinden sollte, als ich es
schon durch Bande der Verwandtschaft gewesen, wird es
stets ein freundlich ermunterndes Bild seyn, was Rour
als Mensch und Künstler war. Wohlwollend und freund-
lich gegen Alle, zu jedem hülfreichen Dienste, jedem Opfer
bereit, immer klar und besonnen, konnte nur eine Un-
gerechtigkeit sein Gemüth verdüstern, aber diese auch nicht
selten ihn aufS tiefste empören. Was er als Wahrheit
erkannt hatte, ward nie und nirgends von ihm verleug-
net, und in dem einmal betretenen Wege konnte ihn
weder Hoffnung eines größeren Gewinnes, noch der
Schwindel der Mode irre machen. Dem wahren Ver-
dienst hat er sich stets willig gebeugl, Dünkel und An-
maßung aber wußte er mit beschämendem Nachdruck von
sich zu weisen. Den Pflichten seines Amtes, der Sorge
für die Seintgen wurde die pünktlichste Treue geschenkt,
und manche schöne Stunde der Künstlermnße willig ge-
opfert. Eine streng sittliche Haltung hatte auch seine
Kunstthätigkeit geadelt. Bis an das Ende seiner Tage
hatte er nicht aufgehört, um stete Weiterbildung bemüht
zu seyu. In jedem neuen Werke, das er unternahm,
fühlte er sich nicht als Meister, sondern nur als den
Schüler der Kunst. Ja, wie als Mensch so als Künstler ein-
fach, ehrlich und wahr, ein Feind des Heuchelscheines
und jeder Affektation, das Maaß seiner Kräfte wohl er-
wägend, und nur auf das sich beschränkend, worin er
wahrhaft Gutes und Erfreuliches zu leisten hoffen konnte,
die Seele ganz, aber still erfüllt von der Liebe znr Kunst,
und eben darum auch das Unscheinbarste des technischen
Bedarfs nicht für zu geringe achtend, gehörte Rour zur
einzig ächten deutschen Schule-— Sep ihm die Erde leicht!
Anselm Feuerbach,
j Professor in Speyer.
Verein der Kunstfreunde <8ociets des Amis des
Arts) zu Paris.
Der Verein der Kunstfreunde hat sich eine neue Or-
ganisation gegeben, welche ihm mehr Ausdehnung und
einen bessern Erfolg sichert. Er hat sich von neuem un-
ter der Protection des Königs costituirt, der Sr. K. H.
dem Herzog von Orleans die Verwaltung seines Protec-
torats übertragen hat.
Auszug aus seinen Statuten:
1) Er wird verwaltet von einem Ausschuß von 62
Mitgliedern, von denen 42 titulär und 20 besoldet sind.
Von diesen Mitgliedern, welche von der Generalversamm-
lung der Actionärs ernannt werden, soll jährlich der
vierte Theil wechseln; sie müssen Cigenthümer von we-
nigstens vier Actien seyn.
2) Unrer den 62 Mitgliedern sind 16 Künstler.
3) Der Preis einer Actie ist 25 Franken.
4) Die Fonds des Vereins werden ans folgende
Weise verwendet:
1) Ein Zehntel für die Kosten der Verwaltung und
unvorhergesehenen Ausgaben.
2) Drei Viertel (nach Abzug des obigen Zehntels) zum
Ankauf von Gemälden, Zeichnungen, Statuen, Vasen,
Basreliefs, Bronzen und Teracottcn, alles Originale, die
aus den Werkstätten lebender Künstler der französischen
Schule hervorgegangen sind.
3) Ein Viertel für Kupferstich und Lithographie.
5) Die Loose bestehen aus den Ankäufen der Kunst-
gegenstände und 125 Probeblättern vor der Schrift vom
dem Kupferstich des Jahres, in der Welse, daß auf acht
Actien ein Loos kommt.
6) Jede Actie, welche nicht gewinnt, bekommt ein
bedeutendes litbographirtes Blatt, welches der Ausschuß
jedes Jahr ausführen läßt.
7) Nach der Ziehung werden die Abdrücke und die
Steine vernichtet.
8) Da der einzige Zweck des Vereins der Flor der
Kunst und die Aufmunterung der Künstler ist, denen
an einer größern Publicität ihrer Arbeiten gelegen seyn
muß, so wird jedes Jahr eine öffentliche Ausstellung
von allen Werken statt finden, welche an den Ausschuß
gesendet werden.
Diese Ausstellung, welche in Perioden getheilt ist,
von denen eine jede höchstens zwei Monate betragen soll,
wird von dem 1. November bis zum 3o. April statt ha-
ben ; sie wird den Künstlern keine Kosten verursachen
und der Eintritt ist unentgeldlich.
9) Am Ende jeder Periode wird jedes Werk, wel-
ches nicht von dem Verein oder von andern angekauft
worden ist, an den Künstler zurückgesandt werden; in-
dessen können die Arbeiten der Künstler, welche Actio-