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Kunst-Di att.

Dienstag, den 5. Februar 1839.

Kunstgeschichte und Pcriegesc.

(Forlsetzimg.)

Att dies Werk schließt sich die
Beschreibung der G c m ä l d c g a l l e r i e des
kbnigl. Museums zu Berlin, von Oe.
Fr. Kugle r. Berlin 1838. Heymann, 324 S. 8.

Periegetische Schriften, mit Genauigkeit undAennt-
niß und in zuftckmäßiger Form gearbeitet, haben ohne
Zweifel einen großen Werth, indem sie die Ergebnisse
der Geschichte ans das Einzelne, dem Leser Vorliegende
anwenden, und dieses aus jenen erläutern. Welche
Menge von archäologischen Kenntnissen hat nicht Viscon-
ti's und Clarac's Beschreibung des Pariser Antikenmu-
seums verbreitet, und wie manche andere Sammlung
dieser Art ist erst durch einen zwcckmäßi; beschreibenden
-Katalog der größer» Anzahl der Beschauer verständlich
und anziehend geworden. Für die Berliner Gemälde-
fammlnng ist zwar schon seit ihrer Eröffnung ein treff-
licher Wegweiser von demselben Manne vorhanden, dessen
thätiger und kenntnißreicher Mitwirkung sie hauptsächlich
ihre vortreffliche, nach historischer Folge geordnete Auf-
stellung verdankt; auch enthält Hrn. Waagen's Verzeich-
niß in kurzen Einleitungen die »öthige Uebcrsicht über '
die historische Entwickelung der Schulen und ihre vorzüg-
lichsten Meister. Doch war cs in dem Verzeichniß einer
so großen Sammlung, welches Nummer für Nummer '
""halten mußte, nicht möglich, weder über das Einzelne
"was hinzuzufügen, noch das Vorzügliche von dem Un-
vcdeutendern zu unterscheiden. Die vorliegende Schrift
von Hr„. Kugler bietet sich nun als Leitfaden demje-
nlgen an, welcher die Geschichte der Malerei in ihren
Le a, a„ der Berliner Sammlung siudiren will. In i
Berbin ung mit der ebengenannten Geschichte der Malerei ,
Wirt) biefe Schrift eine gute Vorbereitung für weitere
Studien in deutschen und ausländischen Sammlungen !

seyn, zumal da die Berliner Galleric an Werken der Ent-
wickelungsperioden vorzüglich reich ist. In Anordnung
der Gegenstände beobachtet der Vers, die nämliche Folge;
mit Hiiiiveglaffung oder nur flüchtiger Erwähnung des
Geringeren sind die vorzüglichen Werke bezeichnet und
j das Eigenthümliche ihres Inhalts, ihrer Behandlung,
j das durchgreifende Naturell und die zufällige Stimmung
: des Meisters, die sich darin kund gibt, hervorgehoben,
i In Bestimmung der Meister weicht er nicht selten von
! Waagen ab, eine Verschiedenheit, welche bei der Schwie-
' rigkeit, alten, unbekannten Bildern ihre historische Stelle
anzuweisen, nicht anders als natürlich ist. Mit großer
j Lebendigkeit der Aufstauung und seltener Gewandtheit
der Rede hat der Verf. das Einförmige und Trockene
j einer fortlaufenden Gemäldebeschreibung zu vermeiden ge-
wußt. Da wir oben aus der Geschichte der Malerei eine
Stelle über die Naturalisten ausgehoben, so fügen wir
hier als Probe eine Beschreibung zweier Gemälde des
Caravaggio bei» S. 157:

„Vornehmlich jedoch sind es zwei unter den vorhan-
denen Gemälden Caravaggio's, deren Darstellungen, da
sie mit seiner cigenthümlichen Richtung in vollkommenem
Einklänge stehen, zu einer bedeutsam poetischen Wirkung
Gelegenheit boten. Das eine von diesen (I. Nr. 396)
stellt den Genius der irdischen Liebe dar, der sich von
seinem Lager erhebt, und Alles, wonach der Geist des
Menschen ringt, Insignien der Macht und des Ruhmes,
der Kunst und Wissenschaft, mit Füßen tritt. Es ist ein
knabenhastcc Jüngling, Geverflügcl tragend, eine ver-
worfene, niedrig sinnliche Gestalt; es ist der Genius der
Gemeinheit selbst,'mit frecher Natnrwahrheit und doch
mit einer Genialität, mit einer Gemessenheit, die fast
an ein tragisches Pathos anstreift, gemalt; so daß hier
das Gemeine dem Beschauer im Gewände einer dämo-
nischen Mgstt gegenübertritt und solchergestalt einen wirk-
lich ergreifenden Eindruck hervorbringt. — Das andere
Bild (i. Nr. 398) ist das Gegenstück des ebengenannten.
Es stellt den Genius der heiligen Liebe in stählernem
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