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Kunstblatt.

Donnerstag, den 24. Juni 1841.

Allerlei ans London.

December.

Im Fache der Literatur der Baukunst hat Wight-
w ick 'S Palast der Architektur (Ealace os arel>i>eclure)
einiges Aufsehen erregt. Es wird durch dies Werk bc-
zweckt, dem Studium der Architektur bei'm großen
Publicum, bei allen Gebildeten, selbst dem schönen Ge-
schlecht, Eingang zu verschaffen. Man will aber behaupten,
die Architekten von Profession seycn mit dem Plane des
Hrn. Wightwick durchaus nicht eiuverstandcu, ja ent-
schieden abgeneigt, solchen propagandischen Absichten Vor-
schub zu leisten. Cs sieht fast so aus, als ob sie fürch-
teten, das Publicum mochte, wenn es auf Hrn. W.
Absichten einginge, klüger werden als sie selbst, und ihre
architektonischen Leistungen nach strengerem Maßstab
beurtheilen lernen, während sie vor der Hand noch
iiniuer einen kleinen Vorsprung vor dem Publicum haben.
Unter dem angenommenen Namen Candidus hat ein
gewandter und witziger Kritiker daS genannte Werk in
Frazer's Magazine mit dem bittersten Tadel überschüttet,
und mehrere Zeitschriften, welche sich schlecht auf Ironie
verstehen, halten Wightwick für vollständig geschlagen.
Die Absicht des Kritikers gebt aber aus dem Schluffe
seiner Beurtheilung zu deutlich hervor, als daß man
darüber in Zweifel scyn könnte, wenn man sie auch nicht
schon früher bemerkt hätte. Das Werk wird sich wahr-
scheinlich als höchst nützlich bewähren, und da es ein
mit zahlreichen, die verschiedenen Baustyle erläuternden
Kupfern ausgestattetes Prachtwerk ist, in den Gesellschafts-
zimmern aufgelegt werden, wodurch Viele, die diesem
geschmackvollen Studium sonst keine Aufmerksamkeit ge-
schenkt haben würden, zum tiefem Eingehen in dasselbe
veranlaßt werden dürften.

Da ich des Candidus einmal erwähnt habe, so will
ich auch bemerken, daß derselbe bei dem hiesigen, sich
für die Architektur interessirenden Publicum nicht mir
einen Namen hat, sondern für eine wirkliche Autorität

gilt. Durch eine Reihe von Artikeln in Loudon's Archi-
tectural Magazine und im Civil Engineer and Archi-
tect’s Journal, so wie durch Beiträge zu andern Zeit-
schriften hat er sich als einen völlig urtheilsfähigen Sach-
kenner bekundet. Er trägt seine bündigen Meinungen
in einer kraftvollen und klaren Sprache vor, und weiß
durch seinen lebhaften und angenehmen Styl selbst die-
jenigen zu fesseln, welche für die Sache selbst kein leb-
haftes Interesse fühlen. Sein Notizenbuch (Note-Book),
von welchem bis jetzt 21 Fascikel im Civil Engineer er-
schienen sind, so wie eine frühere Reihe von Aufsätzen
i»I Arcliiteclural Magazine, können als gültige Belege
hiefür genannt werden, und die bedeutenden satirischen
Seitenblicke, welche er bei jeder Gelegenheit auf die mehr
oder weniger mit der Architektur zusammenhängenden
Gegenstände wirft, geben Allem, was aus seiner Feder
fließt, noch allgemeineres Interesse.

Bevor London im Jahr 1834 sein Magazin der Archi-
tektur gründete, beschäftigte sich kein einziges englisches
Journal ausschließlich mit diesem Gegenstände. So sehr
aber auch das Bedürfnis! eines solchen Journals vvrlag,
und so nützlich sich dasselbe während der Zeit seines Be-
stehens bewiesen hat, so fand cs doch die verdiente Unter-
stützung beim Publicum nicht und ward daher mit dem
fünften Bande geschlossen. Uebrigens hat cs wegen seiner
gediegenen Artikel einen bleibenden Werth für die Büchcr-
sammlung jedes Mannes vom Fach. Das Eingehen
desselben würde noch bedauerlicher gewesen seyn, wenn
nicht kurz vorher das Civil Engineer and Arcliileet's
Journal, anfangs als Nebenbuhler von Loudon's Ma-
gazine , in's Leben getreten wäre. Schon aus dem
Titel ist ersichtlich, daß sich das jüngere Journal nicht
nur mit Architektur, sondern auch mit dem Maschinen-
bau beschäftigt, und leider wird die crstcre darin etwas
stiefmütterlich behandelt. Dies ist schon darum zu be-
dauern, weil dieser Umstand daraufhinwirkt, dem großen
Publicum das Interesse an der Architektur zu verleiden.
Die Kritik über Schriften, welche die Baukunst zum
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