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Ausdruck der Köpfe öfters etwas sehr Lebendiges, Mild-
liebliches haben, daher hier eine besondere Erwähnung
verdienen. Diese letzter» drei Tafeln besitzt Hr. Ober-
regierungsrath Barthels in Aachen.

Ein Künstler, der zwar nicht der westphälischcn
Schule, aber jener Zeit und Richtung unter dem nieder-
ländischen Einfluß in der zweiten Hälfte des löten Jahr-
hunderts angehört, und daher hier seine Stelle findet, ist

Konrad F y o > l aus Frankfurt a. M.

Maler und Bildschnitzer. i46J — 14 76.

Die Familie dieses Malers scheint seit sehr frühen
Zeiten in Frankfurt heimisch gewesen zu seyn, indem ein
Heinrich Viol schon mit Andern als Zeuge im Namen
der Stadt in Urkunden von 1215 bis 1219 vorkommt.
Der Vater Konrad's hieß Sebald, war gleichfalls Maler
und kommt in den städtischen Rechenbüchern in dem
Jahr 1439 vor, da er damals die „alte Schreibstube bei
der Schreiberei" im Römer (dem Rathhause) mit Ma-
lereien versehen, die leider jetzt verschwunden sind. Zu-
folge einer Uebereinkunft von 1444, auf St. Valcntins-
tag, verkaufte Sebald Fyoll, Maler, und Katharin, seine
Hausfrau, an den Dentschvrden einen Gulden Geld auf
dem Haus ihres Schwagers und ihrer Schwester, Heyntz
Grünewals ' und Annen seiner Hausfrau.

Von unserm Meister Konrad wissen wir, daß er
im Jahr 1461 unter dem ehemaligen Brückenthnrme um
sechs Gulden die Malereien von 1392 ausgebessert, welche
auf der einen Seite die Kreuzigung Christi, auf der
andern die Tödtuug des tridenlinischcn Kindes darstellcn;
beide zum Schimpf der Inden, was noch besonders da-
durch hervorgehobeu wurde, daß dabei ein Jude abgebildct
war, der verkehrt auf einem Schwein reitet und statt
des Zaumes den Schwanz hält, anderer unflätiger Dar-
stellungen nicht zu gedenken. Leider sind mit der Ab-
tragung des Thurmcs auch die Malereien zu Grunde
gegangen, uns jedoch durch Kupferstiche bekannt.

Von andern Arbeiten, die aber auch untergegaugen
oder doch nicht mehr an ihren ehemaligen Stellen vor-
handen sind, gibt uns ein Contract vom Jahr 1467
Kunde, den Konrad Abt zu Selbold und Meister „Kon-
rad Maler, Sebalds Sohn," geschlossen, wonach letzterer
für jene Klosterkirche (zwischen Hanau und Gelnhausen
gelegen) eine Altartafel zum Preis von 70 Gulden und
10 Achtel Kor» fertigen solle, welche 5 Ellen Breite und
6 Ellen Höhe habe. Die Mitte solle in geschnitzten und

' Dieser Heyntz GrünewalS (Hans ober Heinrich Grüne-
Wald) dürste der Vater des Matthäus Grünewald gewesen
seyn, welcher sowohl in Frankfurt, als besonders in Mainz
und Aschaffenburg viele herrliche Altarblätter gemalt hat, i
worüber weiter unten noch einige Nachrichten sollen mit- '
getheilt werden.

zum Theil vergoldeten Bildern die h. Jungfrau mit
dem Christkinde, Johannes den Täufer und den Kirchen-
vater Augustin, die Flügel in Oelfarbe gemalte Dar-
stellungen auf Goldgrund enthalten. Der Abt schoß ihm
20 Gulden auf diese Arbeit vor. Indessen verzögerte
Meister Fyoll deren Vollendung, so daß im Jahr 1470
mit dem Abt Streitigkeiten entstanden und sich derselbe
an den Rath der Stadt wendete, entweder den Maler
zu vermögen die Altartafel zu vollenden, oder das darauf
vorausbezahlte Geld wieder zurückzuerstatteu.

In ein ganz ähnliches Verhältnis! war unser Meister
mit zwei Dorfgemeinden Gryuda und Mitla gcrathen,
welche ihm für zwei Altarblätter gleichfalls vier Gulden
vorgeschossen hatten, ohne daß er sein Versprechen zur
rechten Zeit erfüllt, weßwegen gleichzeitig mit den Be-
schwerden deö Abtes zu Selbold ähnliche von dem Grafen
von Büdingen an den Rath ciutrafcn. Damals war
Meister Konrad Fyoll gerade auswärts beschäftigt, sobald
er aber heimgekehrt war, wurde er vom Rathe wegen
seiner Säumniß angehalten, worauf er entschuldigend
erwiederte, wie er wegen der Länge der mit ihm gepflo-
genen Verhandlungen viele andere Arbeiten übernommen
habe, die er zuvörderst habe beendigen müssen, wie er
aber in Bälde beide klagende Theile zu befriedigen ge-
denke. Aus einem Brief des Abtes vom Jahr 1476
wird aber ersichtlich, daß er die Altartafcl für dessen
Klosterkirche zu Selbold bis zu jenem Zeitpunkte noch
nicht ganz vollendet hatte.

In demselben Jahr, 1476, zahlte Meister Konrad
Fyoll 9 Pf. 4 st. jährlichen Zins an das Bartholomäus-
stift für seine Wohnung im Haus Nideck in derKannen-
gicßcrgassc gelegen.

Sehen wir uns nun um nach den Werken unsers
thätigen Meisters, der nach den mitgetheilten Nachrichten
als der bedeutendste damals in Frankfurt lebende Künstler
zu betrachten ist, so finden wir zwar keines mit seinem
Namen bezcichuete, allein mehrere, die in jener Zeit
von einem und demselben Maler für Kirchen und Pa-
tricier jener Stadt gefertigt worden, und füglich keinem
andern als unserm Meister Konrad Fyoll zugcschriebeir
werden dürfen. Es sind folgende Gemälde:

1) Großes Altarblatt mit Flügeln, in der Mitte
die Familie der h. Anna, zu den Seiten die Geburt und
den Tod der Maria darstellend. Es stammt aus der
Dominikanerkirche und ist jetzt im Städel'schen Kunst-
institute aufgestellt. Im Catalog des Museums wird
cs fälschlich dem Roger von der Wcydc zügeschrieben.

2) Drei grau in Gran gemalte-rafeln mit colorirten
Ertremitäten, darstellend: Joseph mit dem auf dem
Steckenpferde reitenden Christkinde und S. Gregor,
S. Agnes und S. Lucia, S. Valentin und S. Martinus.
Gleichfalls dem Museum gehörig.
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