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"brüten eine Untersuchung der Malereien -er Katakomben.
Der Verfasser weist mit großer Energie die heidnischen
Elemente in den ältesten christlichen Kunstwerken nach;
diese stehen häufig so unvermittelt da, daß ihre Erschei-
nung in dem Zusammenhang ähnlicher Darstellungen
befremdet. Dabei macht er sehr schicklich auf die Noth-
wcndigkeit eines solchen Verhältnisses aufmerksam, indem
es den ältesten Christen eben so wenig frei stand, von
den heidnischen Kunstformen zu abstrahirev, als es ihnen
unmöglich war, eine andere Sprache zu schaffen als die,
welche sie gleichsam aus dem Munde ihrer heidnischen
Vorfahren überkommen hatten. Wichtiger als die Fest-
stellung dieser auch schon früher bekannten Thatsache ist
die Bemerkung über den heiteren Charakter jener Ma-
lereien. Obgleich diese aus den Zeiten der grausamsten
Bedrängniß und der qualvollsten Martern stammen, so
findet sich doch in ihnen von jenen Grcuelscenen selbst keine
Spur. Bilder von betenden Christen, die den Himmel
eben so warm für ihre Henker als für sich selbst erflehen,
sind die einzigen Spuren, aus denen man auf jene Ver-
folgungen schließen kann; in andern Christenbildern bietet
die Krone, mit der sie geschmückt erscheinen, das einzige
Kennzeichen ihres qualvollen Märtprertodes dar. Dieser
heitere Charakter der ersten christlichen Kunst ist in spä-
teren Zeiten einer organischen Vollendung zu einer noch
freieren Entwickelung gelangt. Für die Kunflpbilosophie
ist die Feststellung dieser Thatsache von Wichtigkeit; die
Eolger'sche Ansicht von dem heiteren Charakter der christ-
lichen Kunst im Gegensatz zu der Düsterkeit, die wie ein
unauflösbarer Zug gleichsam alle Bildungen des Heiden-
thums durchdringt, findet in derselben eine nicht unwich-
tige historische Bestätigung. Die Vergleichung der ältesten
Darstellungen der griechischen Kunst bietet einen sehr
charakteristischen Gegensatz dar. - Der Vf. bemerkt sehr
wahr, daß die Künstler, welche im scchszehnten Jahr-
hundert die Schrecken der ersten Christcnvcrfelgungen
znrückzurusen und mit den grausigsten Farben zu malen
sich bemühten, in den Darstellungen der Augenzeugen,
in den Malereien der Katakomben selbst durchaus keine
Materialien für ihre Unternehmungen gesunden haben
würden. Die Malereien, welche die Wände der Kirche
von S. Stefano rvtondo in Rom schmücken oder vielmehr
entstellen, gehören bekanntlich zu den grausigsten und
scheußlichsten Produktionen dieser Art. Es braucht kaum
bemerkt zu werden, wie sehr ihr Charakter, von der Ein-
fachheit der ersten christlichen Malereien entfernt, so ganz
und gar dem Wesen »ach verschieden ist, gerade so wie
die Zeit, welche sie hervorgebracht, mit den ersten christ-
lichen Jahrhunderten in einem fast polaren Widerspruch
zu stehen scheint.

Die Untersuchung der Werke christlicher Sculxtur
und der Grabsteine, deren Inschriften uns gleichsam die

ganze Population des römischen Nrchristenthums namhaft
vorführen, führt zu ahnl chen Resultaten, Nickt bloß
die Form des christlichen Sargs war durch die der römi-
schen Sarkophage gegeben, auch der Bilderschmuck der-
selben wurde in den meisten Fällen fast »an; unvermittelt
herübergcnommen. Die christlichen Inschriften enthalten
so wenig wie die obenerwähnten Malereien irgend einen
Ausdruck, der auf die harte Behandlung schließen ließe,
der jene armen, einfachen Menschen unterworfen gewesen
waren. Jedes Wort bezeugt gleichsam jene göttliche Liebe,
die damals in Aller Herzen lebte, und die das irdische
Dakevn in Mitte aller seiner Greuel zu einem Himmels-
verkehr umwandelte. — Nickt bloß die Kunstformen und
andere materiellen Bräuchlichkeiten wurden dem Alierthuin
ohne Weiteres entlehnt, selbst ein großer Tbeil der älte-
sten christlichen Symbole wurde ans demselben herüber-
genommcn oder beibehalten. Und warum nicht? Alles
kam ja nur darauf an, die Gegenwart mit christlicher
Gesinnung zu betrachten, und das, was sie bot, in solcher
zu gebraucken. Auch in dieser Beziehung scheinen die
ältesten Christen ein Muster von echter und sriedenäh-
rcnder Toleranz darzubieten.

In einem fünften Kapitel werden die Gegenstände
aufgezählt, welche mau in jenen Todkenwohnungen vor--
gefunden. Diese bilden den ziemlich ärmlichen und un-
scheinbaren Vorrath christlicher Anticaglie». Von dem
Kinderspielzeug an bis zu den goldenen Stoffen, in welche
die Leichen verhüllt angürvffen worden sind, liefern die-
selben immer nur ein Bild der Einfachheit jener Zeiten.
Die Lampen, von denen jene unterirdischen Räume er-
leuchtet wurden, finden sich besonders häufig vor. Ihre
Verzierungen sind einfach und unbedeutend; nächst ihnen
sind jene bemalten Gläser besonders zahlreich, welche zn
dcr Feier der u.odtenmahle oder Agapen gedient haben.
Unter lezteren befinden sich einige mit rein heidnischen
Gegenständen, deren Anwesenheit indessen keinen Anstoß
erregt zu haben scheint.

In dem sechsten und lezten Kapitel beleuchtet der
Verfasser die Bildnisse, welche von Christus, der heiligen
Jungfrau und den Aposteln ans uns gekommen sind.
Gleichzeitig ist keins derselben. Der heilige Augustinus
erklärt ausdrücklich, daß man von den beiden ersten kein
Porträt besäße. I» dem Gewölbe einer Capelle dcS
Grabhofs von S. Calirtus befand sich bekanntlich früher
das älteste gemalte Porträt deS Erlösers, welches von
Bottari bekannt gemacht worden ist, und das sich gegen-
wärtig in dem christlichen Museum des Valicans befindet.
Etwas besser sieht eS mit der Authenticitat der Porträt-
züge der Apostel aus. Von Petrus und Paulus wenig-
stens scheinen sehr frühe schon Bildnisse bei den ersten
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