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2Y io.

Kunst-Klatt.

Donnerstag, den 31. Januar 1830.


Meder die zu Kresden den 1. Gdtodcr 1838
gehattcne Versteigerung der 2ten Abtheilung
der gräflich Sternbergfchen Kupferstichsamm-
lung, die deutsche Schute enthaltend.

Dieser zweite Theil, worüber eine kurze Mittheilung
im Kunstblatt Nr. 53. 1838 erfolgt, enthielt in 3478
-Nummern bloß die deutsche Schule in chronologischer
Ordnung. Ungefähr 2000 Nummern faßten die Alter-
thümer deutscher Kunst in Originalkupferblättern oder
Holzschnitten nach der Entwickelung ihrer verschiedenen
Perioden in sich, wobei in einzelnen Blättern und zusam-
mengestellten Folgen so viel Reiches und Seltenes vor-
kam, als es wohl wenig in manchen Privatsammlungen
der Fall seyn wird.

Zncunabeln und sogenannte Unica, viele von Bartsch
und Heineke nicht gekannte und für große öffentliche
Sammlungen sich eignende Gegenstände reizten mehrfach
Die Anfragen und das Begehren, wodurch ein häufiges
Begegnen und folglich ein Aufsteigen der Preise erfolgte.

Aufträge verschiedener Kunstsammler und mehrerer
öffentlicher Sammlungen waren ziemlich reichlich vor-
handen uud viele mit freien Bedmgniffen, besonders für
die den ersten und zweiten Tag vorkommenden Merk-
würdigkeiten, woraus sich schon von selbst eine Preisstei-
gerung ergab. Selbst das persönliche Erscheinen fremder
und einheimischer Kunstfreunde wirkte auf die Erhöhung
der Preise. Diese erhielten sich an den übrigen Auctions-
tagen fast gleich bis zum Ende der Versteigerung, mit
Ausnahme einzelner Gegenstände und besonders der der
neuern Kunst, da außer den malerischen, fein und geist-
reich behandelten Radiruugen und einigen Blätter» von
Wille, die andern später» Grabstichelblätter etwas nie-
driger bezahlt wurden.

Es würde gewagt sevn, Auctionspreise von Kunst-
gegenstände» als Norm für eine übrige Preisbestimmung
im Handel anzunehmen, da oft eine erlaubte Leidenschaft

j und Neigung oder eine Mehrzahl der Concurrenten, die
■ Preise steigert.

Kunstfreunde mit weniger tiefer Kenntniß im Ge-
biete der Kunst würden also zur Bestimmung für ein-
! zelne Ankäufe sich nach Anctionspreisen auch in so fern
j nicht richten können, da schon oft die Bemerkung zu
machen war, daß gewisse Kunstarbeiten der altern wie
der neuern Aeit, wenn deren Ruf sich unter dem größer»
Haufen verbreitet, sogenannte Modeperioden erlebten,
wodurch für den eigentlichen, leider so z» nennenden
Kunstmarkt, die Preise gleich dem Cours der StaatS-
papiere angenommen wurden uud je nachdem die Nach-
fragen mehr oder weniger, und der Vorrath auf dem
Kunstwaarenlager größer oder kleiner war, sich die Be-
stimmung des Werthes darnach richtete. Indessen bleibt
es bei großen zu versteigernden Kunstsammlungen immer
merkwürdig zu wissen, zu welchen Preisen dieser oder
jener wichtige Gegenstand bezahlt wurde, da wegen leicht
vorfallender Täuschungen Mißverständnisse entstehen kön-
nen, im Allgemeinen aber es interessant ist, den Werth der
Kunstgegenstände zu verschiedenen Epochen zu erforschen
und Preiscataloge in dieser Hinsicht zu vergleichen.

Um den Kunstfreunden nur Einiges über das Preis-
ergebniß der zweiten Abtheilung der Sternbergischen
Sammlung mitzutheilen, hier Folgendes:

Unter den Artikeln alter rylographifcher Blätter und
besonders hinsichtlich der einzelnen Merkwürdigkeiten, so
wie der mitunter folgenden Blätter von geschrotte-
ner Arbeit: Nr. 17, Christus am Kreuz, alter Holz-
schnitt, mit Wasserfarben colorirt, auf Pergament, 20
Thaler. — Nr. 18, der heil. Hieronymus, colorirteü
Blatt der ältesten Periode der Xylographie, 32 Thlr. —
Nr. 23, Maria betet das Kind an, altcvlorirtes Blatt,
34 Thlr. 20 gr. - Nr. 24, ein knieender Eremit, klei-
nes Blatt, 5 M hoch, 15 Thlr. - Nr. 25, Christus
am Kreuz, auf Pergament, colorirt, 3» Thlr. — Nr. 27,
das Christuskind sitzend, schönes altes und merkwürdiges
Blatt in geschrottener Manier, 65 Thlr. 20 gr.
Register
Fr.: Ueber die zu Dresden den 1. October 1838 gehaltene Versteigerung der zweiten Abteilung der gräflich
Sternberg'schen Kupferstichsammlung, die deutsche Schule enthaltend.
 
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