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darf sich den Eindruck und die Bestimmung des ursprüng-
lichen Werks nicht nach der jetzigen Gestalt ermessen;
die Bildsäulen und Reliefs haben sich nun schon so ge-
häuft, daß sie Hauptsache geworden, und der eigentliche
Zweck, die Umschließung für einen verehrten Körper in
schöner Form, ganz in den Hintergrund getreten.

Es liegt hier zunächst außer meinem Plan, mich weiter
auf die S. 21 vorkonimende Bemerkung einzulassen, daß
von dem Meister, welcher die Kanzel in St. Giovanni
Fuvrcivitas zu Pistoja beschafft, auch dieses Grab her-
rühre. Da aber die große Verschiedenheit der besprochenen
Reliefs übersehen worden, so würde dies zunächst auf
die Frage führen, welchen Reliefs denn jene Kanzel
entsprechen könnte? Weniger noch als diese Erörterung
würde die Meinung des Herrn Förster über den Zusam-
menhang der Kanzel in S. Hconardo mit der Richtung
des Niccola Pisano hieher gehören.

(Beschluß folgt.)

(Karlsruher Amistausstellnng. September 1838.

(Fortsetzung.)

„Fcüchtestück," von Förster in Sauscnheim. Keine
Wirkung im Licht. Di- Blumen - und Früchtemaler
merken noch immer zu wenig auf gute Compositiou in
der Wahl und Lage der Blumen und Früchte, auf har-
monischen Wechsel der Farben und auf natürliche Haltung.
Die Meisten suchen nur in der genauen Ausführung und
im Werthe jedes Einzelnen darin den Reiz. Unüber-
trefflich in allen diesen Eigenschaften sind, außer Huysum,
noch die Katharina Trey von Mannheim und die Nieder-
länderin Maria Oosterwpk.

„Blmncnverkäuserin an der Treppe der St. Pauls-
kirche in London," von S. Bendiren in Hamburg.
Ein höchst erfreuliches Bild.

„Fischende Kinder," von Jacob in Paris. Aeußerst
lieblich gedacht und ausgeführt.

„Aquarell, eine Maskerade vorstellend,» von Fi n a r t
in Paris. Das ist die ächte Freiheit des Genies, das
mit seiner eigenen Kraft spielt. Wenn ein blauer Affe
einem Weibe, das auf einem Esel verkehrt sizt, und wo
mithin lezterer sein Hintergesicht, gleichsam in ihren!
Namen, zeigt, einen zärtlichen Kuß bietet und sie nun
mit dem Besen, womit sie ihren Esel antreibt, ihm aus
eine andere Lippe die Anweisung gibt, so fliegen die Ra-
keten des Lachstoffes. Und was für ein Aquarell! es hat
die Wärme einer Oelmalerei, und die Behandlung über-

haupt ist die sicherste und leichteste von der Welt. Pietro
Longhi's Maskeraden sind nicht geistvoller.

Gruppe in Bronze: „Charles Märtel im Kampfe mit
Abderamen," von Gechter in Paris. Gut gedacht und
sehr ausgeführt. Alles Plastische macht, mehr noch als
die Malerei, Anspruch an hohe Vollkommenheit, da sie
allein in der Form lebt und nothwendig an Ideales ge-
knüpft ist, ja dieses Ideale selber ist, nur unter der
möglichen Form seines Erscheinens. Daher ist die Plastik
auch mehr die Kunst des Erhabenen, als die Malerei.
Sie zeigt darum auch gern mächtige Formen.

„Der Tod des Bailly," Bronzegruppe, von dem-
selben. Hier scheint das Metall zu fühlen. Die an-
geschmiegte weibliche Gestalt ist auch schön angeordnet.
Ein anziehendes Kunstwerk.

„Madonna," von Götzenberger in Mannheim.
Dieser Meister componirt gut und weiß auch in dem
Beiwesen das Auge schicklich zu beschäftigen. Auch an
der Malerei ist viel Lobenswerthes. Nur der lezte feinere
Ausdruck der Physiognomie, der Seelenhauch, verweht etwas.

„Novize der barmherzigen Schwestern," von dem-
selben. Als Bildniß in Compositiou und Ausführung
von schöner Wirksamkeit. Möchte nur das Gesicht, das
im Totalausdruck so sehr gefällr, in den einzelnen Zügen,
wie man bei genauerer Betrachkung findet, treuer auf-
gesaßt sepn.

„Scene aus dem bayerischen Volksleben, von Sag-
stetter in München. Reges Leben und mit allenEigen-
thümlichkeiten des Volks hervortretend.

„Ansicht der Kirche Maria della Salute in Venedig,"
von Carlo Giliv in Mailand. Herrlich, klar.

„Familienscene,« von Carl Trost aus Fulda. Hat
etwas von Netscher.

„Holländische Stadtansicht," von Fr. Welsch aus
Münster. Gut.

„Ein junges Mädchen," von F. W. Spohr in
München. Gut. Besonders ist der Schmuck zu loben.

„Schiffende Matrosen," von Simonsen in Mün-
chen. Dieses Bild überrascht durch eine ergreifende Wahr-
heit und durch schöne Behandlung in der Darstellung,
^n dieser Hinsicht fast unübertrefflich schön. Jedoch in
der Anordnung der Figuren ist keine innere Einheit, und
zwei Profile gehen nach scharf entgcgengesezten Richtun-
gen , neben einem Gesicht on face, auseinander. Gerade
frei io vollkommenen Bildern muß das Urtheil streng seyn.

„Zwei Kinder," von G. Durand, von München.
Gut.

(Fortsetzung folgt.)

Verantwortlicher Redakteur: Dr. Schorn.
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