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Kunstblatt.

Dienstag, den 28. Drcember 1841.

Neue Kupferstiche.

La Madonna coi quattro Santi, dal quadro ori-
ginale esistente nella reale galleria di Dresda.
Dresden bei Ernst Arnold. Gestochen von Peter
Lutz, gedruckt von Bongcard in Paris.

In dreifacher Hinsicht wird der genannte Kupferstich
den Kennern und Freunden der Kunst eine werthvolle
und erfreuliche Erscheinung seyn. Das ihm zum Grunde
liegende Gemälde gehört einem weniger bekannten Meister
an; daher denselben genauer zu bezeichnen nicht über-
flüssig scheint. Varto lom meo Ra meng hi ist einer
der Maler, deren Verdienst fast mehr durch die ein-
stimmige Bewunderung seiner nächsten Zeit als durch
Würdigung einer größern Zahl noch vorhandener Werke
beglaubigt wird. In dem südlichen Tbeil der Romagna
im Flecken Bagnacavallo geboren, woher er auch den
Beinamen il Bagnacavallo erhielt, bildete er sich in
der Schule des Francesco Francia zu Bologna und ge-
wann daselbst schon einen ausgezeichneten Namen. Von
Francia entnahm er die Regel sorgfältiger Ausführung
und des charakteristischen Ausdrucks. Er ging nach Nom,
um unter Raffael's Leitung weitere Fortschritte zu ge-
winnen. Mit ganzer Seele mag er sich dem großen
Meister hingegeben haben; denn bald hatte er sich dessen
Manier mit entsprechender Treue angeeignet, und Raf-
fael in ihm einen würdigen Schüler erkennend, ließ ihn
an der Ausführung der Gemälde in den Zimmern des
Vaticans, neben Ginlio Romano, Antheil nehmen.
Nach Bologna zurückgekehrt, ward er ein Vorbild für
lange Zeit, in welcher von seinem Stamm eine viel-
zählige Künstlerfamilie ausging. — Weder das Jahr seiner
Geburt, noch seines Todes ist genannt; nur daß er im
58sten Jahre starb, erzählt Vasari. Vielleicht, daß seine
kräftigste Wirksamkeit mit Recht ums Jahr 1540 ange-
nommen wird. Einige haben das Todesjahr auf 1542
gestellt. Außer Bologna, wo in der Klosterkirche zu

St. Michael in Vosco, auf einer Anhöhe vor der Stadt,
ein Gemälde die Verklärung Christi darstellt, und die
Pinakothek eine Madonna mit Heiligen besitzt, eristiren
von ihm nur wenige Werke. Die Galerie zu Dresden
rechnet eines derselben zu ihren vorzüglichsten Schätzen.
Es ist auf Holz gemalt. 8 Fuß 10'/2 Z. hoch, die Fi-
guren in Lebensgröße. In einer von Engeln umgebenen
Glorie ruht sitzend auf Wolken die heilige Mutter mit
dem Kinde. Sie umfaßt mit dem rechten Arm den auf
einer Wolke stehenden Christus, welcher abwärts schaut
und mit der rechten Hand nach der Himmelshöhe zeigt.
Im Vorgrund stehen vier Heilige: Geminianus, zu
dessen Füßen das Modell einer Kirche sichtbar ist, Petrus,
durch den Schlüssel, Paulus durch das Schwert, An-
tonius von Padua durch den Lilienzweig wie anderwärts
bezeichnet. Sie sind, ohne auf die Erscheinung in der
Himmelshöhe gerichtet zu seyn, in einem Gespräch be-
griffen. Petrus spricht zu Gemiuianus, als fordere er
denselben auf, nach jener Gegend, die er mit der Hand
andeutct, auszugehcn und dort das Wort des Herrn zu
predigen oder eine Kirche zu gründen. Geminiauns er-
wiedert in Bescheidenheit gelobend das heilige Werk.
Sinnend hört Paulus der Rede zu und stützt sich auf die
über dem Schwerte ruhende Hand. Antonius nimmt
an dem Vorgänge nicht näheren Antheil. Der Haupt-
werth des Gemäldes beruht bei einer höchst einfachen
Composition auf dem seelenvollen Ausdruck sowohl in
den Köpfen als auch in der charakteristischen Stellung
der Personen. Die nachdenkliche Betrachtung des Pau-
lus, wie die würdevolle Ermahnung des Petrus fesseln
jeden Beschauer; anmuthige Natürlichkeit waltet in dem
Verkehr zwischen dem Christnskindc und dem einen der
Engel. Dieser winkt nämlich abwärts, worauf ihm
Christus durch die aufgehobene Hand erwiedert, als sage
er: droben ist die Stätte meines Wirkens. In dem
Faltenwurf, in der Zeichnung der Hände und sonst er-
kennt man die in Francia's Schule gebildete Meisterhand.
Diesem Lehrer scheint Ramenghi hier in Composition
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