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Schätzungen darzustellen, nur ihre Bilder vermögen
es, das Gemüth des Schauers in tiefer, heiliger Ruhe
festjuhalten.

* * •

<Si war vorauszusehen, daß die französische Romantik,
die das klassische Prinzip zu Boden drückte, mit ihren
verderblichen Folgen auch deutsche Malerei nicht unberührt
lassen werde. Wir rechnen dahin das Streben junger
Künstler, recht Vieles und recht Pomphaftes zu malen,
alles mit theairalischem Knalleffekt auSzustaffiren: wir
zählen dahin die Vernachlässigung mythologischer Bilder.
Es geht mit diesen romantischen Bildern wie manchen
theatralischen Machwerken, die auf den Zetteln als
historisch-romantische ausposaunt werden; jenen fehlt weiter
nichts, als es müßte drunter stellen: historisch-romanti-
sches Bild. Gemalt sind diese Bilder, cs ist nicht zu
leugnen, recht gut, ebenso wie ihre theatralischen Ge-
schwister sich durch eine gefällige Diktion auszeichncn;
wendet Euch aber um, und vergegenwärtigt Euch noch
einmal diese Bilder: es wird Euch allenfalls noch die
Manier im Gedächtnisse geblieben scyn, eben so wie
Ihr aus den romantischen Theaterstücken nichts als allen-
falls die brillante Garderobe mit nach Hause nehmen
werdet.

* ^ *

*

Es dürste für den Psychologen von großem Interesse
seyn, zu erforschen, von welchem Publikum die einzelnen
Bilder am meisten besehen werden, z. B. welche Bilder
am meisten von der arbeitenden Klasse, welche von dem
Mittelstände besucht werden :c. AnS dieser Sympathie
ließe sich Viel schließen, und es dürfte sich der Mühe
verlohnen, wollte Jemand dieses Kapitel ausführlich be-
handeln.

* * *

Wie kommt es, daß gleichzeitige Begebenheiten selten
Meisterwerke Hervorrufen? Wie kommt cs z. B., daß die
glorreiche» Thaten Friedrichs des Großen keinen gleich-
zeitige» Künstler zu einem Werk anregten? — Die Ant-
wort findet sich in dem schon mehrmalen genannten Wech-
selverhältniß zwischen schöner Literatur, Kunst und Wis-
senschaft. — Wie der Poet und der Dramatiker vermöge
der menschlichen Geistesrichtnng nur recht schaffen kann,
wenn er sich in die Vergangenheit versezt, weil er sich
aus ihr ihre Ideale, die er in der Gegenwart nickt zu
finden glaubt oder nicht findet, holen kann, so ergeht es
auch dem Maler, der seine Ideenwelt gern der Vergan-
genheit entnimmt. Er sieht dort mit andern Augen und
fühlt mit andern Gefühlen, als in der Gegenwart; die
Gegenwart bietet nur das Reale, das sich nicht so gut

zum Pinsel eignet; dagegen die Vergangenheit das I d c a l e,
das für den schaffenden Künstler einen weiten Spielraum
in sich faßt.

Der Porträtmaler ist von allen der gebundenste. Bei
ihm kann weder von einem feststehenden Typus, noch
von Schule, noch von Manier die Rede seyn; sondern
die Natur allein ist es, die er sehen muß; ungestraft
aber läßt die Natur nichts an sich ändern. Da darf man
nicht variiren, nicht modeln, da darf man nicht, Schau-
spielern gleich, die Partie so und so auffassen, nein, da
muß Alles Natur, Wirklichkeit seyn. Unseres Erachtens
ist dieser Zweig der Malerei mit der schwierigste; darum
steht auch ein Tizian, ein Nembrandt und vor Allem ein
van Dyk so groß da. Darum wird cs auch Vielen, die
in andern Zweigen selbst Ausgezeichnetes leisten, so schwer,
in der Porträtirkunst nur Ziemliches zu schaffen, weil sie
das Ideale mit dem Realen nicht zu verbinden verstehen.
— Leider aber ist die Porträtmalerei zum Handwerk herab-
gesunken: man sucht nur recht viele Porträts zu malen,
die lassen sich schnell schaffen; und je mehr Porträts, desto
mehr Geld; das Publikum bietet die Hand dazu.

Verantwortlicher Redakteur: von Schorn.

Richomme, einer der vorzüglichsten jezt lebenden
Kupferstecher, ist gegenwärtig beschäftigt, die berühmte Hei»
ligc Familie, welche Raphael für Franz I. malte, und die
aus EdelinkS herrlichem, aber selten gewordenem Blatte den
Kunstfreunden bekannt ist, für die Handlung Artaria »nd
Fontaine in Mannheim zu stechen. Er hat früher schon
denselben Gegenstand für dar von Laurent herausgegebene
Musc'c Royal geliefert, aber in der jüngste» Zeit eine neue
Zeichnung nach dem Original gefertigt, und sich dnrch fort-
gescztes Studium desselben »och vertrauter mit de» unend-
lichen Schönheiten dieser Raphaelsche» Meisterwerks gemacht.
Auch wird er bei der neuen Uebertragung auf die Kupfer-
platte dar Urbild unauSgestzt zu Rathe ziehen. — Der Stich
wird ohne den Plattenrand i» Pariser Maß Zoll 5 Li-
nie» Höhe und ,i Zoll 8 Linien Breite haben, und man
darf etwas höchst Ausgezeichnetes von einem Künstler erwar-
ten, der bereits durch seine früher» Leistungen nach Raphael
Beweise gegeben, daß ihm das Gefühl, welcher die Werke
dcS großen Meisters beseelt, nicht fremd geblieben scy.

Die Subscription auf diesen Kupferstich ist bereits bei
der VerlagShandlnng eröffnet, welche gegenwärtig beschäftigt
ist, den im vorigen Dccember gedruckten ProspeltuS zu ver-
breiten.
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